Institute for Digital Business

Ein digitaler Zwilling von Schaffhausen

Von Sandro Scalco, September 2, 2022

Bildquelle: Anne Gabriel-Jürgens

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Meine Mission ist klar: Die direkte Demokratie der Schweiz braucht einen digitalen Zwilling, wo Civic-Tech-Anwendungen und eine direkte Technokratie ausprobiert werden können. Die Begeisterung dafür entfachte auf einem Study Trip der HWZ.

Es einfach einmal versuchen. Dieses Motto begleitet mich schon seit Beginn meiner beruflichen Laufbahn. Dass ich mit dem Beginn einer Pandemie meinen Job kündige, um
das erste Civic-Tech-Unternehmen in Schaffhausen zu gründen, mich fortan mit Politik und der Digitalisierung der Gesellschaft auseinandersetze, das hätte ich damals als Informatiklehrling wohl nie gedacht.

Angefangen hat ursprünglich alles mit dem Windows 95 Computer meines Vaters. Es faszinierte mich, wie mein Vater diverse DOS-Befehle auf dem schwarzen Bildschirm eintippte. Noch spannender wurde es, als plötzlich das Internet-Modem mit einem schrillen Pfeifen die Verbindung in eine mir neue Welt herstellte. Als ich eine Lehrstelle suchte, erwähnte ein guter Schulfreund, sein älterer Bruder sei Informatiker. Das wollte ich erst mal ausprobieren. Kurz darauf baute ich in einer Schnupperlehre im Dorf fleissig PCs zusammen. Ich fand Gefallen daran. So, dass ich später die Berufslehre mit begleitender Matura in einem EDV-Dienstleistungsbetrieb in Schaffhausen startete. Eine wichtige Person während dieser Zeit war für mich mein Lehrmeister. Er impfte mir das Dienstleistungs-Gen ein und zeigte mir, wie man Fehlern systematisch auf die Schliche kommt.

IT-Projekte scheitern selten an der Technologie

Nach meiner Berufslehre war es Zeit, ein neues Projekt anzugehen. Es zog mich nicht nur beruflich über die Kantonsgrenzen hinaus. In Zürich absolvierte ich eine einjährige Ausbildung zum
IT Business Solution Consultant und anschliessend studierte ich in Winterthur an der ZHAW im ersten Teilzeitstudiengang Informatik. Nach der ein oder anderen kurzen Nacht, bevor es samstags jeweils wieder in die Schule ging, folgten über zehn Jahre SAP Consulting bei verschiedenen Beratungsfirmen. Energie tankte ich in meiner Heimat. In Schaffhausen fand ich immer wieder einen Rückzugsort, konnte Freunde und Familie treffen oder die Zeit im Wald oder am wunderschönen Rhein geniessen.

Einige Jahre nach meinem Bachelor-Studium suchte ich eine neue Herausforderung. Mit meinem Bachelor-Studium und der Berufslehre in Informatik hatte ich ein gutes technisches Fundament aufgebaut. Die Jahre in der Beratung gaben mir einen tiefen Einblick in verschiedenste Unternehmen und deren Geschäftsprozesse. Die Probleme mit der Digitalisierung bekam ich in den zahlreichen Projekten zu spüren. Schon dort merkte ich, dass Projekte nicht an der Technologie, sondern an etwas anderem scheitern. Darum entschloss ich mich für ein Master-Studium an der HWZ.

Aha-Erlebnis in Tallinn

Der CAS Digital Masterclass ergänzte die mir fehlenden Puzzleteile. Besonders der Study Trip nach Tallinn hat mir die Augen geöffnet und mir eine bisher noch weitgehend unbekannte Welt gezeigt. Die fortschrittliche Einstellung gegenüber der Digitalisierung – von der Bevölkerung über Start-ups bis zum Staat – hat mich beeindruckt.

Für mich war klar: Ich möchte möglichst bald E-Resident in Estland werden und mich mit der Digitalisierung der Gesellschaft auseinandersetzen.

Passend dazu lancierte der Kanton Schaffhausen seine eigene elektronische Identität. Diese integrierte ich anschliessend in meine Master-Arbeit «Voraussetzungen für die Einführung einer Civic-Tech-Lösung mittels einer elektronischen Identität im Kanton Schaffhausen».

Die Zeit an der HWZ hat definitiv etwas in mir ausgelöst. Ich wollte das Erlernte umsetzen und etwas an meine Heimat zurückgeben. Anfang 2020 ergab sich die Chance, meine Master-Arbeit in einem Projekt umzusetzen. Also entschloss ich mich, meinen Job in der Beratung zu kündigen, um ein eigenes Start-up zu gründen.

Digitalisierung, Gesellschaft und Politik

Seither beschäftige ich mich bei Start-Hub nicht mehr nur mit der Digitalisierung von Unternehmen und Prozessen, sondern der Gesellschaft. Das Mindset, welches ich in Tallinn kennengelernt habe, wollte ich mit der Gründung von StartHub auch nach Schaffhausen bringen. Mit StartHub fördern wir eine aktive Gründerszene in Schaffhausen, indem wir unter anderem Veranstaltungen und Workshops organisieren und Start-ups aus der Region eine Plattform bieten und sie coachen. Im Sommer lancierten wir einen Co-Working-Space mitten in der Altstadt. Damit soll der Austausch noch stärker gefördert werden.

Auch mit Politik setze ich mich stärker auseinander. Da ich eine kantonale Volksmotion lancierte, mit welcher die gesetzlichen Voraussetzungen für E-Collecting geschaffen werden sollen. Das elektronische Sammeln von Unterschriften für Volksbegehren würde die direkte Demokratie weiterentwickeln. Meine Vision ist aber immer noch ein digitaler 27. Kanton. Sozusagen ein digitaler Zwilling des Kantons Schaffhausen, um die Digitalisierung und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft zu testen.

 


 

Meine Funktion:
CEO liitu consulting gmbh und Co-Founder StartHub Schaffhausen

Meine Weiterbildungen an der HWZ:

MAS Business Innovation
CAS Innovation Management
CAS Digital Masterclass
CAS Change Management
CAS Consulting & Communication
CAS General Management

Was ich meinem 25-jährigen Ich heute raten würde:
«Mach weiter so und bleib geduldig.»

 

Für unser Yea(h)rbook 2022 haben inspirierende Persönlichkeiten aus dem nahen Umfeld des Institute for Digital Business uns ihre Geschichte erzählt. Für den Fall, dass du diese Story in gedrucktem Format noch nicht lesen konntest, teilen wir sie hier auf unserem Blog noch einmal digital. 

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