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Schwarmintelligenz neu definiert!

November 6, 2017

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Aus dem Unterricht des CAS Disruptive Technologies mit Daniel Krebser berichtet José Lopez.

Daniel Krebser ist geschäftsleitender Partner bei Atizo 360 und bietet dort Beratung und Zugang zu einer Crowd von 25’000 Spezialisten im Bereich der Produktinnovation.

Worum geht es bei Crowdsourcing?

Unternehmen sind heute stark auf einzelne Themengebiete spezialisiert und fokussieren auf ihre Kernkompetenzen. Dank dem Internet ist es ihnen heute ohne grossen Aufwand möglich, auf eine grosse Community von Menschen zuzugreifen die bei ganz bestimmten Themen helfen können. Über sogenannte Crowds werden solche Transaktionen abgewickelt.

Crouwdsourcing im Privaten Umfeld

Das Phänomen Crowdsourcing findet in unserem Leben täglich statt und wir stehen -zum Teil unbewusst- mittendrin. Der Staumeldeservice im Radio der von Hörern bewirtschaftet wird oder die Rezension auf einem Reiseportal wie zum Beispiel Tripadvisor sind solche Beispiele. Dieses Alltagsphänomen funktioniert weil wir Menschen auch Altruisten sind und hoffen, auch mal von einer solchen Aktion persönlich profitieren zu können.

Was schätzen Sie, wieviel wiegt der Ochse?

Die Geburtsstunde von Crowdsourcing geht auf 1906 zurück. Als der Wissenschaftler Francis Galton auf einem Markt miterelebte wie Menschen dazu aufgefordert wurden, das Gewicht eines Ochses zu schätzen. 700 Menschen machten mit und Galton kam zum Ergebnis, dass der Durchschnitt aller Schätzungen das exakte Gewicht des Ochses darstellte. Aus dem Ergebnis leitete er folgende Regel ab, damit dieser Vorgang auch in anderen Situation erfolgreich angewendet werden kann.

  • Eine klar formulierte Frage
  • Eine möglichst diversifizierte Community
  • Eine optimale Möglichkeit das Ergebnis zu aggregieren

Wie funktioniert Crowdsourcing in der Praxis

Die wichtigste Voraussetzung ist Vertrauen in eigene Mitarbeitende aber auch in Menschen ausserhalb der Unternehmung. Der Entscheid, die Crowd in firmeninterne Themen zu involvieren setzt voraus, dass die Firma sich nach aussen hin öffnen muss und gewissen Geheimnisse preisgibt. Die Zukunft wird dann nicht nur im «eigenen Labor» entwickelt. Dafür bekommt man unkonventionelle Ideen von Menschen mit einem komplett anderen Blickwinkel auf die Situation die vielfältige Möglichhkeiten eröffnen können. Der Interaktionsprozess wird in der nachfolgenden Graphik veranschaulicht.

Welche Themengebiete sind für Crowdsourcing geeignet

Arbeit

Diese kann in Form von Kleinstaufträgen mit einer entsprechenden Entschädigung an die «Crowd» übertragen werden. Klassische Beispiel sind Back-Office Tätigkeiten, Research, oder Software-Entwicklung

Geld

Hier gibt es Modelle auf Investement-/oder Fundbasis.

Kreativität

Hier sind die Möglichkeiten unbegrenzt. So kann man zum Beispiel Desingaufträge vergeben in Form Produktenamen, Logo-Kreationen oder komplett neue Produkte-Ideen entwickeln lassen.

Wissen

Durch die spezifische Beteiligung entstehen ganze Online-Enzyklopädien. Wikipedia ist hier wohl das berühmteste Beispiel.

Crowdsourcing kann Mehrwert für diverse Bereiche im Unternehmen schaffen

 Je nach Bedarf, können die unterschiedlichsten Abteilungen von Crowdsourcing profitieren. In einigen Fällen hat es sogar angenehme Nebeneffekte. So können sich Unternehmen über die Nutzung von Crowdsourcing als offener und interessierter Arbeitgeber, Partner, Lieferant u.sw. positionieren. Der Einbezug von Kunden in die Marketing-Themen unterstreicht die Absicht, das beste Produkt für die Kunden anbieten zu wollen.

Wie läuft ein Crowdsourcing-Innovationsprojekt ab?

Am Anfang steht -wie so oft- die das Ziel im Mittelpunkt. Welche elementare Frage möchte die Firma beantwortet haben. Dieses Vorgehen stellt sicher, dass die Frage präzise formuliert wird. Danach soll die Community aktiviert werden. Das funktioniert am besten, wenn die folgenden Punkte erfüllt sind

Fullfilment, Fun (Gamefication-Faktor), Fame, Fortune. Danach werden die Ergebnisse evauliert und der Comunity als «Short-List» zur Abstimmung übermittelt. Mit diesem Schritt kann die Firma allfällige unerwünschte Voten (ganz wichtig bei Namensgebungen) aussondern.

Nach der finalen Abstimmung geht’s an die Umsetzung. Diese Phase soll marketingtechnisch gut überlegt sein, damit die Resonanz für die Firma positiv ist (Image, Umsatz…)

Erfolgreiche Beispiele von Crowdsourcing-Kampagnen

Die Migros ist seit Jahren mit ihrer Plattform Migipedia erfolgreich unterwegs. Kundeninputs führen immer wieder zu neue Produktvariationen. Aber auch Lego hat mit seiner Open-Source-Community neue Modelle entwickelt wie zum Beispiel die Lego-Roboter.

Erfolgreiche Crowdsourcing-Plattformen

Arbeit

https://www.clickworker.com/, https://www.testbirds.de/

Invest

https://crowdhouse.ch/de/

Funding

https://www.kickstarter.com/ https://wemakeit.com/ https://www.ibelieveinyou.ch

Kreativität

https://99designs.ch/ https://www.atizo.com https://www.jovoto.com/

Wissen 

https://www.innocentive.com/ https://de.wikipedia.org https://experiment.com/

Open Innovation Framework

Fazit

Durch Crowdsourcing bieten sich den Unternehmen neue Chancen um in bestehenden Märkten zu wachsen oder neue Märkte zu erschliessen. Auch führt diese Massnahme zu Kosteneinsparungen beziehungsweise zur Verlagerung (von fix zu variabel). Allerdings müssen sie sich den Risiken bewusst sein. Durch die Öffnung ist die Firma verwundbarer und der Überraschungseffekt im Markt kann ausbleiben. Auch die Rechtslage ist nicht immer klar.

Aus meiner Sicht, ist es auf jeden Fall für jedes Unternehmen ein Versuch wert auf die «Schwarm-Intelligenz» zurückzugreifen oder wie die drei Musketiere sagen würden: Einer für alle, alle für Einen!

Herzlichen Dank an Daniel Krebser für diesen interessanten und sehr praxisnahen Unterrichtsnachmittag.

 

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