Institute for Digital Business

Future Trends and Shifts – Das Kochbuch für Sweet Spots

Mai 3, 2019

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Aus dem Unterricht des CAS Digital Insurance mit Dozent Martin Meyer berichtet Student Igor Garcia:

«Stellen wir uns vor, dass die Steckdosen in der alten Stadt und in den modernen Hotels ausgewechselt werden müssen: für moderne Hotels ist das kein Problem – ein standardisiertes Projekt. Bei der alten Stadt beginnt der Prozess damit, dass zuerst die Einwohner einzeln abgeholt werden müssen. Jede Steckdose muss einzeln angeschaut, beurteilt und dann mit Hilfe von Spezialisten erneuert werden.»

Während in Grossunternehmen eher «Best practice»-Ansätze und Inkrementelle Veränderungen stattfinden, können in Start-Ups komplett neue Services entwickelt werden. Es ist wichtig zu verstehen, dass moderne Unternehmen (ohne Legacy) sehr viel agiler Veränderungen übernehmen können, als etablierte Unternehmen mit komplexen Strukturen. Dieses wichtige Bild hat uns Martin Meyer, Head Innovation & Client Centric Design bei UBS Wealth Management, und leidenschaftlicher Bergführer und Gleitschirmspringer, mitgegeben.

Die KochbuchAnleitung um Sweet Spots zu finden

Pläne, Ziele und Metriken und Massnahmen, ja, auch diese werden im erfolgreichen Innovation-Management benötigt.

Die Vision muss stimmen

Im Grundsatz: Das Unternehmen, welches keine Vision für die Zukunft und keinen Wunsch nach Veränderung hat, wird ohne Erfolg bleiben. Deshalb hast Du als Innovation Leader eine «Vision». Deine Eigenschaften: Siehst das Gesamtbild (big picture), beobachtest, frägst, verstehst und «brennst» für Deine Idee. Die Innovation betrachtest Du in allen Lebenslagen und –Phasen der Kunden (inkl. Silver Society). Du bist resilient, kannst mit Widerständen, Enttäuschungen und Erfolgen umgehen. Im Weiteren, veränderst Du, bist flexibel, und kannst Ideen transportieren. Die Vision beinhaltet Passion, ist einfach und grob, dem Unternehmen untergeordnet. Sie beinhaltet Aussagen für wen und welche Bedürfnisse Du was erfüllen möchtest.

Das «WHY» – Weshalb tut ein Unternehmen was es tut

Als Beispiel denke an das Rote Kreuz. Es ist der Belief dieses Unternehmens, dass Menschen geholfen werden muss, egal zu welcher Partei oder welcher Überzeugung sie angehören. Simon Sinek, ein britisch-US-amerikanischer Autor und Unternehmensberater erläutert in seinem TEDx Talk „Wie großartige Führungspersönlichkeiten zur Handlung inspirieren“ das WHY in reinster Klarheit.

Das Team – die Menschen im Innovations-Management

Innovation entsteht im Team, nicht alleine. Wie ist Dein Team? Unbequeme Frauen und Männer unterschiedlichen Alters, welche unangenehme (Warum)-Fragen stellen können. Sie haben Leidenschaft, Energie und Interesse die Vision umzusetzen. Sie entwickeln den Weg und die Massnahmen. Jeder ist robust und stabil, insbesondere, weil digitale Lösungen Jobkiller sein können. Jeder lässt sich inspirieren und inspiriert, ist kreativ und entwickelt mit bewährten und innovativen Werkzeugen. Quelle (ergänzt durch Martin Meyer und Igor Garcia): http://www.innovationmanagement.se/imtool-articles/how-to-develop-a-vision-for-innovation/.

Respect the Culture

Denke stets an Dein Umfeld: Bist Du in einer alten Gross-Stadt, in welche Veränderung nur langsam voranschreitet oder startest Du auf grüner Wiese (Startup)? Falls Du wie ich in einer «Grossstadt» arbeitest, fange an einem kleinen Ecken mit der Veränderung an. Starte von Innen nach Aussen, d.h. entwickle die Veränderung mit Deinen internen Anwendern und Kunden. Wenn Du eine Value Proposition hast, finde den externen Kunden der Deine Idee gut findet und schicke diese Kundenmeinung voraus. Heutige Grossunternehmen besitzen genug Daten, um Kundenverhalten zu analysieren und steuern, z.B. in Targeted Kampagnen. In Anbetracht, dass Trust (Vertrauen) die härteste Währung im Digitalen Zeitalter ist, sind die ethischen Grundwerte zu beachten. Wenn aktuell dieser ethische Grundsatz unwichtig ist, schätzt Martin Meyer ein, dass dies in Zukunft ändern wird und diese auch betriebswirtschaftlich relevant sein wird.

Verstehen von Trends & Shifts und Entwickeln von Opportunity Spaces

Schritt 1 – Halte die Megatrends fest…

…Megatrends sind grosse grundlegende Veränderungen. Sie betreffen den Einzelnen und der Gesellschaft als Ganzes, global, auf allen Ebenen – wirtschaftlich, politisch, wissenschaftlich. Sie sind langsam, langfristig und belastbar, trendfest, beinhalten Gegentrends und sind zukunftssicher. Das UBS Wealth Management sieht z.B. Individualisierung, Connectivity, Silver Society, Security, Quantum Computing, Health, etc. als relevante Megatrends.

Schritt 2 – Halte die zum Megatrend dazugehörigen Shifts fest…

…Shifts sind Megatrends und Katalysatoren in Aktion. Sie stellen konkrete Veränderungsmuster dar, welche in allen Dimensionen in unserem individuellen Alltag und in der Gesellschaft zu beobachten sind. Das UBS Wealth Management sieht z.B. “From More to Enough”, “From Knowledge to Skill”, “From Competition to Collaboration”, “From Privacy to Flexicurity”, etc. als relevante Shifts.

Schritt 3 – Halte die Katalysatoren (Technologien) der Innovation fest …

…Sie ermöglichen und/oder beschleunigen die Auswirkungen auf die Megatrends und Trends. Katalysatoren sind nicht Trends im eigentlichen Sinn. Derzeit sind dies vor allem Technologien. Beispiele: Distributed-Ledger-Technologie; Quantum Computer, Virtual- / Augmented Reality; Big Data, Artificial Intelligence / Process Robotics, etc.

Schritt 4 – Halte die Menschen / Kunden der Innovation fest …

…Sie sind im Zentrum. Ihre Bedürfnisse in verschiedenen Aspekten – Familie, Lebensstil, Motivation, Leidenschaften, Arbeitsleben, Fähigkeiten, Bedeutung von Reichtum, Bedenken, etc.
Design Thinking ist in einem digitalen Umfeld die wirksamste Methode, um Innovationen zu erschaffen. Ziel ist die Basis für Lösungen zu erschaffen, die aus Anwendersicht (Nutzersicht) überzeugend sind. Design Thinking startet mit dem Zuhören und mit dem “Verstehen des Problems” – dabei spielt Offenheit und Empathie eine wesentliche Rolle. Erst nachdem Du richtig zugehört hast und daraus eine Synthese gezogen hastt, beginnst Du in Lösungen zu denken.

Schritt 5 – Definiere die «Opportunity Spaces» fest …

… Sie sind konkrete Fokusbereiche innerhalb eines Themas, welche die Grundlage für Ideen von neuen Geschäftsmodellen bildet. Beispiele: «Smart City», Identity Services, rasches Alltagsbezahlen, Open Banking, etc.

Schritt 6 – Halte das Thema fest …

… Erfasse den wichtigsten Paradigmenwechsel. Konkretisiere wie Deine menschenzentrische und wertorientierte Idee, bzw. Dein Geschäftsmodell der Zukunft aussieht. Halte diese Informationen in einem Steckbrief fest. Sie stellt Deine «Value Proposition» dar und dient als Basis für die Entwicklung der Dienstleistung, des Produktes. Hier endet auch Deine Reise im Rahmen des Innovation Managements. Deine Sweet Spots hast Du verworfen, die relevanten jedoch gefunden. Auf dieser Basis entwickelst Du z.B. ein Softwareprodukt, ein Minimal Viable Product (MVP) und testest diese früh auf dem Markt. Viel Spass und Erfolg!

Trends und Shifts für das Ganze verstehen

Digitaler Self/Twin

Stell Dir vor, Du hast jemand im Hintergrund, der Deine Aufgaben intelligent (z.B. Artificial Intelligent) erledigt. Dieser Assistent bezahlt Deine Rechnungen , vereinbart Dir Termine , bestellt Dir ein Taxi, etc.. Heute noch Utopie, weil wir noch nicht soweit sind. Denkbar einfach jedoch als Bestandteil der zukünftigen digitalen Welt.

Digitaler Assistent

Ist eine digitale Repräsentanz aus der realen Welt. Er ist ein Voice-Robo, ein Avatar oder ein Mailbot, der Dich mit (einfachen) Aufgaben unterstützt. Ein Beispiel davon ist der Assistent/Avatar von Daniel Kalt, einem Chief Investment Officer aus der Schweiz. Kernfrage um digitale Selfs, Zwillinge, Assistenzen ist: Wer betreibt ihn, welche Skills und Kompetenzen sind dafür notwendig?

WeChat/China

WeChat war ursprünglich ein Chat-Dienst für Smartphones, betrieben von Tencent. Die App gibt nahezu alle Daten an die chinesischen Behörden weiter. Zum integrierten Social Scoring behaupten Kritiker, dass WeChat proaktiv zum Ausspähen der Nutzer und zur chinesischen Internetzensur genutzt wird. WeChat bietet verschiedene Zusatzservices an, wie z.B.: Taxis, Lebensmittel oder Essen bestellen, Stromrechnungen bezahlen, Arzttermine buchen, Visa für die USA beantragen oder einen Nachrichtenstream analog Facebook’s Chronik.

Versicherung Ping An

Ein weiteres Beispiel wie digitale Sozialisierung mit wirtschaftlichen Interessen vereint wird, ist die Versicherung Ping An. Bei einem Autoschaden, schickt der Versicherungsnehmer über den Chatbot u.a. Fotos des Schadens ein und eine Videonachricht. Das System prüft und entscheidet über den nächsten Schritt auf Basis der Foto-Erkennung, Mimik und Stimmlage des Kunden (inkl. Lügendetektor). Die Fallkosten sind geringer als 5 Rappen, ein Bruchteil der europäischen Kosten. Europa muss versuchen, diese Kosten soweit zu reduzieren, dass sie mit Ping An mithalten können.

Dystopie oder Utopie?

Ist das chinesische Verhalten ein zukunftspessimistisches Szenario von einer Gesellschaft, die sich zum Negativen entwickelt? Oder eher eine schöne, aber unausführbar betrachtete Zukunftsvision für die ganze Welt? Und weshalb akzeptieren die Chinesen das Social Scoring? Experten vermuten, dass Chinesen, welche im Verbund funktionieren, Sicherheit im Social Scoring finden und Hinweise sehen, wem sie vertrauen können und wem nicht. Chinesische Unternehmen vertrauen eher einem Verbund mit positiven Image.

Ist die westliche Kultur, mit ihrer «Ego-Party» besser oder die Kollektive der Chinesen? Auf die Weltwirtschaft bezogen, ist China taktisch gesehen weiter als Europa. Strategisch jedoch, weil wir besser abwägen und verändern können, hat Europa die Nase vorn. Chinesen versuchen möglichst keinen Schritt ihrer Wertschöpfungskette aus der Hand zu geben. Das erwirtschaftete Geld landet immer in einem chinesischen System. Investitionen in Europa, z.B. in ein Hotel wird dazu verwendet, Chinesen zu beherbergen, welche chinesisches Essen und chinesischen Lifestyle geniessen. Das Geld dafür bleibt in chinesischer Hand. Aliexpress profitiert vom bilateralen Abkommen mit Europa und liefert rekordmässige Mengen nach Europa, was dafür Europa erhält ist wenig bekannt.

Innovation Theater

Innovationen und Ideen werden in vielen Unternehmen nach dem «Cargo-Cult» gesucht, angestrebt. Das heisst, wenn die Menschen positive Erfahrungen mit einem Erlebnis gemacht haben, tun sie alles daran, dieses Erlebnis repetitiv wieder erleben zu wollen, auch wenn ein Erlebnis einzigartig und in sich abgeschlossen ist. Wichtig dabei ist stets zu beachten, ob eine Innovation aus Marketinggründen durchgeführt wird und was dabei kopiert wird. Der Kult hat seine Wurzeln in der Begegnung von Melanesiern und Frachtgut das von der US-Armee auf diese Inseln abgeworfen wurden. Mit dem Kriegsende wurden die Flughäfen verlassen und kein neues „Cargo“ wurde mehr abgeworfen. Darum bemüht, weiter Cargo per Fallschirm oder Landung zu Wasser zu erhalten, imitierten Kultanhänger die Praxis, die sie bei den Soldaten, Seeleuten und Fliegern gesehen hatten (z.B. mit Kopfhörer aus Holz, Flugzeugmodelle aus Stroh, Landebahnen, in der Hoffnung, neue Flugzeuge anzuziehen.

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