Fintech und Strategie – ein erfolgreiches Duo
Mai 14, 2018
Aus dem Unterricht des CAS Digital Finance zum Thema Fintech Strategie mit Dr. Daniel Diemers berichtet Susanne Pilgram.
Wer kennt ihn nicht, den berühmten Elefanten im Raum? Und genau damit begannen wir, als es um die Frage ging: Fintech und Strategie? Wie passt das zusammen und wie macht man das erfolgreich? Laut Daniel Diemers gibt es viele Ansätze, Strategien auszuarbeiten. Aber nur wenige sind wirklich erfolgreich. Und das, weil sie die Brücke zwischen Strategieentwicklung und -umsetzung nicht schliessen können.
Und genau hier liegt auch der Grund für Erfolg und Misserfolg eines Fintech-Unternehmen. Viele Gründer von Fintechs setzen zu stark auf den angeblichen Selbstläufer Technologie und verwechseln ein Missionstatement auf der Homepage mit einer Strategie. Gemäss Umfragen durch Strategy& halten ca 70% der Teilnehmer entsprechender Strategieschulungen eine Ausarbeitung einer Strategie für ihr Unternehmen am Anfang des Seminars sogar für überflüssig.
Aber eine Strategie und deren Umsetzung ist immer durch Menschen im Unternehmen gemacht. Damit steht und fällt ihr Erfolg mit den Menschen, die sie verantworten. Und hier findet man eine der grössten Herausforderungen für Fintechs: Gemäss einer Umfrage von Strategy& bei ca 700 Senior Executies von Fintechs können gerade mal 8% der Befragten sowohl im Bereich Strategie als auch im Bereich Umsetzung mit “gut” bewertet werden. Ein kleiner Wert, der noch erstaunlicher wirkt, wenn man ihn mit den 35% vergleicht, die weder in dem einen noch dem anderen wirklich überzeugen können.
Die (Selbst-)Erkenntnis, wo man steht und was man kann und dass man im Team sehr erfolgreich sein kann, sind die Erfolgsfaktoren in dieser Situation.
Es gibt mindestens genauso viele Strategieansätze wie es Wege nach Rom gibt. Aber nur, wenn man einen für sich passenden Ansatz wählt und diesen konsequent verfolgt und umsetzt, wird er erfolgreich sein. Strategy& hat einen eigenen Ansatz entwickelt und diesen in ihrem Buch “Strategy that works – how winning companies close the strategy-to-execution-gap” beschrieben. Kern ihrer Erfolgsstrategie ist eben genau das: Eine Strategie konsequent entwickeln UND umsetzen!
Ihr Konzept baut dabei auf drei Kernthemen auf, die zusammenpassen müssen, um eine erfolgreiche Strategie zu haben.
Wenn man dann noch den Fehler vermeidet, anderen Markteilnehmer nacheifern zu wollen und sich die richtigen Fragen stellt – z.B. “Welche Werte vertreten wir und wie machen wir uns gegenüber anderen besonders?” statt “In welchem Markt wollen wir wachsen?” – hat man alle Voraussetzungen, eine Winning Strategy für das eigene Unternehmen entwickeln zu können.
Wie stellt man das nun mit der “erfolgreichen Strategie” an? Dr. Daniel Diemers erklärt uns, wie man erfolgreich eine Strategie ausarbeitet und den Graben zur Umsetzung überbrückt. Dies geschieht entlang von fünf “acts of unconventional leadership”.
Die Kernaussage des ersten Schrittes ist: Nur tote Fische schwimmen (im ZickZack) mit dem Strom. Es geht darum, sich darüber zu identifizieren, wer man ist und für welche Werte man steht. Nicht darum, was man im Moment verkauft. Eine gute Identität beruht auf Werten und Fähigkeiten, die schwer nachzuahmen sind und an denen man konsequent festhält. Der “Rote Faden” und Motor, an dem das Unternehmen entlang geführt wird und der die Energie für alle Tätigkeiten liefert.
Und genau hier kommen die oben genannten “Building Blocks” einer “Winning Strategy” zum Einsatz: Wenn der “Way to Play”, die “Produkte und Services” und die “Capabilities” als Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens in sich stimmig sind, kann ein Unternehmen den “Right to Win” erreichen.
Diese drei Bereiche zu durchdenken und zu definieren mag auf den ersten Blick einfach sein. Als wir dies am Beispiel von Apple und IKEA durchspielten, wurde uns jedoch schnell klar, dass es doch etwas komplexer ist. Denn immerhin geht es “nur” um die kulturelle und geschäftliche Langzeit-Vision, aus der sich alle anderen Schritte ableiten werden.
Die Puretones von Strategy& sind daher eine gute Hilfe und Startpunkt, den Value des Unternehmens zu definieren.
Im zweiten Schritt beginnt man nun im Kern mit der Umsetzung der Strategie. Erfolgsfaktor Nummer 1 ist es hier, sich nicht darauf zu konzentrieren, überall der Beste zu sein und alle Benchmarks zu knacken. Damit wird man nur wie die anderen. Es geht vielmehr darum, die in der Identität identifizierten 3-6 Capabilities zum Leben zu erwecken und konsequent in die Organisation zu tragen.
Dazu gehöre laut Strategy& die folgenden drei Schritte:
Wie wichtig die Kultur für den Erfolg eines Unternehmens ist, ist uns bereits klar. Daher spielt sie auch beim Schliessen des Gaps zwischen Stratgie und Umsetzung eine grosse Rolle. Als Unternehmer sollte man dabei zwei Kernaussagen beachten:
Keine Kultur ist von Anfang an perfekt. Man sollte sich daher die Elemente der Firmenkultur zu Nutze machen, die die Strategie unterstützen und diese konsequent fördern. Entscheidend ist es dabei, die Stimmungsmacher und stillen Machthaber der Firma zu kennen und für sich zu gewinnen. Mit ihrer Hilfe werden dann alle Mitarbeiter stetig inspiriert und so zu den Personen, die die Strategie umsetzen wollen.
Auch wenn Unternehmenskulturen in erfolgreichen Unternehmen sehr unterschiedlich sind, kann man dennoch drei Dinge beobachten, die allen gemeinsam sind:
Innovationen und Veränderungen sind immer mit Investitionen verbunden. Kosten sind daher ebenfalls immer ein Thema. Erfolgreiche Firmen investieren einen grossen Anteil ihres Budgets in die Etablierung und Weiterentwicklung der strategischen Kern-Capabilities und sparen an den Stellen, die nicht zur Strategieumsetzung beitragen.
Über alle Bereiche hinweg linear zu sparen, ist hingegen weniger zielführend und sollte laut Empfehlung von Stratgy& vermieden werden. Dennoch tun dies immer noch ca 20-40% aller Firmen.
Zu guter Letzt ist es immer auch notwendig, die eigene Zukunft aktiv zu gestalten. Über die Zeit gesehen konzentrieren sich Top-Unternehmen auf das, was sie am besten können und gestalten den Markt um sie herum aktiv zu ihrem Vorteil.
Es geht am Ende darum, den Zugang zu den Kunden aktiv zu managen und herauszufinden, was der Kunde wirklich will und mit innovativen Methoden Produkte und Services um die Kernkompetenzen herum zu gestalten. Manchmal wecken sie dabei auch Bedürfnisse bei ihren Kunden, die vorher noch nicht vorhanden waren. Damit werden sie zum Vorreiter in ihrer Branche und gehören wie ihre Vorbilder zu den ganz Grossen.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Wenn Du weisst, für was Du stehst und was Du brauchst, Deinen Weg konsequent, aktiv und im Team vorwärts gehst, ist die Brücke zwischen Strategie und Ausführung gebaut.
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