Blockchain & Frenemies
Oktober 1, 2019
“Die Schweizer Finanzindustrie wird sich in den kommenden zehn Jahren stärker verändern, als sie es in den vergangenen 100 Jahren getan hat.” Rino Borini, Studiengangsleiter Digital Finance, HWZ
Wir sind mitten in einer technologischen Revolution. Das Ausmass auf die heutigen ökonomischen und gesellschaftlichen Konstrukte können wir heute nicht abschätzen. Nicht die Grössten und Stärksten werden überleben, sondern die Anpassungsfähigsten.
Die folgenden Treiber der technischen Revolution sind: Wirtschaft – Technologie – Gesellschaft
Die disruptiven Kräfte funktionieren immer als schöpferische Zerstörung bestehender Geschäftsmodelle. Deren Erfolge schlagen oft ein, wie eine Bombe, unberechenbar über Nacht. Die Konsequenz ist, dass sich das Kunden-Verhalten und die damit verbundene Erwartung verändert.
Bank Kunden blicken auf interessante Zeiten: Sie dürfen erwarten, dass Unternehmen wie Orange, Uber etc. in die Bankenwelt einsteigen werden. Unternehmen, welche bisher noch nicht im Markt waren. Wie die Klassen-Umfrage in “HWZ Disruptive Technologies von 2019” zeigt, wird die Finanzindustrie noch immer als konservativ, sperrig und rückständig wahrgenommen.
Fintechs setzen auf Skalierung und internationale Ausbreitung. Sie streben danach, viele Kunden zu gewinnen um Fixkosten pro Kunde zu reduzieren. Die Kundengewinnung ist für Fintechs einfacher als bei den klassischen Unternehmen, weil sie technologisch auf “grüner Wiese” aufbauen können.
Traditionelle Finanzunternehmen fühlen sich teilweise heute noch gebauchpinselt, wenn Sie Kunden zurückweisen können. Ein Kundenportfolio sollte mindestens CHF 5 Mio betragen, um ernst genommen zu werden. Die traditionellen Finanzunternehmen versuchen ihre Marktposition um jeden Preis beizubehalten. Ein Weg den sie einschlagen ist der Kauf von vielversprechende Startups. Dadurch eliminieren Sie mögliche Wettbewerber oder stärken ihr Portfolio durch Integration in das eigene Unternehmen —> Vom Enemy zum Friend (Frenemie)!
Fintechs sind bezüglich der Kundenportolios wesentlich flexibler als traditionelle Finanzunternehmen. Sie riskieren jedoch bei ethischen Fragen ungenügende Antworten liefern zu können:
– was passiert mit meinen Daten?
– wie gehen die Firmen mit meinen Daten um?
Als Beispiel in diesem Kontext: Der Kunde muss immer und aktiv für die Nutzung von Stimmprofilen für die Authentisierung einwilligen (opt-in). Unternehmen sollen auf die reaktive Einwilligung (d.h. der Kunde muss sich aktiv wehren), im Sinne des opt-out, verzichten.
Die Kunden verändern ihr Transaktionsverhalten. Sie nutzen die Mobilen Apps mehr als Web-Portale. Wir beobachten auch, dass der grösste Zuwachs an “Mobile Finance” Kunden über 50 ist.
Viele Unternehmen überlegen sich, Blockchain bei sich einzusetzen. Rino Borini empfiehlt sich zuerst bewusst zu werden, welches Geschäfts-Problem sie mittels Blockchain lösen möchten. Die folgende Grafik unterstützt dabei die Entscheidung treffen zu können:
Bitcoin ist eine virtuelle Währung und dezentrales Peer-to-Peer Transaktionsnetzwerk, was folgende Aspekte umfasst:
– Gleichstellung aller Netzwerkteilnehmer
– Aufzeichnung vollständiger Transaktionsverlauf
– Verwendung von kryptographische Techniken
– Nachvollziehbarkeit aller Transaktionen
—> der Geldtransfer funktioniert OHNE Banken (Peer-to-Peer)
Eine Blockchain ist eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen („Blöcke“). Die Datensätze sind mittels kryptographischer Verfahren miteinander verkettet. Jeder Block enthält dabei einen kryptographisch sicheren Hash (Streuwert), einen Zeitstempel und Transaktionsdaten.
Der Begriff Blockchain wird u.a. auch für ein dezentrales Buchführungssystem verwendet. Das Ziel dabei ist, dass jeweils der richtige Zustand dokumentiert ist. Die Korrektheit ist insbesondere wichtig, weil bei Blockchain mehrere Teilnehmer an der Buchführung beteiligt sind. Aus diesem Grund ist der Begriff Distributed-Ledger-Technologie (Deutsch: dezentral geführte Kontobuchtechnologie) oder DLT verankert.
Der Inhalt des “Kontobuches” ist für die Blockchain unerheblich. Entscheidend ist, dass jede Transaktion auf der vorherigen aufbaut. Diese wird als korrekt bestätigt, wenn die vorherige auch korrekt und existent war. Dieser Mechanismus ermöglicht, dass Änderungen nur im gesamten Informations-Kontext durchgeführt und mittels Bestätigung aller Akteure abgeschlossen wird. Dies stellt die Konsistenz für alle Transaktionen sicher. Inkonsistenzen (unabgestimmte Manipulationen) erkennen die Teilnehmer (Akteure) an Berechnungen.
Auch wenn heute noch zu wenig Anwendungen mit Blockchain bestehen ist uns klar geworden. Es ist eine Frage der Zeit. Das Potential ist da, die nutzen bringenden Anwendungen kommen bestimmt, bald. Herzlichen Dank an Rino Borini für seine spannende und leidenschaftliche Vorlesung!
Wie funktioniert eine Blockchain – einfach erklärt
Die Maus erklärt Bitcoin
Unser Newsletter liefert dir brandaktuelle News, Insights aus unseren Studiengängen, inspirierende Tech- & Business-Events und spannende Job- und Projektausschreibungen, die die digitale Welt bewegen.