Institute for Digital Business

Internet der Dinge (IoT) vor grossem Durchbruch

Mai 20, 2019

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Aus dem Unterricht des CAS Digital Masterclass mit Dozent Ali Soy berichtet Student Christoph Ammann:

Internet of Things (IoT), das Internet der Dinge, macht sich seit mehreren Jahren in immer mehr Wirtschaftsbereichen bemerkbar. Zum grossen Durchbruch könnten nun neue Übertragungstechnologien (Stichwort 5G) beitragen sowie die Vernetzung von Geräten und Mensch über geschlossene Systeme hinaus. Gewinner sind diejenigen Firmen, die am schnellsten erkennen, welche neuen Geschäftsmodelle dank IoT auch effektiv einen Mehrwert für Kunden bringen.

Um was geht es bei IoT?

Eine mögliche Definition:

A global infrastructure for the information society, enabling advanced services by interconnecting (physical and virtual) things based on existing and evolving interoperable information and communication technologies.

IoT ist kein neuer Begriff und so führt die Beratungsfirma Gartner mittlerweile neben dem bekannten Hype Cycle zu digitalen Trends noch einen spezifischen Hype Cylce nur für IoT. In den kommenden Jahren dürfte die Anzahl der verbundenen Geräte massiv ansteigen. Und klassische Kommunikationsgeräte wie Laptops und Smartphones sind in diesen Zahlen nicht berücksichtigt.IoT Devices Jungle

Die Treiber sind einerseits die sinkenden Kosten bei den Sensoren, die in Geräten, aber auch im geschlossenen wie öffentlichen Raum platziert werden, was teilweise für Kontroversen sorgt. Getrieben wird der IoT-Trend aber auch von höheren Übertragungsraten und gleichzeitig tieferem Energieverbrauch, beispielsweise durch die Technologien Lora und Raspberry Pi. Dazu kommt, dass sich auch die Rechnerkapazitäten verbundener Geräte, wie z. B. einer Drohne, laufend massiv erhöhen und somit die Datenverarbeitung gar nicht mehr an ein Cloud-Rechenzentrum übertragen werden muss, sondern direkt auf dem Gerät stattfindet (Edge AI).

Auf kommunikativer Ebene kann die Entwicklung wie folgt gereiht werden:

  1. Mensch-zu-Mensch
  2. Maschine-zu-Mensch
  3. Maschine-zu-Maschine
  4. Subnet of things
  5. Internet of things
  6. Internet of everything

Allein ein kommunizierendes Gerät hat also noch nichts mit IoT zu tun, wie aus dieser Grafik von Swisscom gut hervor geht.

IoT and M2M (Machine-to-Machine) are often used interchangeably; however they are not the same.

Die Entwicklung verläuft somit von geschlossenen Netzwerken, in der nur eine Art von Geräten zentral verbunden sind, zu einem dezentralen, offenen System mit unterschiedlichen verbundenen Gerätetypen.

Open Access IoT network

Neue Möglichkeiten, neue Kundenbedürfnisse

Spannenender als die technischen Hintergründe sind für mich als digital Marketeer jedoch die Veränderungen auf Geschäftsmodelle und (neue) Kundenbedürfnisse. Bei der Entwicklung smarter Geräte bzw. Geschäftsmodelle für das Internet der Dinge kann der folgende Prozess helfen. Denn alleine weil es technologisch möglich ist, macht es nicht unbedingt Sinn irgendetwas zu vernetzen.

Development process for smart things.

Der persönliche Datenschutz wird bekanntlich in Europa sehr hoch gehalten. Für Geräte gibt es aktuell keinen Datenschutz und der Begriff Gerät ist durchaus dehnbar – so dehnbar wie z. B. ein Basketball-Shirt in dieser Marketingaktion von Nike: Mittels Nahfeldkommunikation (NFC) wird das Abrufen von eventbasiertem Marketinginhalt ausgelöst.

Anwendungsgebiete

Von selbstfahrenden Autos bis zu Smart-City-Lösungen: Anwendungen für das Internet der Dinge (IoT) sind praktisch für alle Industrie- und Dienstleistungssektoren vorhanden. Die Beratungsfirma Beecham Research teilt den IoT Markt in neun Segmente ein:

  1. Buildings
  2. Energy
  3. Consumer & Home
  4. Healthcare & Lifecience
  5. Industrial
  6. Transportation
  7. Retail
  8. Security/Public Safety
  9. IT & Networks

Die Keller Drucktechnik AG aus Winterthur ermöglicht mit ihrer Sensortechnik etwa Anwendungen aus den Bereichen Security/Public Safety und Consumer:

Eine weitere Anwendung aus dem Gesundheitsbereich ist eine Einlegesohle mit eingebauter GPS-Ortung. Angehörige oder ein Altersheim legen einen Bereich fest, wie z. B. das Grundstück eines Hilfebedürftigen oder den Weg der Kinder von der Schule nach Hause. Wird dieser dann verlassen oder betreten, erhalten die Verantwortlichen eine Nachricht per Mail und/oder SMS. So können diese, ohne ständige Kontrolle, informiert werden und – sofern nötig – schnell und ortsgenau reagieren. Die GPS-SmartSole wird wie jede herkömmliche Einlegesohle getragen. Sie wird aufgeladen, indem sie auf ein Ladepad gelegt wird. Der Akkustand kann dabei via Smartphone oder Tablet überwacht werden. Einlegesohle mit eingebauter GPS - Ortung

Geschäftsmodelle

Für das Internet der Dinge (IoT) lassen sich grob sieben unterschiedliche Vermarktungsstrategien unterscheiden:

  1. Connectivity als zusätzliches Feature: Deutlich höhere Zahlungsbereitschaft bei Kunden für smarte Geräte (Trendy, Status, Convenience)
  2. Freemium: Mischung von kostenloser und zahlungspflichtiger Dienstleistung, wobei der Preis auf Basis des effektiven Nutzens zustande kommt
  3. Add-on: Gegen Aufpreis wird eine weitere Funktionen freigeschaltet
  4. Lock in: Erschaffung eines geschlossenen Systems in dem z. B. ein Gerät nur Material eines bestimmten Herstellers akzeptiert (ex Nespresso-Strategie)
  5. Object Self Service: Geräte bestellen autonom Nachschub/Wartung (z. B. Druckerpatronen, Akku, Aufzug -> Bevor dem Besitzer bewusst wird, dass ein Bedarf besteht und der Auftrag ggf. an einen anderen Anbieter vergeben wird)
  6. Remote usage & Monitoring: Ortung und smarte Nutzung ermöglichen Dienstleistungen ohne Personal am Ort der Dienstleistungserbringung
  7. Products as point of sales: Ortung ermöglicht geo-spezifisches Marketing, abgestimmt auf den Umkreis wo sich ein Gerät befindet

Zusammengefasst stehen somit drei zentrale Punkte im Vordergrund:

  1. It’s about data: without data you don’t have anything to analyse.
  2. It’s about user experience.
  3. It’s about saving money or making money.

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