Institute for Digital Business

Augmented Reality ohne Budget und einem Zeitfenster von fünf Stunden

Von Andrin Fleischmann, Januar 31, 2023

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Eine Vielzahl an kleinen bis mittelständischen Unternehmen, kurz «KMU», beschäftigt sich derzeit mit der Frage: «Wie kann für unsere physischen Produkte und Services in der digitalen Welt ein Mehrwert generiert werden?» Schnell fällt das Schlagwort Augmented Reality kurz «AR», was übersetzt so viel bedeutet wie eine erweiterte Realität. Anders als bei der Virtual Reality (VR), bei der das komplette Sichtfeld der Nutzer der künstlich erzeugten fiktiven Computerwelt entspricht, handelt es sich bei AR lediglich um Ergänzungen im realen Sichtfeld. Aus Sicht von zukünftigen Business Opportunitäten ist dies ein sehr spannendes Thema, vor allem da AR bereits in diversen Industrien zum Einsatz kommt wie beispielsweise auf dem Immobilienmarkt, bei Möbelherstellungs-Unternehmen oder auch im E-Commerce. In einem Selbstversuch will ich herausfinden, wie weit fortgeschritten die heute vorhandenen Freemium-Lösungen auf der Basis von künstlicher Intelligenz kurz «KI» im Markt sind. Für diesen Selbstversuch steht mir kein Budget, nur ein begrenztes Zeitfenster von fünf Stunden und keinerlei technisches Know-how zur Verfügung, welches ich mitbringe.

Hands On

Ich beginne mit «Google it» und habe per Google Suchanfrage nach Möglichkeiten gesucht, wie ich von einem mir vorliegenden physischen Produkt eine 3D-Visualisierung erstellen kann. Damit dieses Projekt nicht zu einfach ist und die Komplexität bei der Erstellung erhöht wird, habe ich mich für ein E-Bike entschieden, anstatt zum Beispiel einen einfachen und oft verwendeten Fussball zu nehmen. Sehr schnell habe ich tausende Lösungen und Apps gefunden, die mir genau dieses Vorhaben auf der Basis von KI bieten. Die erste App, die ich zum Einsatz brachte, war von Pix4Dcatch und ist für viele Bedürfnisse die richtige Anwendung. Für mein E-Bike habe ich allerdings nach einer weiteren und besser zutreffenden Lösung gesucht. Lidar Polycam schien mir eine passende Alternative zu Pix4Dcatch zu sein. In einem YouTube Tutorial eines Nutzers schaute ich mir an, auf was geachtet werden soll, um die bestmögliche Qualität zu erreichen. Kurze Zeit später bin ich mit dem E-Bike nach draussen an einen optimal belichteten Ort gegangen und habe exakt, wie im Tutorial erklärt, möglichst viele Bilder meines E-Bikes aufgenommen. Das Bildmaterial wird im Anschluss in der App hochgeladen und verarbeitet, was eine Weile dauern kann. Das Resultat lässt sich dafür schon einmal in der Abbildung 1 sehen.

Ein Bild, das Text, Visitenkarte, Bilderrahmen enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Abbildung 1: 3D-Aufnahme anhand von Polycam

In der Abbildung wird deutlich, dass um das eigentliche Produkt herum noch viel Untergrund zu sehen ist. Die Polycam App ermöglicht eine einfache Bild-Bearbeitung. Das heisst, ich konnte einen grossen Teil des Untergrunds rund um das E-Bike in der Polycam App entfernen. Mein E-Bike sah danach zugeschnitten aus, wie Abbildung 2 zeigt.

Ein Bild, das Text, Monitor enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Abbildung 2: 3D-Model mit Polycam zugeschnitten

Wie befürchtet, komme ich jetzt an einen Punkt, wo ich in der Polycam App nicht mehr weiterarbeiten kann. Bis dahin darf schon einmal ein sehr positives Resultat festgehalten werden. Ich suchte daher nach einer weiteren App, in der ich meinen Dateiexport weiterbearbeiten konnte. Sehr schnell stiess ich auf das Open Source Programm Blender. Da dieses Programm für mich als Neueinsteiger eher komplex erscheint, benötigte ich ca. 1.5 Stunden Zeit, um an zusätzliches Blender Wissen per YouTube Tutorials über den Kanal von Blender Guru zu gelangen. Anschliessend habe ich versucht, den Untergrund unter meinem E-Bike zu eliminieren und hatte damit Erfolg! Nach einer weiteren halben Stunde Zeitaufwand war der Untergrund verschwunden und ich konnte mein 3D-E-Bike Modell erneut als Datei exportieren. Damit war auch klar, dass ich erfolgreich und nur mithilfe von Gratislizenzen eine 3D-Datei meines Produktes erstellt habe und dieses in diversen Anwendungen ausspielen konnte. Zurück zu meiner AR-Anwendung von Polycam. Wie sieht denn nun das E-Bike in meiner AR-Anwendung aus? Die Abbildung 3 zeigt mein fertiges E-Bike in meinem Raum. Man kann rundherumgehen, zoomen und durch die erstellte glTF 3D-Datei kann das E-Bike sogar in VR durch eine Brille im Metaverse gezeigt werden.

Ein Bild, das Fahrrad enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Abbildung 3: AR-Visualisierung von Polycam

Mein Fazit

Die Freemium Anwendungen auf Basis von KI, wie die im Beispiel verwendete App Polycam, ermöglicht es, ein Produkt in einer einfachen Form in sehr kurzer Zeit zu visualisieren. Zudem mindert ein solches Pilotprojekt für viele Unternehmen die Eintrittshürde zu AR-/VR-Themen und liefert erste Erfahrungen. Für professionelle Anwendungen oder ein Unternehmen, welches damit zum Beispiel einen E-Commerce Webshop bespielen möchte, ist die Qualität des Endprodukts aber noch nicht ausreichend. Die Visualisierung ist dafür zu wenig detailreich und nicht ganz akkurat. Für den privaten Bereich können die Apps aber bereits mit einer hohen Geschwindigkeit eine 3D-Visualisierung herstellen. Ebenso habe ich in kurzer Zeit einen einfachen Umgang mit dem 3D-Bearbeitungsprogramm Blender erlernt. AR ist demnach auf keinen Fall unmöglich für ein KMU, sondern im Gegenteil mit einer guten Portion Hands-on Mentalität der Mitarbeitenden erlern- und umsetzbar.

Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Platforms & Ecosystems verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.

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