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Liegt die Zukunft der Programmentwicklung in Low- und No-Code Plattformen?

Von Raphael Brugger, Juni 15, 2023

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Die Welt dreht sich im Bereich der Digitalisierung und neuen Technologien immer schneller. Unternehmen sind gefordert, Prozesse anzupassen, zu digitalisieren und zu automatisieren sowie neue technische Anwendungen zu entwickeln. Die Nachfrage nach Fachkräften im Bereich der Software-Entwicklung steigt, aber das Angebot auf dem Markt ist dürftig. Die Low-Code (LC) und No-Code (NC) Entwicklungsansätze ermöglichen eine neue Welle von Innovationen und Entrepreneurship, indem Mitarbeiter mit kleinem Programmieraufwand Systeme bauen können.

No-Code

Abbildung 1: Low Code no Code (Quelle: iStock.com Stock-Illustration-ID: 1133769479)

Laut Business Wire wird bis Ende 2022 eine Wachstumsrate von 44.4% und ein Marktumfang von 27.23 Milliarden Dollar erwartet. Doch warum bekommen diese Technologien so viel Aufmerksamkeit?

Der klarste Grund ist sicherlich, dass nur rund 0.5% der Bevölkerung programmieren kann.

Weiter entlasten diese Technologien die IT-Abteilungen, da technische Experten effizienter entwickeln oder Product Owners ihre digitalen Prozesse selbstständig erarbeiten können. Zahlreiche Anwendungen benötigen keine oder wenig Programmierkenntnisse, was wiederum dazu führt, dass man neue Anforderungen oder Kundenwünsche schneller und effizienter bewältigen kann. Ein weiterer Grund für das rasante Wachstum von LC und NC sind die grosse Komplexität der Digitalisierung sowie die steigende Akzeptanz von digitalen Technologien seit der COVID-Pandemie.

Nach Gartner werden bis 2024 etwa 80% der Technologieanwendungen und -dienstleistungen ohne Programmieraufwand und von Benutzern, die nicht in der IT-Abteilung arbeiten, entwickelt. Somit wird es höchste Zeit, sich mit den LC- und NC-Plattformen intensiver zu befassen.

Wie funktionieren LC resp. NC und worin unterscheiden sie sich?

Sowohl der LC- als auch der NC-Ansatz folgen dem Prinzip, die Komplexität des Programmiercodes zu verbergen, indem dieser in wieder verwendbaren Bausteinen abstrahiert wird. Der Benutzer kann – durch Klicks und Verschieben von Elementen auf einer Plattform – selbständig und ohne grosse Vorkenntnisse eine Anwendung entwickeln. Der grundlegende Unterschied der zwei Technologien ist, dass bei NC-Plattformen gänzlich auf die Programmierung verzichtet werden kann, während bei den LC-Plattformen eine geringe Programmierarbeit nötig ist. Der mögliche Anwendungsumfang und -bereich ist jedoch unterschiedlich.

LC-Plattformen ermöglichen Entwicklern, Anwendungen schnell und mit einem geringen Programmierverständnis zu entwerfen, indem Codeblöcke in einen Arbeitsablauf eingefügt werden. Anders als bei der traditionellen Softwareentwicklung werden wiederholende und mühsame Programmieraufgaben vermieden, da diese schon vorprogrammiert wurden. Anstatt ein System komplett manuell zu programmieren, die neusten Frameworks zu erlernen oder mühseliges Testen des Codes, können Benutzer sich auf die Elemente – welche der Anwendung einen Mehrwert bringen – fokussieren. Diese Plattformen werden oft von professionellen Entwicklern verwendet, welche Anwendungen mit eigenem Programmiercode erweitern und sie so den Anforderungen anpassen.

No-Code

Abbildung 2: Vergleich von LC und NC Plattform (Quelle: iStock.com Stock-Illustration-ID:1429629141)

NC-Plattformen hingegen unterstützen Anwender, die über keinen technischen Hintergrund verfügen, mit einem visuellen Entwicklungsinstrument. Damit können spezifische Anwendungsfälle der Fachdomäne digital abgebildet und automatisiert werden. Die Effizienz und Zeitersparnis im täglichen Arbeitsablauf werden erhöht. Das Warten auf die IT-Abteilung für die Entwicklung eines Systems entfällt. Diese Plattformen sind meistens bedienungsfreundlich und verfügen über ein selbsterklärendes Interface, können jedoch schwierig an spezielle Anforderungen angepasst werden.

Jamil Spain, Developer Advokat für IBM, erklärt in kurzen Videos die LC und NC Anwendungen sowie deren Unterschiede auf eine einfache und klare Weise. Einige Use Cases für NC sind Anwendungen für die Einarbeitung von Mitarbeitern, Urlaubs- und Ausgabengenehmigungen, Mailings und Verwaltung von Aufträgen. LC-Beispiele sind Anwendungen oder Portale für Kunden und Partner, Automatisierung von Geschäftsprozessen und die Modernisierung von veralteten Systemen. Einige bekannte Plattformen sind WIX, Shopify, Webflow, Mendix, Outsystems, Microsoft Automate, Bubble, Airtable usw.

Die Entwicklung von NC-Lösungen kann sicherlich spannend für Mitarbeiter sein und kann kleinere Probleme lösen, jedoch für die zunehmenden Herausforderungen eines digitalen Unternehmens ist es eher begrenzt. LC-Entwicklungen andererseits können vor allem dort sinnvoll verwendet werden, wo eine grosse Anzahl an Daten – mit der Hilfe einer einfachen Anwendung – weiterverarbeitet oder analysiert werden können.

Weitere Herausforderungen sind:

  • Kontrolle und Verantwortlichkeit der Anwendung muss klar geregelt werden
  • Mangelnde Erfahrung führt zu nicht funktionierenden oder nicht gut skalierbaren Anwendungen
  • Eine Skalierung kann zu ungeplanten Kosten führen

Unternehmen können mit diesen Technologien einen grossen Mehrwert (z.B. Kosten- und Zeitersparnisse) und eine Minderung von menschlichen Fehlern erlangen, doch technisches Fachwissen für die Skalierung, Wartung, Integration und Verwaltung von Anwendungen ist trotzdem oft erforderlich.

 

Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Disruptive Technologies verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.

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