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Ist die Zukunft der Arbeit wirklich nur Barista-Kaffee und Töggeli?

Von Jérôme Wieser, Juli 6, 2023

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Wenn mich Freunde und Kollegen nach dem Inhalt meiner Ausbildung fragen, bin ich immer zögerlich. Denn New Work zu definieren ist keine leichte Aufgabe. Es gibt wahrscheinlich so viele Definitionen von New Work wie es Experten gibt. Für Lästermäuler ist New Work die Rutsche von Google oder seine Gondeln, das Töggeli des Startups oder das Home-Office der Beamten 🙂 Für erfahrene Aktivisten ist New Work die Zukunft unserer Arbeitsplätze und der einzige Ausweg, der der Unternehmenswelt noch offensteht.

New Work

Bild: Bilan.ch

Wie so oft liegt die Wahrheit wahrscheinlich zwischen diesen beiden Extremen, und das CAS New Work bietet seit August 2022, mit einem echten Pionierlehrgang, Antworten. Nach der Covid19-Pandemie – eine wahre Zäsur in der Arbeitsweltgeschichte – war der Zeitpunkt reif für eine solche Ausbildung.

In einem sechsmonatigen Kurs und mit der Hilfe von fast 30 Expertinnen und Experten haben wir uns mit den vielen Facetten der Arbeitswelt von morgen auseinandergesetzt, von Frithjof Bergmann bis hin zu zukünftigen Hologramm-Meetings.

Mauern können den Horizont erweitern

In den ersten Wochen wurden vor allem Arbeitsräume diskutiert. Auf zwei Ausflügen haben wir einen durchdachten Coworking-Space kennengelernt und die teilweise brandneu eröffneten Büros bei Roche. Etwas zufällig, aber mit großem Interesse, entdeckten wir auch das Arbeitsumfeld bei den Basler Versicherungen, das stark von ihrer Kunstsammlung inspiriert ist. Sehr interessant war zu sehen, wie die Unternehmen mit dem Design ihrer Büros die Kultur beeinflussen können – sei es mit Meistergemälden, Kollaborationsspirit oder gutem Essen.

Weg vom Dogmatismus

Dann wurden uns die Grundlagen und Prinzipien der Agilität nähergebracht und die Vorteile der Agilität für komplexe und chaotische Problemstellungen aufgezeigt. Ganz spannend war auch die Vision, dass New Work und Agilität eine Überlebensstrategie für Unternehmen anbieten, indem sie sie zukunftsfähig machen können. Denn Unternehmen mit selbstgeführten Mitarbeitern und Teams sind unbestritten produktiver und zufriedener. Die Weiterentwicklung von klassischen Organisationsstrukturen in agilen Organisationsstrukturen zeigen den Reifegrad von New Work.

Aber Organisationen müssen vorsichtig sein. Wie Jonathan Smart in seinem Buch Sooner Safer Happier schreibt, [dogmatische] Agilitätsmethoden führen nicht unbedingt zu besseren Ergebnissen. Die Auferlegung agiler Praktiken und einheitlicher Prozesse von oben nach unten ist «push and not pull» und bietet daher null Empowerment. Agilität muss sich auf das Verhalten, die Kultur und die Grundsätze beziehen, die jeden Tag Millionen von Entscheidungen beeinflussen.

Walk the talk

Wir nahmen anschliessend sowohl das Personal- als auch das Projektmanagement unter die Lupe. Wir haben festgestellt, dass die Unternehmenskultur zentral für gute Zusammenarbeit ist und deshalb spielen auch alle HR-Prozesse eine immense Rolle. Empathie und psychologische Sicherheit in Organisationen, damit alle gerne zusammenarbeiten und ihre optimale Leistung abrufen können, sind auch Schlüsselelemente. Zudem haben wir vertieft, wie Unternehmen ihr Purpose kultivieren können und müssen.

Die Unternehmenskultur ist bei Veränderungen oft gefährdet. Deshalb ist Corporate Communications in Change-Prozessen sehr wichtig. Begeisterungsfähige und motivierende Führungskräfte sind hilfreich, um komplexe Innovations- und Change-Projekte zu leiten. Zum Beispiel, wenn das Kader ihre Einzelbüros aufgibt, ist das ein wirksames Signal, das stärker ist als Worte und hilft sicher New Work Projekten weiter.

In der Theorie klingt das bestens, leider lässt sich die Kultur nicht in kurzer Zeit verändern.

Gibt es eine endgültige Meinung zu New Work?

Das Werk How to Work Better der Zürcher Künstler Fischli & Weiss aus dem Jahr 1991 bietet eine interessante Perspektive von New Work. Während einer Reise in Thailand haben die Künstler diese Arbeitsanweisungen in einer Fabrik entdeckt. Es ist spannend zu merken, dass solche Arbeitsanweisungen – in einer industriellen Umgebung entstanden – so aktuell sind. Die Arbeitsgeschichte prägt die Zukunft der Unternehmen und damit unmittelbar die Zukunft der Mitarbeiter. Wie und unter welchen Bedingungen will ich morgen arbeiten? Akzeptiere ich noch Unternehmen, die pyramidenförmige Strukturen und Methoden bevorzugen, die zwei technologische Revolutionen zurückliegen? Oder zusammengefasst: Will ich ewig im System arbeiten oder will ich endlich am System arbeiten?

In dem Sinn, dieser Studiengang gibt keine endgültige Meinung zum Thema New Work. Aber er öffnet die Augen für eine Welt voller neuer Möglichkeiten und für die Wiederentdeckung einer gesünderen Arbeitswelt. So, wie sollte man die Zukunft der Arbeit gestalten? Die Frage soll nicht «wie» sein, sondern «was».

New Work

Bild: Zuerich.com

 

Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS New Work verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.

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