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Neue Arbeitswelten als zentraler Wettbewerbsfaktor

Von Thomas-Peter Binder, Mai 5, 2023

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Was eine Gemeindeverwaltung wie Gossau ZH vom globalen Multi Roche lernen kann.

Über 70 Prozent der Erwerbstätigen in der Schweiz arbeiten im Dienstleistungssektor. Der überwiegende Teil in einem mehr oder weniger klassischen Büro. Doch diese Arbeitswelt befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, investieren Arbeitgebende in zukunftsfähige Arbeitswelten. Das CAS New Work bekam am Hauptsitz der Roche in Basel Einblick, in welch ambitionierte Richtung sich neue Arbeitswelten entwickeln. Nicht nur für international tätige Multis ein «Muss», sondern auch für KMU, sofern sie im Wettbewerb um die besten Fachkräfte punkten wollen.

«Die Macht im Büro hat sich verschoben: Von den Arbeitgebern zu den Arbeitnehmern. Das ist nicht nur die Folge der Pandemie, dahinter stecken grundlegende Veränderungen: Produkte werden irgendwann ausschliesslich von Maschinen produziert, die Angestellten erschaffen Ideen. So werden sie freier und mächtiger. Immer mehr Unternehmen werden um die gleichen Mitarbeiter kämpfen. Die Büros werden deshalb heller, gemütlicher, wohnlicher.» So lautet der Befund eines empfehlenswerten Artikels von Michael Schillinger und Aline Wanner im «NZZ Magazin» vom 16. Februar 2022 unter dem Titel «Wieso das Büro nach der Pandemie zurückkehren und unser Leben noch mehr bestimmen wird als vorher». Sie schrieben diesen Artikel unter anderem nach ihrem Besuch des Roche-Towers in Basel, der in seinem Innern zukunftsweisende Arbeitswelten aufweist.

New Work – für Weltkonzerne, aber auch Landgemeinden

Im Rahmen des CAS New Work haben auch wir Studierende den in jeder Hinsicht imposanten Hauptsitz von Roche besichtigt. Und auch wir waren beeindruckt von den dort angetroffenen neuen Arbeitswelten. Bleibt die Frage, was bloss haben die Arbeitswelten am urbanen Hauptsitz eines Weltkonzerns mit mir und meiner Arbeit als Gemeindeschreiber einer ländlichen Gemeindeverwaltung zu tun? Um es vorweg zu nehmen: sehr viel! Der Besuch des Roche-Towers war für mich ein Schlüsselmoment und New Work ist in der Folge für meine weitere berufliche Praxis ein zentrales Thema geworden. Ich komme darauf zurück.

Gemeindeverwaltung Gossau ZH – ein KMU im Umbruch

Als Gemeindeschreiber bin ich gleichzeitig CEO. «Mein» Unternehmen – die Gemeindeverwaltung Gossau ZH – umfasst rund 120 Mitarbeitende. Der überwiegende Teil von ihnen leistet Kopfarbeit. Im Unterschied zu früher haben sich die Anforderungen an sie verändert, wurden höher, herausfordernder und bedingen die agile Zusammenarbeit über Abteilungs- und Bereichsgrenzen hinweg. Grund sind die immer komplexeren Gesetze und Verordnungen im Zusammenhang mit Verwaltungsgeschäften. Gestiegen sind aber auch die Ansprüche von Bevölkerung und Wirtschaft, also unserer Kundschaft. Sie will Service public, und zwar schneller, effizienter, rund um die Uhr. Als Gemeindeschreiber muss ich die Zukunftsfähigkeit der Gemeindeverwaltung als Arbeitgeberin kritisch analysieren, da der Wettbewerb um die besten Talente genauso hart ist wie in der Privatwirtschaft.

Ein Bild, das drinnen, Boden, Bereich, Möbel enthält.Automatisch generierte Beschreibung

Foto: Raphael Wermuth

Im Roche-Tower in Basel ist New Work Realität. Blick in einen grossen, offenen Arbeitsraum mit verschiedenen Sitzangeboten. Rechts im Bild: Zugang zu Arbeitsnischen.

Covid-19 als Treiber der Transformation

Vor der Pandemie hatten alle Mitarbeitenden ihren angestammten Arbeitsplatz. Eine Pflanze da, ein Bild dort, für viele war das Büro das zweite Zuhause. Dann kam die Covid-19-Pandemie und damit eine neue Arbeitsform: Homeoffice. Und es funktionierte besser als gedacht. Doch als die Mitarbeitenden wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren konnten, wollten sie diesen neu aufgestellt haben. Das mobile Arbeiten war zur geschätzten Gewohnheit geworden und sollte wenigstens teilweise beibehalten werden. Gleichzeitig erkannte man den Wert des Büros für den internen Austausch. Kurzum: Im Kern verlangten die Mitarbeitenden mehr Selbstbestimmung, wie und von wo aus sie ihre Arbeit gestalten wollen, und auch mehr Flexibilität. Hybrid und fluid, so die neue Maxime. Die bestehende Arbeitswelt wurde damit infrage gestellt.

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Foto: Raphael Wermuth

Die neuen Arbeitswelten in der Roche offerieren einen Mix an unterschiedlich eingerichteten Arbeitsplätzen.

Ein Investment in die Besten

Roche zeigt exemplarisch, dass sich ein Investment in die Arbeitswelt lohnt. Dass sie Mitarbeitende zu Höchstleistungen motivieren kann und ihnen Gewissheit gibt, am richtigen Ort zu sein. Und so wie Roche will auch die Gemeindeverwaltung Gossau ZH die Besten der Besten aus der Branche. Ein klarer Auftrag an mich als Gemeindeschreiber, die vorhandenen Strukturen den heutigen Anforderungen entsprechend zu reformieren, nicht nur räumlich, sondern auch kulturell.

Ein Bild, das drinnen, Boden, Möbel enthält.Automatisch generierte Beschreibung

Foto: Raphael Wermuth

Auch in Hängesesseln lässt sich’s konzentriert arbeiten.

Fitte Arbeitswelten als Voraussetzung

Gossau ZH ist offen für New Work, für ein hochflexibles Raumangebot mit einem Mix von Zellen-, Gruppen- und Grossraumbüros, für Begegnungszonen und Lounges. Es braucht störungsfreie Fokusarbeitsplätze, Desk-Sharing und Möglichkeiten für Co-Working. Mobiles Arbeiten ist heute zentral, gerade für jüngere Mitarbeitende ist es schon fast eine Voraussetzung. Hand aufs Herz: Unsere Gemeindeverwaltung wird zwar zweifellos nie so aussehen wie der Roche-Tower, doch die Arbeitswelten sollen dieselben Ansprüche erfüllen. Letztlich geht es darum, die besten Fachkräfte von der Arbeit auf der Gemeindeverwaltung Gossau ZH zu überzeugen.

 

Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS New Work verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.

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