Digital Leadership – Die Herausforderungen
September 25, 2018
Aus dem Unterricht des CAS Digital Finance, zum Thema Digital Leadership (11.09.2018), mit Dozent Manuel P. Nappo, Leiter Institute for Digital Business FH-HWZ, berichtet Giuliano Campa.
Die Herausforderungen der heutigen Leader sind vielfältiger denn je. Sie befinden sich mitten im Spannungsfeld zwischen neuen, disruptiven Technologien und einer oft trägen Firmenkultur. Der Umgang mit Veränderungen verursacht den traditionellen Firmen eher Mühe. Heutige Manager müssen nicht nur ein gutes Verständnis für die neuen Technologien mitbringen, sie müssen auch eine (digitale) Vision/Strategie ausarbeiten können. Zudem gilt es, das Top Management sowie die Basis von seinen Ideen überzeugen zu können. Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe ist es, die Organisation für die Zukunft fit machen. Dazu gehört der oft zitierte Kulturwandel, den Wissensaufbau zu fördern und Platz für Innovationen zu schaffen. Die Disziplin Digital Leadership ist für jeden Manager, der seine Unternehmung und sich selber für die Zukunft bereit machen will, fundamental wichtig.
… verändern die uns bisher bekannte Prozesse nicht nur inkrementell, sondern exponentiell. Diese Lösungen haben oft einen weitreichenden Einfluss auf althergebrachte Geschäftsmodelle. Zu Beginn deren Entwicklung sind die Einsatzmöglichkeiten oft den jeweiligen Technologie-Experten auch noch nicht vollständig klar (Bsp. Quantum Computing). Daraus entstehen Chance und Gefahren für Unternehmungen und sogar ganze Branchen. Ein Digital Leader setzt sich mit der Thematik früh genug auseinander und prüft die Möglichkeiten für seine Unternehmung. Zu glauben, die neuen Technologien hätten keinen Einfluss auf den eigenen Bereich, kann der Anfang vom Ende sein.
Noch interessanter als die Analyse der einzelnen neuen Technologien erachte ich die Betrachtung, was sie in Verbindung miteinander bewirken können. Viele der neuen Technologien erreichen in 5-10 Jahren voraussichtlich eine gewisse Marktreife. Welchen Einfluss haben sie im Verbund? Wie entwickelt sich die Artificial Intelligence zusammen mit Quantum Computer? Welchen Stellenwert nimmt Edge Computing ein, wenn die 5G Technologie breit verfügbar ist? Die Kombinationen sind selbstverständlich beliebig und nicht nur auf zwei limitiert. Wer möchte da nicht einen Blick in die Zukunft werfen können?
Um Innovationen von neuen Technologien zu fördern, schlägt Deloitte in einem ihrer Artikel vor, einen Life-Cycle Ansatz zu wählen,
Hierbei geht es darum sich gedanklich mit dem Thema auseinander zu setzen. Sich die Fragen zu stellen, welchen Einfluss die Technologie auf meine Produkte, Prozesse oder gar Branche haben kann. Danach werden Szenarien und Hypothesen gebildet, welche als Basis für weitere Untersuchung bilden.
Sobald die Schreibtischarbeit einen gewissen Reifegrad erreicht, versucht man mittels Prototyping die Machbarkeit zu testen. Mit solchen Teilresultaten lassen sich Entscheidungsträger viel einfacher überzeugen, als nur mit Folien. Und noch viel wichtiger: Es lassen sich damit schon erste wichtige Erfahrungen sammeln kann.
Falls die Idee in der Pilot-Phase technisch sowie auch wirtschaftlich funktioniert, beginnt man mit der Umsetzung. Es empfiehlt sich schrittweise vorzugehen und Erfahrungen zu gewinnen und nicht direkt mit einem Big-Bang Ansatz den Roll-out anzugehen.
Alle grossen Innovationen, und noch mehr diejenigen mit exponentieller Sprengkraft, entstehen nicht über Nacht oder in der Badewanne (eureka!). Auch wenn es eine Prise Glück braucht, grosse Errungenschaften benötigen einen programmatischen Ansatz, viel Disziplin und Ausdauer.
Wer heute Kunden gewinnen oder mit ihnen interagieren will, kommt nicht um eine digitale Präsenz herum, das gilt auch für das kleinste Geschäft. Wer im digitalen Netz nicht auffindbar ist, hat es heute sehr schwer. Um die Kundenbindung aufrecht zu erhalten, gilt es die Erwartungen der Kunden regelmässig zu übertreffen.
Nur noch schwer vorstellbar ist ein Leben ohne unsere digitalen Begleiter. Wir fühlen uns beinahe “nackt” ohne unser Smartphone. Heute vielleicht noch unter der Rubrik Sci-Fi zu finden, was aber, wenn uns Implantate es erlauben, konstant Online zu sein (Beispiel: Spielfilme iBoy oder Intelligence)? Welchen Stellenwert erhält Aus- und Weiterbildung, wenn alles Wissen immer real-time verfügbar ist? Und was versteht man dann unter Human Hacking?
Viele der neuen Technologien haben das Potential ganze Branchen zu verändern, dies nicht nur inkrementell, sondern exponentiell und disruptiv. Wer nicht in der Lage ist, die Implikationen für sein Umfeld früh genug zu erkennen, riskiert von der Bildfläche zu verschwinden. Egal, welche Marktstellung er heute hat, egal in welcher Branche er tätig ist. Innovationen für einen bestimmten Sektor haben nicht selten auch Einfluss auf andere Bereiche (Bsp. 5G Technologie) .
Der Digital Leader braucht nicht nur Intelligenz, um die neuen Technologien zu verstehen und den Einfluss für sein Umfeld abzuschätzen. Er braucht auch die emotionale Intelligenz, um seine Organisation erfolgreich auf die digital Reise mitzunehmen. Als weitere wichtige Komponente wird Mindfulness (deutsch: Achtsamkeit / Aufmerksamkeit) genannt. Hierbei geht es um die Fähigkeit, Gefühle und Gedanken (eigene und fremde) zu akzeptieren, ohne sie sofort zu beurteilen und sich auch aber auf das hier und jetzt konzentrieren zu können.
Der erfolgreiche Digital Leader hat ein klares Verständnis für die Technologien. Für die Implementation ist er in der Lage, die richtigen Leute einzustellen oder die richtigen Partner zu engagieren.
Der Umfang des Digital Leadership Thema ist enorm, ebenso die Erwartungen an diese Rolle. Mit dem CAS Digital Finance bin ich der Meinung, schon mal einen Schritt in die richtige Richtung unternommen zu haben. Aber der Weg ist noch lang.
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