Institute for Digital Business

Digital Leadership – mehr als ein Buzzword!

März 27, 2020

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Aus dem Unterricht des ​CAS Digital Insurance mit ​Roman H. Schmid berichtet ​Alexander Gröbli.

Die Digitale Transformation verändert unsere Welt rasant und erfordert ein neues Führungsverständnis. Digital Leadership ist das Buzzword der Stunde. In diesem Blog erfährst du, was es damit auf sich hat.

Digital Leadership ist keine neue Disziplin, sondern eine Notwendigkeit, um die Herausforderungen der Digitalen Transformation zu bewältigen. Aufgrund der engen Verzahnung dieser Themen, gilt es zuerst einen Überblick über Digital Business zu gewinnen. Dies hilft uns im Folgenden die Notwendigkeit und die verschiedenen Dimensionen des Digital Leadership besser zu verstehen.

Am Anfang steht das Bewusstsein

Angetrieben durch die Digitalisierung verändert sich unsere (Geschäfts-)Welt aktuell rasant und neue Geschäftsmodelle erobern den Markt. Diese Transformation erreicht so gut wie alle Bereiche unseres Lebens. Das haben auch die Schweizer Unternehmen erkannt, bei denen Relevanz und Reifegrad in den letzten Jahren stark gestiegen sind. Ging es früher lediglich darum physische Prozesse zu digitalisieren, um effizienter zu werden und Kosten zu sparen, müssen heute bisherige Geschäftsmodelle überdacht und angepasst werden. Dies erfordert aber auch Anpassungen in den Strukturen und der Kultur der Organisationen, wo diverse Herausforderungen bestehen (z.B. in der unzureichenden Veränderungskultur oder Mangel an Skills).

Digital Business beruht auf drei Hauptpfeilern

Technische Revolution
Die rasante technische Entwicklung ist der Katalysator für die Digitale Transformation. Die gestiegene Rechenleistung gepaart mit neuen Technologien schafft ganz neue Möglichkeiten und Geschäftsmodelle. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass die Entwicklung exponentiell voranschreitet. Das Moor’s Law besagt, dass sich die Leistungsfähigkeit der Computerchips rund alle 18 Monaten verdoppelt und so bald die Kapazität eines menschlichen Gehirns übersteigen wird. Dies wiederum ermöglicht neue Technologien wie Virtuelle oder Vermischte Realitäten, Self Driving Cars, Internet of Things, Künstliche Intelligenz, Bots und sogar menschenähnliche Robots.

Kulturelle Transformation
Auf Basis der technischen Revolution transformiert sich auch die Kultur. Das Verhalten und die Erwartungen der Kunden haben sich durch die neuen Möglichkeiten stark verändert. Durch die bessere Verfügbarkeit von Informationen und die starke Vernetzung via Social Media sind Kunden z.B. besser informiert und bekommen mehr ‘Macht’.
Die Veränderungen machen auch vor der Arbeitswelt keinen Halt. Neue Arbeitsformen und Zusammenarbeitsmodelle sind gefordert: Selbstorganisierte Teams, agile Arbeitsmethoden, ortsunabhängiges Arbeiten, etc. Dies wiederum hat Auswirkung auf das Führungsverhalten, welches auf die neue Situation angepasst werden muss.

Disruption von Geschäftsmodellen
Die Disruption eines Geschäftsmodell bedeutet, dass dieses durch eine neue Innovation abgelöst wird. Dabei kommen oft neue Player mit innovativen Geschäftsmodellen in den Markt und lösen gestandene (Gross-)Unternehmen oder gar ganze Märkte innert wenigen Jahren fast vollständig ab. Gut zu sehen ist dies in der Reise-, Musik- oder Kommunikationsbranche, die sich vollständig gewandelt haben. Besonders für gestandene Firmen, deren Strukturen über Jahrzehnte gewachsen und dadurch oft träge geworden sind, bestehen grosse Herausforderungen. Hier ist das Eingangs erwähnte Bewusstsein für die Transformation und die Fähigkeit sich anzupassen essentiell.

Digital Leadership – das veränderte Führungsverständnis

‘Digital Leadership’ was ist damit gemeint? Nein, hier geht es nicht darum ein möglichst grosses technologisches Know-how zu haben. Es geht darum, das Führungsverständnis auf die immer schneller verändernde, digitale Welt auszurichten. Viele Anforderungen an einen Leader bleiben unverändert. So wird von einem Leader weiterhin erwartet, dass er unter anderem Verantwortung übernimmt, Entscheidungen trifft, mit gutem Beispiel vorangeht und die Mitarbeiter motiviert. Jedoch kommen durch die Digitale Transformation neue Dimensionen dazu resp. gewinnen an Bedeutung. Dabei orientieren wir uns an der Übersicht von eck.

Dimensionen von Digital Leadership (Quelle: eck Consulting resp. d.Tales)

1. Führung während der Digitalen Transformation

Das sich rasch verändernde Umfeld muss stärker monitort werden, um relevante digitale Entwicklungen und Trends frühzeitig zu erkennen. Neue Absatzkanäle, neue Mitbewerber, Veränderungen im Ökosystem und im Kundenverhalten müssen im Blick behalten werden. Neben dem Monitoring muss auf die Veränderungen auch entsprechend rasch reagiert werden können. Agilität ist zentral! Unter Agilität verstehen wir die Fähigkeit rasch auf Veränderungen zu reagieren und sich anzupassen. Ganz im Sinne von Darwin’s Survival of the fittest. Starre Hierarchien und Bürokratie behindern dies insbesondere in Grossunternehmen. Wichtig ist es auch die Mitarbeiter auf diese Reise mitzunehmen. Hier hilft eine klare Vision und Werte und weniger Comand and Controll Management. Die “Reason why” muss jedem Mitarbeiter klar sein. Ein strategisches Skills Management entlang der Wertschöpfungskette ist erforderlich und die Belegschaft muss mitentwickelt werden.

2. Führen mit Hilfe Digitaler Anwendungen

Diverse digitale Anwendungen haben das Arbeitsleben erobert und machen dieses effizienter, einfacher und agiler. Ein Digital Leader schafft die Basis für deren sinnvollen Einsatz und weiss diese wertstiftend einzusetzen. Drei Bereiche sind hervorzuheben: Kommunikation, Kollaboration und Information Management.

Kommunikation
Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten erlauben eine schnellere und direktere Kommunikation. So können Informationen z.B. mittels Yammer oder Microsoft Teams schnell und unkompliziert an viele Mitarbeiter weitergegeben werden, welche wiederum mit Feedback oder Fragen darauf reagieren können. Gerade wenn man örtlich verteilt arbeitet, kann dadurch mehr Nähe und Vertrauen geschaffen werden. Aber auch in der Kommunikation nach aussen gibt es mit den vielzähligen Social Media Kanälen, neue Möglichkeiten die beherrscht und geschickt eingesetzt werden müssen.

Kollaboration
Heute ist man in seiner Arbeit meist viel stärker mit anderen Mitarbeitern und Teams vernetzt und so haben sich auch die Bedürfnisse in der Zusammenarbeit verändert. Hier gibt es eine Fülle von Anwendungen wie Skype, Microsoft Teams oder Sharepoint, die uns helfen Informationen zu teilen, gemeinsam über Distanz zu arbeiten und zu kommunizieren.

Information Management
Heute stehen für die Führung eines Unternehmens riesige Mengen an Informationen und die Möglichkeit von Echtzeitanalysen zu Verfügung. Die unmittelbare und ortsunabhängige Verfügbarkeit verändert das Entscheidungsverhalten und ermöglichen neue Ansätze wie kreatives Ausprobieren, da Erfolg oder Misserfolg unmittelbar gemessen werden kann.

3. Führen von Digital Natives

Im Kontext der Digitalen Transformation haben sich auch die Mitarbeiter verändert. Insbesondere die jüngere Generation, die mit der Digitalisierung aufgewachsen ist (Digital Natives), hat ein verändertes Selbstverständnis. Bedürfnisse wie Selbstbestimmung, Einfluss haben und Flexibilität bei Arbeitsmittel, Ort und Zeit haben eine höhere Bedeutung und kollidieren oft mit den bisherigen Strukturen und Arbeitsmodellen. Hier müssen die Unternehmen die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen, da es sonst zunehmend schwieriger wird die notwendigen Talents zu gewinnen und zu halten. Gerade für alteingesessene Versicherungsgesellschaften besteht hier Handlungsbedarf, da diese – nicht ganz zu unrecht – ein etwas verstaubtes Image haben.

Unterstützung finden wir in neuen Methoden

Unterstützung in all diesen Herausforderungen erhalten wir dabei von neuen Methoden und Organisationsformen wie Agile oder Holocracy. Agile hat sich insbesondere in der Softwareentwicklung stark verbreitet, kann aber eben so für die Entwicklung von anderen Produkten und Dienstleistungen eingesetzt werden. Die agile Methode zeichnet sich durch eine iterative und inkrementelle Vorgehensweise aus, wobei der bürokratische Aufwand zugunsten der Geschwindigkeit minimiert wird ohne dabei das Risiko für Fehler zu erhöhen. Dabei arbeiten die Teams zu weiten Teilen selbst organisiert im Sinne von Holocracy, bei dem traditionelle Management-Hierarchien durch selbst organisierte Teams abgeschafft werden.

Das Agile Manifest und populäre Frameworks

Der agile Mindset basiert auf dem Agilen Manifest mit ihren 4 Werten und 12 Prinzipien.

  1. Unsere höchste Priorität ist es, den Kunden durch frühe und kontinuierliche Auslieferung wertvoller Software zufrieden zu stellen.
  2. Heisse Anforderungsänderungen selbst spät in der Entwicklung willkommen. Agile Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden.
  3. Liefere funktionierende Software regelmäßig innerhalb weniger Wochen oder Monate und bevorzuge dabei die kürzere Zeitspanne.
  4. Fachexperten und Entwickler müssen während des Projektes täglich zusammenarbeiten.
  5. Errichte Projekte rund um motivierte Individuen. Gib ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen und vertraue darauf, dass sie die Aufgabe erledigen.
  6. Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen an und innerhalb eines Entwicklungsteams zu übermitteln, ist im Gespräch von Angesicht zu Angesicht.
  7. Funktionierende Software ist das wichtigste Fortschrittsmaß.
  8. Agile Prozesse fördern nachhaltige Entwicklung. Die Auftraggeber, Entwickler und Benutzer sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können.
  9. Ständiges Augenmerk auf technische Exzellenz und gutes Design fördert Agilität.
  10. Einfachheit – die Kunst, die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren – ist essenziell.
  11. Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams.
  12. In regelmäßigen Abständen reflektiert das Team, wie es effektiver werden kann und passt sein Verhalten entsprechend an.

Populäre Frameworks sind z.B. SCRUM (siehe Video) oder das Scaled Agile Framework (SAFe).

Zusammenfassung

Zu Beginn des Blogs haben wir einen Überblick über die Digitale Transformation und deren Hauptpfeiler Technische Revolution, Kulturelle Transformation und Disruption von Geschäftsmodellen gewonnen. Dabei konnten wir erkennen, dass diese Veränderungen auch ein angepasstes Führungsverhalten benötigen, um als Unternehmen in der Digitalen Transformation weiterhin erfolgreich zu bestehen. In diesem Kontext sprechen wir von Digital Leadership, welches sich zwar nicht grundlegend vom bisherigen Leadership-Verständnis unterscheidet, jedoch wichtige zusätzliche resp. veränderte Dimensionen aufweist: Führung während der Digitalen Transformation, Führen mit Digitalen Arbeitsmitteln und Führen von Digital Natives. Unterstützt werden wir dabei von neuen Arbeitsmethoden und Organisationsformen wie Agile/SCRUM.

Mit diesem Wissen haben wir nun eine solide Basis, um als ‘Digital Rockstars’ in unseren Unternehmen die Transformation aktiv mitzugestalten und die etwas träge Versicherungsindustrie zu agilisieren!

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