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Ein Ausflug in die Vergangenheit und Zukunft der Arbeit

Von Raphael Wermuth, August 10, 2023

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Arbeit

Abbildung 1 (Quelle: Canva Text to Image AI Creator): GIF kreiert mit Artificial Intelligence – unter Eingabe der folgenden 3 Begriffe: People working in a factory of the 18th century, People working today, People working in the year 2053.

Seit wann sprechen wir eigentlich von ‘Arbeit’? Empfanden unsere Vorfahren das Beerensammeln und die Mammutjagd bereits als Arbeit? So genau wissen wir es nicht. Wenn man dem emeritierten Professor Jakob Tanner zuhört, dann wird in allen früheren Epochen Arbeit oft auch mit Armut gleichgesetzt. Wer arbeiten muss, hat es irgendwie nicht geschafft. Eine eher entwertende Sichtweise auf die Arbeit. Erst seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts verschwand langsam aber sicher auch diese Sichtweise, und damit die ‘Arbeiterklasse’, das Proletariat.

Von der unaufhaltsamen Automatisierung der Arbeit…

Doch bis zu diesem Zeitpunkt durchlebte die Arbeit und damit ihre Hauptdarsteller:innen, die Arbeiter:innen, eine bewegte Zeit. Dabei spielte immer wieder die Automatisierung, heute nennen wir es Technologie, eine massgebliche Rolle. Die Mechanisierung von einzelnen Arbeitsschritten und -prozessen fand schliesslich in der industriellen Revolution des 18. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Ob Dampf, Strom, oder wie in der Schweiz die Wasserkraft, gemäss dem ‘Gesetz des grössten Muskels’ mechanisierte man zuerst Dinge, die viel Körpereinsatz verlangen, die schwer sind.

…und dem Kampf um den 8-Stunden-Tag

Damals wie heute gab es auch pessimistische Anschauungen bezüglich der Auswirkungen der Technik auf die Arbeit: Ich als gute Arbeiter:in werde von einer Maschine ersetzt. Wo früher in Heimarbeit gesponnen und gewoben wurde, versetzte die Gründung der Schweizer Textilindustrie der Heimindustrie den Todesstoss. Angst und Frustration führten damals zum einzigen ‘Maschinensturm’ in der Schweiz, dem bekannten Brand von Uster im Jahr 1832.
Doch die Geschichte schritt unaufhaltsam rasant voran. Fabrikgesetze folgten, Kinderarbeit wurde verboten. Wo früher 6 Tage 11 Stunden gearbeitet wurde, fand man sich bald im Kampf um den 8-Stunden-Tag. 1856 ging es in Melbourne los mit dem Schlachtruf der sich organisierenden Arbeiterbewegung. Der Proletarier emanzipierte sich.
1918 streikten über 250’000 Arbeiter:innen in der ganzen Schweiz. Der dreitägige Generalstreik brachte schliesslich die 48-Stunden-Woche und die Alters- und Hinterbliebenenversicherung (AHV).

Abbildung 2 (Quelle: History Friday: Der 8-Stunden-Tag): Steinmetze und Gebäudearbeiter erkämpften am 21. April 1856 in Melbourne den Achtstundentag.

Der klassische Mittelstand formt sich

Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts setzte sich der Trend der Automatisierung weiter fort und erreichte einen neuen Höhepunkt. Mit der Entwicklung der Elektronik und der Computertechnologie gab es immer komplexere Maschinen und viele Prozesse wurden automatisiert. Dies führte zu einem massiven Anstieg der Produktivität. Der klassische Mittelstand formte sich, eine wohlstandsnivellierte Wissensgesellschaft, die eher dem Massenkonsum zugeneigt ist. Doch wie geht es nun im 21. Jahrhundert weiter?

Lasst uns nun etwas Zukunftsarchäologie spielen!

Unser Umgang mit der Zukunft beschränkt sich meist auf die Vorstellung, dass es früher besser war. Der Alltag mit negativen Nachrichten und die zunehmende Komplexität tragen oft dazu bei, dass wir mit der Zukunft nicht nur Hoffnung und Positives verbinden. Ein solcher Hoffnungsraum ist jedoch essentiell, um sich mit der Zukunft, mit etwas Futuristischem zu beschäftigen. In diesem Hoffnungsraum müssen wir uns von der Gegenwart und der heutigen Technologie lösen. Es gilt, sich vom sogenannten ‘Gegenwart Lock-in’ zu lösen.

Arbeit

Abbildung 3 (Quelle: Futuristic Victorian Postcards Predicted Millennial Technology): Um uns ein Bild über die Zukunft zu machen, müssen wir uns vom Gegenwart Lock-in befreien.

“Was” wollen wir in Zukunft sehen? Erst dann folgt das “Wie”!

Anstatt über das “Wie” nachzudenken, konzentriert sich Markus Iofcea als selbsternannter Zukunftsarchälologe auf das “Was”. Im Think Tank “Y” der UBS geht er über das ökonomische Visionieren hinaus. Mit seinen Mitstreitern denkt Iofcea darüber nach, was für eine Zukunft im Bereich Arbeit und Wohlstand möglich sein könnte. Dabei interessiert ihn nicht, was in fünf oder in fünfzehn Jahren sein wird. Sein “Y”-Team interessiert, was in dreissig Jahren sein könnte. Dabei stellt er sein Team sehr interdisziplinär zusammen, um möglichst diverse Blickwinkel in seine Szenarien zu bringen.

Wie können wir alle, auch in Unternehmen, einen Hoffnungsraum aufspannen, in welchem wir über mögliche Zukunftsszenarien philosophieren können? Wie sieht die Zukunft der Arbeit in unserem Unternehmen aus? Auch hier gilt: Wenn wir über die Zukunft sprechen, müssen wir uns erst mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Und es muss klar sein, was unser ‘Purpose’ ist. Warum existiert unser Unternehmen? Dann kann uns eine kleine Denkhilfe in die Zukunft bringen: Stell dir vor, du hast einen roten Knopf – und der kann [hier setzt man seine Zukunftsvision ein]. Dann gilt es, zurückzuschauen, und Antworten darauf zu finden, wie es dazu gekommen sein könnte.

 

Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS New Work HWZ verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.

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