RegTech: Das nächste grosse Ding in der Finanzwelt
Januar 28, 2018
RegTech. Aus dem Unterricht des CAS Digital Finance mit Susanne Chishti, Matthias Wegmüller und Jane Walsh berichtet Kristina Prenrecaj.
RegTech ist eines der am schnellsten wachsenden Gebiete in den letzten fünf Jahren nach FinTech. Die dynamische und sich verändernde regulatorische Landschaft erfordert ständig neue Lösungen und Massnahmen, um wachsende Compliance-Regelungen zu erfüllen.
Bisher wurde viel über FinTech und dessen disruptive Wirkung auf die Finanzwelt erläutert. RegTech, der kleine Bruder von FinTech, ist das nächste grosse Ding, das hohe Wellen in der Finanzbranche schlagen wird.
Compliant zu sein ist in den vergangenen Jahren für die Finanzdienstleister teuer geworden. Mit den zunehmenden Compliance Regelungen sind entsprechend auch die Kosten gestiegen. Eine Kostenreduktion ist in naher Zukunft nicht vorgesehen – im Gegenteil. Die lokalen sowie globalen Anforderungen werden weiterhin steigen und somit eine Kostenerhöhung herbeiführen. Das Ziel von RegTech ist es, effizientere und effektivere Prozesse zur Einhaltung regulatorischer Vorschriften zu ermöglichen. Ähnlich wie in der FinTech Branche kommen auch in RegTech neue Technologien wie Machine Learning, API, Data mining und analytics zur Anwendung. RegTech unterstützt sowohl die Einhaltung von bestehenden Regulatorien wie auch die Einführung und Einhaltung neuer regulatorischer Vorschriften.
In welchen Bereichen kommt RegTech zum Einsatz? Diese und einige weitere Fragen wurde bis anhin im CAS Digital Finance Studiengang nicht geklärt – deswegen werden im Weiteren diverse externen Quellen herangezogen. RegTech Dienstleistungen können in folgende Bereiche gegliedert werden [1]:
[1] Quelle : https://www2.deloitte.com/lu/en/pages/technology/articles/regtech-companies-compliance.html
Anlässlich der Study Tour in London hatten wir die Gelegenheit von Susanne Chishti, Gründerin und CEO des FINTECH Circles, Einblick in RegTech und einige spannende RegTech Unternehmen zu erhalten.
RegTech adressiert die brisantesten Themen im Compliance Bereich. Gemäss FINTECH Circle wurden alleine im vergangen Jahr mehr als 50.000 Warnmeldungen von mehr als 700 Aufsichtsbehörden weltweit herausgegeben. Es ist fast unmöglich mit dem Regulierungsschub Schritt zu halten, es sei denn die regulierten Unternehmen setzen neue Technologien ein, um die regulatorischen Anforderungen auf eine automatisierte und strukturierte Weise anzugehen. In Europa bereiten Themen wie MiFID II sowie die im Mai 2018 in Kraft tretende Datenschutz -Grundverordnung (DSGVO) den Akteuren in der Finanzwelt seit geraumer Zeit grosse Kopfschmerzen. Für die betroffenen Unternehmen wird es unmöglich sein, diese und unzählig andere regulatorische Vorschriften ohne FinTech und RegTech Lösungen einzuhalten.
Im Rahmen des CAS digital Finance haben insbesondere folgende zwei RegTech Lösungsanbieter spannende Konzepte erläutert.
“Multichannel Session Recording and Replay” bietet das Startup Qumram, welche vom CEO Mathias Wegmüller vorgestellt wurde. Das Zürcher Jungunternehmen zeichnet alles auf, was digital geschieht: Vom Gesprächsprotokoll eines Bankberaters, über Maus- und Keyboardbewegungen eines Users im Online-Formular bis hin zu Whatsapp-Chats zwischen Bank und Kunden. Man speichere alles und könne die Daten bei Bedarf beweiskräftig abspielen. Qumram will nicht nur User-Daten aus Compliance-Gründen aufzeichnen, archivieren und im Audit oder Rechtsfall abspielen, sondern auch auswerten um möglicherweise wertvolle Einsichten ins Benutzerverhalten zu gewinnen.
Qumram, die lokale Schweizer Unternehmung, hat den grossen Sprung geschafft und wurde aufgrund der einzigartigen Lösung im November 2017 von der US-Firma Dynatrace übernommen, bei welcher die bestehenden Dienstleistungen weiter entwickelt werden. Den Kaufpreis vereinbarten die Parteien stillschweigend.
Als eine der top RegTech Firmen im UK Raum wurde im Level 39 die Firma “Enforcd Ltd” von Jane Walsh vorgestellt. Das Kernprodukt ist die EDB (Enforcement Database), die globale Regulierungsdaten, Nachrichten und Erkenntnisse nutzt, um Unternehmen dabei zu helfen, die von ihnen ausgehenden Verhaltensrisiken zu identifizieren, zu steuern und zu mindern.
Enforcement-Fälle werden von internen Rechts- und Compliance-Experten mit direkter Durchsetzungsfähigkeit analysiert und interpretiert. Die Mitarbeiter in den Bereichen Risiko, Compliance und Recht sparen Zeit bei der Analyse der Durchsetzungsmaßnahmen und können die in ihnen enthaltenen ordnungspolitischen Erkenntnisse rasch in ihr eigenes Unternehmen einbetten und so die Erwartungen der Regulierungsbehörden erfüllen.
Gemäss Bloomberg haben die weltweit grössten Banken seit der Finanzkrise Strafzahlungen in der Höhe von $321 Milliarden geleistet[2]. Der Regulator insbesondere in den US und UK wird wohl oder übel immer wieder Lücken und Tücken finden. RegTech sowie Unternehmen wie Enforcd haben hierzu bereits einen wichtigen Baustein gelegt, um dies entgegen zu wirken, mögliche Pönalen erkennen und eliminieren.
[2] Quelle: https://www.bloomberg.com/news/articles/2017-03-02/world-s-biggest-banks-fined-321-billion-since-financial-crisis
Wie am FINTECH Circle klar geworden ist, sind die USA und Grossbritannien der Schweiz weit im Voraus. Die Swiss RegTech Map Stand November 2017 zeigt, dass lediglich 29 Unternehmen RegTech Lösungen am entwickeln sind. Im Vergleich zur FinTech Map mit über 200 Unternehmen per Januar 2018 wird deutlich, dass RegTech sich noch in den Kinderschuhen befindet. Wie die Map in ein paar Monaten aussehen wird, ist schwierig zu beurteilen – die Erwartungshaltung ist jedoch, dass die Anzahl der RegTech Unternehmen sich erhöhen wird.
Im ersten Quartal 2018 wird vom Fintech Circle eine FINTECH-Buchreihe veröffentlicht, unter anderem „The RegTECH book“, um Finanzdienstleistern, Investoren, Unternehmern und Visionären Einblicke zur Entwicklung der RegTECH branche aufzeigen.
Die neuen Technologien machen vor nichts und niemandem Halt – ob FinTech, RegTech oder sonstige neu ins Leben gerufene Tech Gebiete, eines haben alle gemeinsam: Das Leben der Stakeholder unter Einsatz von neuen Technologien leichter zu machen!
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