Prozessmanagement im Banking
Oktober 30, 2017
Aus dem Unterricht des CAS Digital Finance mit Patrick Brazzale und Orell Appenzeller berichtet Philip Weissensteiner:
Nachdem es am Vormittag des 28.10.2017 um Kundenorientierung ging, wurde es am Nachmittag etwas technischer. Patrick Brazzale und Orell Appenzeller von Axon Fintech, einem erfolgreichen Schweizer B2B-Fintech, führten uns ein in die Welt des Prozessmanagements (Business Process Management).
Gleich zu Beginn sprechen die beiden an, was viele der Kursteilnehmer, die in Banken arbeiten, aus dem Alltag kennen: viele Banken sind bemüht, an der Kundenschnittstelle moderne digitale Lösungen anzubieten, spätestens bei den Back-Office-Prozessen beginnt dann aber oft die Steinzeit. Prozessbrüche, manuelle Eingaben, Datensilos…also alles andere als sexy!
Mitverantwortlich dafür sind IT-Systemlandschaften, die vielfach noch aus den 70er Jahren stammen und deren Weiterentwicklung jährlich Millionen verschlingt ohne jemals wirklich „state of the art“ zu sein. Alles wegzuschmeißen und von Grund auf neu zu entwickeln hat bisher keine Großbank gewagt, diesen Weg können scheinbar nur Neueinsteiger wie die britische Metrobank gehen.
Parallel haben sich jedoch BPM-Lösungen in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. BPM steht für Business Process Management und beschäftigt sich ursprünglich mit dem Abbilden und Weiterentwickeln von Geschäftsprozessen. Heutige BPM-Softwareplattformen sind wesentlich mächtiger als noch vor wenigen Jahren (viele kennen vielleicht noch Microsoft Visio, einen Vorreiter beim Modellieren von Geschäftsprozessen) und gehen weit über das pure Abbilden von Prozessen hinaus. Sie setzen sich zwischen Kundenschnittstelle (App, Web-Interface o.ä.) und den Kernsystemen der Banken und ermöglichen es, Abläufe nicht nur zu modellieren, sondern anschließend auch in ausführbare Software zu verwandeln.
Zwar bleiben berüchtigte Mainframe-Systeme in solchen Systemlandschaften weiterhin erhalten, jedoch können Prozesse, welche moderne Entwicklungsmethoden wie Scrum oder Design-Thinking erfordern im BPM-System abgebildet werden und bieten so die nötige Flexibilität und Schnelligkeit (Stichwort Agilität).
Gegen Ende des Tages wurde dann auch mal unter die „Motorhaube“ geschaut. In den vergangenen Kurstagen hatten uns ja bereits mehrere Start-Up-Unternehmer ihre Lösungen gezeigt, wie sie technisch im Hintergrund aufgebaut werden blieb jedoch im Verborgenen.
Patrick und Orell zeigten uns am Beispiel des Onboarding-Prozesses für Firmenkunden bei der WIR-Bank und der Hypothek-Ablösung über die Baloise-Hypo-App was mit der BPM-Lösung von Axon möglich ist. Wow! Zum Abschluss haben die beiden „live“ einen einfachen Dateneingabe- und Prüfprozess im Programm erstellt und anschließend ausgeführt. Alles ohne eine Zeile zu programmieren (Low-Code). Wie wir gesehen haben, ist es aber auch ohne Code anspruchsvoll genug, einen sexy Prozess aufzusetzen.
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