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Digitale Vermarktung von Immobilien – Revolution oder Rohrkrepierer?

Oktober 8, 2018

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Aus dem Unterricht des CAS Digital Real Estate 2018 mit Bruno Kurz berichtet Christian Bühl.

“Revolution in der Vermarktung von Immobilien” hiess der Vorlesungstitel knackig. Dieser weckte bei der ganzen Klasse hohe Erwartungen und dementsprechend interessiert und aufmerksam waren wir, als Bruno Kurz, CEO der Vermarktungsspezialistin Immoveris AG, an diesem frühen Samstagmorgen in das spannende Themengebiet einstieg.

Kurz wollte als erstes von der Klasse wissen, welches unserer Ansicht nach die wichtigsten Tätigkeiten des Immobilienmarketings sind. Und ja, wir sind ein durch und durch digitaler Lehrgang und nutzen selbstverständlich die digitalen Möglichkeiten, um auch eine Frage wie diese in der Klasse zu beantworten. Die Plattform polleveryware.com, welche verschiedene Arten von Umfragen in Echtzeit ermöglicht, kam in diesem Fall zum Einsatz. Die kurze Umfrage innerhalb der Klasse ergab, dass die Zielgruppe beim Immobilienmarketing entscheidend ist.

Umfrage wichtigste Tätigkeit innerhalb des Immobilienmarketings

Projekt «Vulcano» – ein Musterbeispiel oder eben eine Revolution?

Ebendiese Zielgruppe stand auch bei der Vermarktung des Projekts “Vulcano” ganz im Mittelpunkt. Vulcano ist ein Projekt an der Vulkanstrasse in Zürich-West. In drei 80 Meter hohen Türmen werden insgesamt 296 Wohneinheiten erstellt. Der grösste Teil davon sind 1.5 – und 2.5 – Zimmer Wohnungen. Die Zielgruppe bei diesem Projekt war, wie der Wohnungsmix vermuten lässt, gut verdienende und digital affine Singles. Die Wohnungen sind alle im oberen Preissegment angesiedelt. Die Vermarktung der 3.5 Zimmer Wohnungen war laut Kurz besonders herausfordernd, da diese preislich für eine Einzelperson zu teuer und für Paare flächenmässig zu klein waren.

Schon in der Bauphase wurden anhand von Beschriftungen vor Ort und einer speziell eingerichteten Landing-Page, Kontakte zu potenziellen Interessenten generiert. Am 1. Januar 2018 wurden über einen Newsletter knapp 1000 Interessenten und potenzielle Mieter über die Aufschaltung der Vulcano APP (Apple iOS und Android) informiert. Innert vier Wochen gingen über die APP mehr als 80 Bewerbungen ein. Der Vulcano APP sind alle relevanten Informationen wie Grundrisse, Besichtigungstermine, Ausrichtung, Mietkosten etc. zu entnehmen. Seit dem Start wurde die APP über 7700 mal heruntergeladen.

Projekt “Vulcano” Zürich-West

Die APP bietet zum einen den potenziellen Mietern die Möglichkeit, um sich schnell und einfach auch mit 3D Ansichten etc. über das Projekt zu informieren. Zum anderen bietet die APP aber auch auf der Investoren/Vermarkter Seite verschiedene Vorteile. So können Infos per Push Notification direkt an die Interessenten gesendet werden. Auch für spätere Vermarktungen von anderen Projekten, welche auf die gleiche Zielgruppe abzielen, können die Interessenten über die APP direkt mit einer VIP-Push Notification auf das Projekt aufmerksam gemacht werden. Selbstverständlich soll die APP den Mietern während der gesamten Mietdauer auch im Sinne eines Kommunikationsmittels zur Verfügung stehen. Customer Centricity eben.

Datenschutz und das Immobilienmarketing

Potenzielle Mietinteressenten über den Kanal einer APP zu erreichen, wird immer wichtiger. Der Gesetzgeber schränkte den Versand von E-Mail Kampagnen, nicht zuletzt mit der Einführung der EU-DSGVO, ein. Seit Anfang dieses Jahres ist es nicht mehr erlaubt, Massen-Mailings durchzuführen, ohne gewisse Anforderungen zu erfüllen. Neu muss beispielsweise zuvor das Einverständnis des Empfängers eingeholt werden (Opt-in). Die APP kann dabei eine neue Möglichkeit bieten, einen Kommunikationskanal zu möglichen Interessenten offen zu halten. Damit auch jene Interessenten der APP treu bleiben, die im Projekt Vulcano keine passende Wohnung gefunden haben, werden in regelmässigen Abständen Wettbewerbe veranstaltet.

Und wo ist jetzt die Revolution?

Bruno Kurz nimmt es gleich vorweg, eine wirkliche Revolution in der Vermarktung hat bisher nicht stattgefunden. Diverse Prozesse wurden von innovativen Startups digitalisiert, eine All-in-one Plattform, welche den ganzen Vermarktungsprozess umfasst, gibt es bisher aber nicht. Die untenstehende Folie fasst die einzelnen Tools nach Prozessschritt zusammen. Darunter sind bekannte Namen wie Allthings, FlatFox, WüestDimensions oder natürlich die Plattform Homegate.ch.

Digitale Vermarktungstools über den gesamten Prozess des Immobilienmarketings

Unter den aufgeführten Tools sind auch die Tech Giganten Google, Microsoft (LinkedIn) und Facebook zu finden, welche vor allem bei der Ansprache zum Einsatz kommen und  in Zukunft sicherlich eine noch grössere Rolle spielen werden. Der Vorteil dieser Plattformen – sie kennen die Personen/Kunden dahinter. Anbieter haben so die Möglichkeit, direkt das gewünschte Zielpublikum anzusprechen. So kann zum Beispiel über Facebook oder Instagram zielgruppenfokussierte Werbung geschaltet werden. Auch Google bietet mit Google AdWords eine Möglichkeit, interessierte Personengruppen auf ein Projekt aufmerksam zu machen. Dabei ist es sogar möglich, die Zielgruppe auf eine bestimmte Region einzugrenzen.

And the winner is…..?

Gemäss dem Reuter Digital News Report wurde im Jahr 2016 erstmals der Medienkanal “gedruckte Zeitungen” von den “sozialen Netzwerken” überholt. Setzt sich dieser Trend fort, werden die Sozialen Medien bald auch Fernsehen und Radio von den Plätzen 1 und 2 verdrängen. Auch im Bereich der Vermarktung wird sich dieser Trend fortsetzen.

Anbieter von Vermarktungs-Plattformen werden mittelfristig eine Konsolidierungswelle erfahren. Natürlich wird die Automatisierung auch die Maklerarbeit verändern, indem einfache Tätigkeiten automatisiert werden.

Der Slogan “The Platform is King” wird sich auch im Bereich der Immobilen-Vermarktung bewahrheiten. Langfristig wird sich jene Plattform durchsetzen, welcher es zuerst gelingt, den ganzen Vermarktungsprozess digital abzubilden und die Kundenbedürfnisse wie useability etc. dabei in den Hauptfokus zu stellen.

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