Die Generation X in der Sandwichposition
Von Ana-Marija Vasic Parissidis, Januar 26, 2023
Von Ana-Marija Vasic Parissidis, Januar 26, 2023
Es war ein gelungener Schlusspunkt. Am letzten Tag unseres CAS Digital Leadership zeigte Yannick Blättler, Firmengründer und Geschäftsführer von NEOVISO AG, welche Erwartungen an heutige Leader gestellt werden. Sein Thema war unteranderem auch «Leadership für die Generation Z» und deren Mindset.
Anders als auf Anhieb angenommen, weil als Dauerthema in den Medien präsent, ist das wichtigste Anliegen dieser Generation nicht der Klimawandel, sondern Gleichberechtigung. Nicht einmal die neusten Technologien sind für sie so wichtig wie dieses Thema. Wobei es nicht nur um die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern geht, diese versteht sich für die Generation Z von selbst.
Es gibt für sie schlicht keinen Grund, weshalb Frauen und Männer nicht die gleichen Ausbildungen machen, die gleichen Berufe und Karrieren ergreifen und dafür dieselben Löhne erhalten sollten. Der Begriff bezieht sich auch auf andere soziale Unterschiede, die es zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, sexueller Orientierung oder hierarchischer Stellung in Unternehmen gibt. Die Generation Z ist schlicht nicht bereit, diese länger hinzunehmen.
Diese drei Bedürfnisse sind für die Generation Z bezeichnend:
Für die Generation Z ist eindeutig: Nur der Schnellere, Flexiblere und Klarere gewinnt. Damit bleibt keine Zeit für Hierarchie- und Machtspiele, und vor allem: Kein Interesse. Warum? Weil sich verliert, wer in ihrer schnell ändernden vernetzten Welt nicht ganz genau weiss, wer er ist, was er kann und was er will. Wer bei jeder Entscheidung grenzenlos viele Möglichkeiten hat, muss sich selbst und seine Wünsche gut kennen.
Diese Auseinandersetzung mit sich selbst schafft ein neues Selbstbewusstsein. Und das erlaubt nur noch Begegnungen auf Augenhöhe. So erwartet die Generation Z von einem Vorgesetzten Zuverlässigkeit, Motivation und Verständnis. Für diese Generation haben Führungskräfte heute demnach Erwartungen zu erfüllen, die an eine Familie gestellt werden. Doch aus der positiven Psychologie weiss man: Sind sie erfüllt, kommt die Leistung wie von selbst, wie in einer Familie eben. Google hat dies vor Jahren bereits erkannt und vorgemacht.
Auch der Generation X, Kinder der Sechziger- und Siebzigerjahre, sind diese Erwartungen nicht fremd. Auch sie wünscht sich Gleichberechtigung in der Familie wie in Unternehmen und weiss um die motivierende und leistungssteigernde Wirkung von Wertschätzung bestens Bescheid. Sie ist durchaus in der Lage, auf der digitalen Klaviatur zu spielen, die sie selbst erfunden hat: Whatsapp, Chats, LinkedIn und Instagram gehören auch bei ihr zum täglichen Leben.
Beim Einstieg ins Berufsleben jedoch herrschten für die Generation X noch andere Bedingungen. Zielvereinbarungen und Mitarbeitergespräche im Jahrestakt, unveränderbare Arbeitsprozesse und das Zudienen an Vorgesetze schienen nicht verhandelbar. Die Erwartung ans Unternehmen als Familie? Höchstens in Familienbetrieben. Konstruktives Feedback und wertschätzende Kommunikation? Auch das meist nur in Lehrbüchern.
Heute hat diese Generation Kader- und Geschäftsführungspositionen, aber ihre Vorgesetzten sind nicht dynamisch flexible und fordernd-inspirierende Leader, sondern Machtmenschen, denen Hierarchie, Status und Geld von zentraler Bedeutung sind. Dabei ist für die Unternehmen wichtig, dass sie sich dem Markt anpassen. Oder, um es mit Charles Darwin auszudrücken:
Wer sich nicht ändern kann, wird nicht überleben. Die Generation X erhält durch ihre Stellung in den Unternehmen somit eine besondere Aufgabe: Im Sandwich zwischen Digital Natives, für die Mitsprache im Team selbstverständlich ist und die von Vorgesetzten Coaching erwarten und digitalen Dinosauriern, die an Hierarchien und Gehorsam glauben und deren digitale Kompetenz bei E-Mails endet, Unternehmen so zu verändern und in ihrer digitalen Kompetenz zu fördern, dass sie marktfähig bleiben.
Dies kann nur mit viel Fingerspitzengefühl und Selbstkenntnis gelingen – und mit Bildung, wie mit einem CAS Digital Leadership. Digitale Transformation ist keineswegs nur als Projekt mit einem Anfang und einem Ende zu betrachten, sondern als beständiges Lernen, Ausprobieren und Fehler machen. Und das beständige Lernen müssen die Unternehmen noch lernen. Es ist die Aufgabe der Generation X, sie in dieses Abenteuer zu führen.
Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Digital Leadership verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.
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