Institute for Digital Business

Hilfe – Incident Response bei Cybervorfällen

Juni 26, 2019

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Aus dem Unterricht des CAS Digital Riskmanagement zum Thema Incident Response mit Dozentin Monika Josi berichten Andreas Straumann und Raphael Sidler:

Ziele des heutigen Tages sind:

  1. Die Vermittlung des Gesamtbildes zur Cybersecurity
  2. Das Verständnis des Unterschieds von Cyberattacken und herkömmlichen Vorfällen
  3. Das Verständnis was ein Security Operations Center (SOC) ist

Cyber Security Incident Response

Die IT-Landschaft wird immer komplexer. Ein Cyberangriff kann jederzeit jeden treffen. Dies bringt eine grosse Anzahl an Herausforderungen mit sich. Digitalisierung, Cloudlösungen, Outsourcing, Regulatorien, Kostendruck und professionelle Cyberkriminalität erschweren das Handeln von Unternehmen. Durch diese Herausforderungen verändert sich auch das Schutzprofil – ein nachhaltiger Schutz gegenüber Cyberattacken ist nicht mehr zu 100% möglich. Ein Paradigmenwechsel in der Haltung gegenüber Cyberattacken muss erfolgen – man muss inskünftig eine Attacke vermuten.

Cyberattacken – ein ökonomisches System

Cyberattacken werden heute selten noch durch ein schlecht gepflegtes Script-Kiddie durchgeführt. Cyberkriminalität ist oft ökonomisch motiviert. Die Kriminellen investieren viel in Attacken. Jede Attacke hat eine eigene Supply-Chain. Oftmals stecken organisierte Kriminelle hinter diesen Cyber-Attacken. Sie werden durch die örtlichen Behörden nicht einmal immer verfolgt. Das Ziel darf einfach nicht im eigenen Land liegen. Russland ist ein Beispiel. Jegliche Art von Attacken können im Darknet als Service zu erschwinglichen Preisen eingekauft werden. Ist eine Attacke teuer, ist sie auch schwierig durchzuführen. Am teuersten sind sogenannte Zero-day-Attacken. Ransomware und DDoS-Attacken sind verhältnismässig günstig zu erwerben.

Was müssen sich Unternehmen grundsätzlich überlegen?

Unternehmen müssen ihre Denkweise ändern. Die Fixierung auf reine Investitionen zum Schutz der IT-Infrastruktur reicht heute nicht mehr aus. Firmen sind heute so komplex aufgestellt (Cloud Lösungen, Kunden, Zulieferer etc.), dass sich fast immer eine Schwachstelle finden lässt. Die Frage ist somit nicht ob, sondern wann eine Cyber-Attacke stattfindet. Damit Organisationen diesbezüglich besser handeln können, bietet das NIST-Framework eine Hilfestellung. Dieses Cyber-Security Framework besteht aus fünf Teilen: 1. Identify 2. Protect 3. Detect 4. Respond 5. Recover. Diese helfen Organisationen sich zu orientieren, in welchen Bereichen sie etwas bezüglich Cybersecurity unternehmen müssen. Die einzelnen Teile dürfen nicht isoliert voneinander betrachtet werden. Sie überschneiden sich. Aktuell herrscht bei vielen Firmen ein Fokus auf den Bereich Detektion oder Reaktion vor. Cybersecurity kann jedoch nur durch Berücksichtigung aller fünf Aspekte nachhaltig betrieben werden. Neben dem NIST-Framework zur Cybersecurity wird in Organisationen eine gut funktionierende Governance benötigt.

Incident-Response und Security Operations Center (SOC)

Im konkreten Fall einer Cyber-Attacke müssen Unternehmen reagieren können. Mittels IT-Incident Management können Prozesse zur Erkennung und Behebung von Sicherheitsvorfällen ermittelt werden. Ein möglicher Bestandteil des IT-Incident Managements ist ein Security Operations Center (SOC). Ein SOC ist eine Organisationseinheit, welches Dienstleistungen für die IT-Sicherheit anbietet. Das SOC ist keine rein technologische Einheit und beinhaltet also auch organisatorische und prozessorientierte Überlegungen. Zu den notwendigen Fähigkeiten eins SOC gehören:

  • Vulnerability Management – Verständnis und Know-How über eigene IT-Infrastruktur und Prozesse
  • Aktuelles Know-How über die Bedrohungslage
  • Analyse von Logs bezüglich möglichen Incidents – man muss wissen, wonach nach man suchen muss (gezieltes Vorgehen, «Use Cases»)
  • Verbinden von Daten und Informationen zum richtigen Kontext
  • Kompetenz zur Initialisierung und Koordination von Massnahmen
  • Kontextinformationen über die zu monitorenden Assets

Cyber Kill Chain

Ein SOC orientiert sich im konkreten Fall entlang der Cyber-Killchain. Es soll sich mittels folgender Fragestellungen auf konkrete Fälle vorbereiten:

  • Wer wird uns attackieren?
  • Wie werden wir attackiert?
  • Was wird durch die Attacke betroffen sein?
  • Was werden wir tun?

Prozess eines SOC

Das SOC und seine Kompetenzen sind Teil einer Cybersecurity Strategie und lassen sich in das NIST Framework einbetten. Zudem kann das SOC helfen, Schwachstellen innerhalb der Cybersecurity-Strategie zu identifizieren. Schliesslich sollten Erkenntnisse eines SOC innerhalb einer Organisation in Anschlussprojekte münden und somit Schwachstellen schliessen respektive das Risiko von Cyber-Attacken vermindern. Der Prozess kann folgendermassen dargestellt werden:

Vorgehensweise Aufbau eines SOC

Zum Aufbau eines SOC kann folgende Vorgehensweise gewählt werden:

  1. Erstellung eines SOC-Charter, Definition einer SOC-Strategie, Definition von Angriffsszenarien, Entscheid über make or buy
  2. Umsetzung der Organisation, Definition und Durchführung eines Proof of Concept (PoC), Evaluationsentscheid
  3. Einführung mit SOC-Anbieter, Bereitstellung der Systeme für die produktive Umgebung, Schrittweise Einführung von Use Cases, Allfällige Implementierung im Ticketing System
  4. Entwicklung Reporting und Dashboards, Monitoring der Mängelbehebung, Identifikation von Projekten zur Verbesserung der Informationssicherheit

Resultate eines SOC

Beispiele von Schwächen, welche ein SOC-Betrieb aufdecken kann, sind:

  • Viele ‘unbekannte’ Devices, Dienste und Verbindungen nach aussen identifiziert, was das Monitoring erschwert
  • Viren aus dem IT Netzwerk migrieren in den operational technology (OT) Bereich und umgekehrt
  • ‘Breaches’ mit 1 – 2 jähriger Verweildauer der Angreifer in der eigenen Umgebung / Angriffe über die ‘schwächste’ Komponente und nicht zwingend über das Netzwerk
  • Viele nicht-identifizierte Cloud-Services
  • Angriffe auf den Client können nicht schnell genug erkannt und geblockt werden

Entscheidungsprozess im Krisenfall

In einer ersten Phase sollten die Auswirkungen auf das Geschäft ermittelt werden. In der Folge sind rechtliche und vertragliche Aspekte zu berücksichtigen. Auch die ganze Kommunikation muss geregelt werden (Management, Mitarbeiter, Kunden, Behörden etc.). Ein Cybervorfall ist somit nicht ein rein technisches Problem, welches die Informatikabteilung alleine lösen kann.

Herausforderungen bei einer Cyberattacke

Folgende Herausforderungen gibt es oft bei Cyberattacken:

  • E-Mail nicht mehr benutzbar
  • Etablierte Kanäle für Kundenkontakte nicht mehr möglich
  • Eine grosse Zahl an Clients muss schnell wiederhergestellt werden
  • Netzwerk nicht verfügbar
  • AD / Domain Controller kompromittiert

Es gilt vorbereitend Massnahmen gegen solche Herausforderungen zu definieren. Alternative Kommunikationskanäle sind ein Beispiel dafür. Eine Krisenorganisation ist unerlässlich. Diese kann so aussehen:

Der/die neue Chief Information Security Officer (CISO)

CISOs werden immer noch oft wegen ihrer technischen Fähigkeit eingestellt. Ihre Change Management Fähigkeiten sind aber genau so wichtig. Ein CISO muss heute das Geschäftsumfeld und die Geschäftsrisiken kennen und die relevanten Cyber-Risiken kommunizieren können. Wir sprechen über Fähigkeiten, die ein Unternehmen haben muss und nicht Tools. Der CISO muss eine Möglichkeit finden, Erfolge zu kommunizieren. Er muss die Geschäftssprache und nicht Cyber-Lingo benutzen.

Gesamtbild Bedrohungen, Akteure und Schutzlevel

Monika zeigt uns folgendes Bild. Die y-Achse betrifft die Bedrohung und reicht von opportunistisch bis zielorientiert. Die x-Achse zeigt die Motivation von tief bis hoch. Zudem zeigt die Grafik das aktuelle Schutzlevel (grau schattierter Bereich).

Das aktuelle Schutzlevel, die Detektion und die Reaktion kann wie folgt dargestellt werden (exkl. physische Sicherheit):

Security Software

Es gilt die verschiedenen Sicherheitskomponenten aufeinander abzustimmen. Der Integrationsaufwand ist nicht zu unterschätzen. Die beiden Ansätze «best of breed» und «Integrationsfokus» werden erläutert und deren Stärken und Schwächen aufgezeigt.

Cyberstrategie

Zum Abschluss zeigt Monika noch die möglichen Schritte für eine Cyberstrategie. Eine Umgebungsanalyse gefolgt von einer Bedrohungsanalyse dient der Erstellung einer Cyberstrategie. Die Umgebungsanalyse beinhaltet die Identifikation von Risiken und Schwachstellen, berücksichtigt die Technologieinfrastruktur und die relevanten Compliance-Anforderungen. Die Bedrohungslage zeigt die wahrscheinlichsten Angriffsszenarien, Vorgehensweisen und Angriffsziele. Die daraus resultierende Strategie sollte nach dem NIST-Modell mit Soll/Ist-Abgleich erstellt werden. In einer ersten Phase liegt der Fokus auf den als kritisch eingestuften Aktivitäten.

Danke an Monika Josi für den spannenden und lehrreichen Schultag!

 

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