«Arbeitsrecht und New Work» & «Kanban und Purpose»
Von Tobias Véron, November 8, 2023
Von Tobias Véron, November 8, 2023
Wie kann eine vieldiskutierte Bewegung wie New Work mit einem Arbeitsgesetz, welches aus dem Jahre 1964 datiert, sich gegenseitig unterstützen? Und wo prallen die beiden Themen aufeinander?
«New Work» steht für viele Dinge, doch unter anderem vereinigt es die Schlagworte «Selbstständiges Arbeiten» und «Freiheit» und steht für Flexibilisierung in der Arbeitswelt. Begriffe und Umstände, die typischerweise nicht mit einem Gesetz oder Rechtsprechung im Allgemeinen in Verbindung gebracht werden. Doch ist in der heutigen Zeit beides zentral, wenn es um die Gestaltung neuer Arbeitsformen geht. Das Arbeitsgesetz, auch wenn es bald 60 Jahre zurückdatiert, regelt auch heute noch die zwingenden Umstände, wann und wo Arbeit stattfinden darf. Es vereinheitlicht die Sicht auf die vielschichtige Arbeitswelt, da das Recht weitreichend Bestand hat und keine Unterscheidung macht, wie, warum und für wen die Arbeit verrichtet wird. Ausserdem verfolgt es den Grundsatz, dass der Arbeitnehmer mit diesem Recht geschützt wird.
Wie lässt sich das nun mit den flexibleren Ansätzen von New Work vereinbaren? Vorneweg: Mit neuen Arbeitsformen und flexiblen Arbeitsmodellen hat das Arbeitsgesetz seine Mühe. Das ist nicht weiter verwunderlich, stammt der Ursprung des Gesetzes aus einer Zeit, in der Arbeit üblicherweise in einer lauten und gefährlichen Fabrik zu fixen Arbeitszeiten stattfand. Das Fabrikgesetz hatte somit den Schutz der Arbeitnehmenden im Fokus. Es hat also klar Mühe, mit den heutigen Möglichkeiten von mobil-flexibler Arbeit Schritt zu halten. Die dauernde Erreichbarkeit und die Arbeit zu Randzeiten für mehr Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben finden immer mehr Beachtung und Anerkennung in der Arbeitswelt. Da passen starre Vorgaben aus dem Arbeitsgesetz zur Arbeit zwischen 6 – 23 Uhr und einer minimalen Ruhezeit von 11 Stunden am Stück wenig dazu. Oder wie steht es um das Thema «Arbeiten aus dem Ausland»? Auch da gibt es durch das Arbeitsgesetz eine lange Liste an Risiken, welche es zu beachten gibt. Während viele Arbeitnehmende dafür lediglich den Laptop einpacken müssen und los geht’s…
Höchste Zeit also, das Arbeitsgesetz anzupassen! Unbedingt, aber so schnell geht es dann wohl doch nicht. Im politischen Diskurs sind Anpassungen nicht im selben Tempo zu erwarten, wie die Digitalisierung und die Pandemie die Arbeitswelt verändert haben. Und doch hat das bestehende Arbeitsgesetz auch seine Berechtigung, schützt es doch die Arbeitnehmenden auch im Homeoffice vor Überarbeitung, Überzeit und Überwachung. Zusätzlich setzt es sich für den Gesundheitsschutz eines jeden ein. Gute Voraussetzungen, auf denen aufgebaut werden kann und sich Themen von New Work einbauen lassen!
Kennen Sie Ihren persönlichen Purpose und den Purpose Ihrer Arbeit? Wenn ja, lassen Sie diese auch in die tägliche Arbeit mit einfliessen? Falls nicht, findet sich ein gutes Übungsfeld mit der Arbeit auf Kanban-Boards.
Ein guter Purpose startet mit «why»: Warum mache ich, was ich mache? Was ist mein Antrieb dahinter, was gibt mir Energie? Es geht nicht darum, was und wie ich etwas mache, sondern die fundamentale Entscheidung, warum etwas gemacht wird. Es kann sich dabei um eine gewagte Behauptung handeln, denn es kann wie ein Sauerteigansatz mitwachsen. Dafür braucht es aber gutes Futter und eine langfristige Umsorgung.
Denn ein Purpose ohne Umsorge und Verständnis dafür, was dieser Purpose beinhaltet und bedeutet, führt zu leeren Worten und einem einfallenden Erlebnis. Ein Purpose, der aber konkret formuliert ist und bindend ist, der stets in Bewegung ist, den Weg vorgibt und Energie spendet ist ein arbeitender Purpose. Das bedarf einer stetigen Auseinandersetzung am und Übung mit dem Purpose. Da kommt das Kanban-Tool ins Spiel:
Denn auch das Kanban ist ein stetig wachsendes, evolutionäres System, welches ein Mitwachsen und regelmässiges Nutzen voraussetzt. Denn während ein Kanban-Board darstellt, was getan wird, was wichtig ist und was noch zu tun ist, so sollte es auch eine Abbildung des Purpose der täglichen Arbeit, wenn möglich des Purpose der Firma, sein. Der Purpose dient als Türsteher:in und bestimmt, welche neuen Arbeiten tatsächlich dem Purpose dienen und wie diese zu priorisieren sind. Dienen Aufgaben dem Purpose, werden sie aufgenommen. Dienen sie ihm nicht, wird ihnen der Zugang verweigert.
Klingt verheissungsvoll, ist aber bei wiederkehrenden Alltagsaufgaben vielleicht doch ein wenig hochgegriffen? Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch eine gute Übung, sich mit dem Purpose und seiner Verbundenheit zur Arbeit auseinanderzusetzen. Vielleicht bedarf es eines Reframings der Aufgabe, damit sie dem Purpose gerecht wird und es Motivation gibt, die Aufgabe angehen und abschliessen zu wollen. Denn mit einem guten und praktikablen Purpose haben diese Aufgaben die Chance, schneller und mit Leichtigkeit durch den Kanban-Prozess durchzufliessen.
Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS New Work HWZ verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.
Unser Newsletter liefert dir brandaktuelle News, Insights aus unseren Studiengängen, inspirierende Tech- & Business-Events und spannende Job- und Projektausschreibungen, die die digitale Welt bewegen.