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Digitalisierung und Gesellschaft

April 14, 2020

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Aus dem Unterricht des CAS Digital Ethics mit Dozent Torben Stephan berichtet Swen Klebik. Wir schreiben den 4. April 2020.

Es ist ein sonniger Tag während dieser globalen Corona Pandemie. Normalerweise würde ich heute in einem Klassenzimmer an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich sitzen. Doch diesmal ist alles anders. Ich sitze vor meinem PC zuhause und nehme wie alle meine Kommilitonen per Video Call am Unterricht teil. Das Thema der heutigen Vorlesung ist Digitalisierung und Gesellschaft.

Digitalisierung und Gesellschaft

Wir befinden uns mitten in einer gesellschaftlichen Transformation. Doch bis heute wird diese Transformation hauptsächlich von der Wirtschaft bestimmt. Dabei betrifft die Digitalisierung vor allem uns alle – die Gesellschaft. Die Digitalisierung verändert unser soziales Verhalten, die Art und Weise wie wir Menschen miteinander kommunizieren, einkaufen, arbeiten und uns am Ende sogar verlieben. Aus dieser Entwicklung ergibt sich Verantwortung, gerade im Umgang mit Daten oder beim Einsatz von Algorithmen. Denken wir nur an die Algorithmen im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Diese Algorithmen müssen transparent, fair und nachvollziehbar sein. Ein Algorithmus darf keine Menschen ausgrenzen oder benachteiligen.

Digitalisierung ist mehr als nur ein technischer Wandel. Digitalisierung ist ein sozialer Wandel, welcher eine stärkere Beteiligung der Zivilgesellschaft braucht.

Was ist eine Zivilgesellschaft?

Typische zivilgesellschaftliche Akteure sind Vereine oder Stiftungen sowie andere Non-Profit- bzw. Nichtregierungsorganisationen. Dazu zählen Genossenschaften, Initiativen, Netzwerke, Think Tanks, Verbände und andere Interessensgruppen. Zivilgesellschaften agieren im Raum zwischen Markt und Staat und setzen sich für unterschiedliche Interessen, z.B. im Sport, Wohlfahrt oder für das Gemeinwesen ein.

Stiftung Mercator Schweiz

Einer dieser zivilgesellschaftlichen Akteure ist die Stiftung Mercator Schweiz. Die Stiftung Mercator Schweiz widmet sich den gesellschaftlichen Aspekten der Digitalisierung. Die Stiftung verfolgt dabei die Idee, dass die Digitalisierung eine stärkere Beteiligung der Zivilgesellschaft braucht. Es geht ihr dabei um die Frage, wie wir Menschen im digitalen 21. Jahrhundert miteinander leben wollen. Es geht um einen gemeinwohlorientierten Ansatz – auch als Kontrast zu den häufig kommerziellen Ansätzen. Dieser Ansatz beschäftigt sich mit vier zentralen Themenfelder: der Datensouveränität, den nachvollziehbaren Algorithmen, der digitalen Öffentlichkeit und der digitalen Teilhabe. Diese Themenfelder werden folgend etwas differenzierter dargestellt.

DATENSOUVERÄNITÄT

  • Souveränität über die eigenen Daten zu erlangen.
  • Dies gilt für Unternehmen sowie für Individuen.
  • Mercator fokussiert sich besonders auf den Schutz von personenbezogenen Daten.

NACHVOLLZIEHBARE ALGORITHMEN

  • Es muss für den Menschen nachvollziehbar sein, wie algorithmische Entscheidungen zustande kommen.
  • Es betrifft viele Wirtschaftszweige (z.B. HR, Kreditvergabe, Versicherungswesen) aber auch hoheitliche Bereiche (z.B. Polizei, Justiz).
  • Nachvollziehbarkeit ist die Voraussetzung fairer Algorithmen.

Was bei einer Entscheidungsfindung auf Basis eines Algorithmus alles falsch gehen kann, musste auch Amazon schmerzlich feststellen. Eigentlich wollte Amazon eine Software entwickeln, die unter Bewerbern automatisch die besten findet. Der Algorithmus hatte aber unerwünschte Nebenwirkungen. Er benachteiligte Frauen uns schloss diese aus: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Amazon-KI-zur-Bewerbungspruefung-benachteiligte-Frauen-4189356.html

DIGITALE ÖFFENTLICHKEIT

  1. Desinformation, Hatespeech, Plattform-Monopole.
  2. Social Media Plattformen haben klassische Medien als Gatekeeper abgelöst – nehmen Aufgabe aber nicht im Sinne des Gemeinwohls wahr.
  3. Es fehlt an Regulierung (Desinformation, Hatespeech, Werbung).
  4. Plattformen haben im Gegensatz zu klassischen Medien keine Funktion im Rahmen der demokratischen Gewaltenteilung.

Leben wir in einer Filter Bubble? Wie personalisiert ist Facebook, Google und Co. bereits?

Eli Pariser, Aktivist der amerikanischen Graswurzelbewegung Moveon.org, hatte bereits im Jahr 2011 die Filterblase entdeckt. Seine These: Algorithmen sorgen dafür, dass die Nutzer bestimmter digitaler Angebote nur noch jene Informationen geliefert bekommen, die ihren Präferenzen entsprechen – alles andere wird ausgeblendet: https://www.ted.com/talks/eli_pariser_beware_online_filter_bubbles/transcript?language=de

Heute geht das Internet sogar noch ein Stück weiter. Russische Propagandaexperten haben während des US-Wahlkampfs 2016 in großem Maßstab sämtliche Onlineplattformen genutzt, um das Ergebnis zugunsten des heutigen US-Präsidenten Donald Trump zu beeinflussen. Dies geht aus zwei Studien hervor, die dem Geheimdienstausschuss des US-Senats vorgelegt wurden. Die Studien untersuchen die mutmaßlichen Methoden der in St. Petersburg ansässigen Internet Research Agency (IRA). Diese gilt als “Trollfabrik” der russischen Regierung: https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-12/us-wahl-2016-russland-einmischung-soziale-medien

DIGITALE TEILHABE

  1. Gesellschaftliche Gräben mit Hilfe der Digitalisierung überbrücken (Stadt/Land)
  2. Politische Partizipation digitalisieren.
  3. Mercator sieht die Möglichkeiten und Notwendigkeit, die direkte Demokratie zu digitalisieren und damit effizienter zu machen.

Mercator fördert unter anderem Open-Source-Projekte, welche die demokratische Partizipation in der Schweiz durch digitale Lösungen stärken soll. Eines dieser Projekte ist der Prototypefund: https://prototypefund.opendata.ch/

Digitale Ethik als Wettbewerbsvorteil

Ohne Vertrauen in die Digitalisierung wird die Gesellschaft die enormen Potentiale neuer Technologien nicht ausnutzen können. Die Einhaltung ethischer Grundsätze und Werte verschafft der Digitalisierung ein grösseres Mass an Glaubwürdigkeit. Diese Glaubwürdigkeit bewirkt Vertrauen und stellt somit einen grossen Wettbewerbsvorteil dar. Die Digitalisierung ist nicht mehr zu stoppen. Sie erschafft neue Technologien und die Vergangenheit hat bewiesen, dass neue Technologien zu einem Wirtschaftswachstum und somit zu einem erhöhten Lebensstandard geführt haben.

Es ist nicht die Technologie an sich, sondern die Art und Weise, wie wir Menschen diese Technologie am Ende einsetzen.

Ein langer Vorlesungsstag geht zu Ende. Der Unterricht per Video Call verlief einwandfrei. Zum Schluss gibt es noch einen virtuellen Apero – der Digitalisierung sei Dank!

 

Dieser Blogbeitrag wurde von einem Studierenden verfasst und beinhaltet subjektive Eindrücke, eigene Darstellungen und Ergänzungen.

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