Artificial Intelligence: Was ist Science Fiction und was Realität?
September 2, 2018
September 2, 2018
Aus dem Unterricht des CAS Digital Finance, zum Thema Artificial und Biological Intelligence mit Dr. Marcel Blattner, Chief Data Scientist bei Tamedia, berichtet Alex Kloeppel.
Horrorszenarien gibt es genug. Wird künstliche Intelligenz bald einmal die menschliche Intelligenz überflügeln? Führen Robotik und andere Entwicklungen zu einer erbarmungslosen Flurbereinigung auf dem Arbeitsmarkt? Werden Roboter einst über die Menschheit herrschen?
Als Chief Data Scientist bei Tamedia weiss Dr. Marcel Blattner, dass vieles in den Medien über AI geschriebene falsch ist. Science Fiction Movies unterstützen das verzerrte Meinungsbild von AI in der Öffentlichkeit. Aufgrund der falschen und irreführenden Berichterstattung ist kein nützlicher Diskurs über das Thema möglich. Sehr viele Leute sind aufgrund der falschen Erwartungshaltung enttäuscht.
Technologie ist nicht neutral. Technologie wird aus wirtschaftlichen bzw. kulturellen Gründen entwickelt. Technologieentwicklung ist somit ein Produkt des wirtschaftlichen Umfelds und des kulturellen Hintergrunds. Auch dies wirkt sich auf die öffentliche Meinungsbildung aus und kann ein verzerrtes Bild geben. Beispielsweise geben Japaner dem Roboter eine Seele, Europäer und die USA sehen hingegen primär Risiken, was in der Filmindustrie nicht haltmacht.
Ein weiteres Problem ist die Sprache, welche in Zusammenhang mit AI verwendet wird. Um präziser zu sein und keine falschen Erwartungen zu erwecken, könnte diese auch technisch formuliert werden:
Fazit: Dr. Marcel Blattner fordert eine kritische Würdigung, wenn es um Artificial Intelligence und Machine Learning geht. Doch was ist nun in der Realität machbar und was Bullshit-Bingo?
Maschinelles Lernen ist ein Oberbegriff für die künstliche Generierung von Wissen aus Erfahrung: Ein künstliches System lernt aus Beispielen und kann diese nach Beendigung der Lernphase verallgemeinern. Das heisst, es werden nicht einfach die Beispiele auswendig gelernt, sondern es erkennt Muster und Gesetzmässigkeiten in den Lerndaten. So kann das System auch unbekannte Daten beurteilen (Lerntransfer) oder aber am Lernen unbekannter Daten scheitern (Überanpassung).
Mit unterschiedlichen Analytics-Arten werden unterschiedliche Fragestellungen beantwortet. Dabei werden für die jeweiligen Fragestellungen unterschiedliche Analyse-Methoden benötigt:
Artificial Intelligence kann in 3 Kategorien unterteilt werden. Auf diese wird nachstehend eingegangen. Die nachstehende Grafik gibt zunächst einen Überblick über konkrete Anwendungsmöglichkeiten.
Bei AI geht es um Techniken, mit welchen der Computer menschliches Verhalten nachahmen soll. AI kann dabei in 2 Kategorien unterteilt werden:
Machine Learning ist eine Unterart von AI. Bisher wurden Computer mit Daten und Regeln gefüttert. Machine Learning bedeutet hingegen, dass die Maschine die Regeln selbst lernt, d.h. die Algorithmen werden von der Maschine zusammengesetzt. Algorithmen sind für den Mensch nicht nachvollziehbar, da die Maschine eigene Regeln zur Problemlösung aufstellt (BLACK BOX).
Beispiel:
Deep Learning ist eine Unterart von Machine Learning. Die Besonderheit des Deep Learning besteht darin, dass der Computer sein Wissen mithilfe sogenannter neuronaler Netze strukturiert. Es erlaubt über die verfügbaren Daten hinaus zu lernen. Das beinhaltet die Fähigkeit, Informationen zu analysieren und zu bewerten, um logische Schlüsse zu ziehen, Lösungswege auszuwählen und aus Fehlern zu lernen. Je mehr Daten eine Maschine also empfängt, desto grösser ist ihre Lernfähigkeit und desto intelligenter kann sie werden. Die am meisten verbreiteten modernen Applikationen sind Stimm- und Bilderkennung.
Das Video bzw. nachstehende Bilder zeigen auf, wie die mathematische Struktur eines neuronalen Netzwerks interpretiert werden kann. D.h. das neuronale Netzwerk nimmt die Welt so nicht wahr, denn das kann es gar nicht! Weitere Infos gibt es hier.
Die Einsatzmöglichkeiten von maschinellem Lernen sind gross. Je nach Branche sind die Einsatzgebiete aber unterschiedlich.
AI einzusetzen ist teuer. Der umfassende Einsatz erfolgt aktuell v.a. bei Firmen mit starker Finanzkraft (Medienhäuser, Autoindustrie, Finanzsektor). Die grossen Konzerne, insbesondere die technologieorientierten möchten die Entwicklung der AI mitbestimmen und für sich nutzen. Das grosse Interesse an Start-ups im Bereich AI unterstreicht dies; die Investitionen in Start-up Unternehmen, die sich mit dem Thema künstliche Intelligenz beschäftigen, sind in den letzten Jahren in die Höhe geschnellt. Wurden im Jahr 2012 noch knapp 590 Mio. USD investiert, hat sich das Volumen im Jahr 2016 auf 5 Mrd. USD fast verzehnfacht. Details gibt es hier.
Bei den Unternehmenszukäufen tut sich insbesondere Google hervor: mit 11 relevanten Übernahmen innerhalb von fünf Jahren liegt der Techkonzern klar vor Konkurrenten wie Apple und Intel, die sich mit 5 Akquisitionen den zweiten Platz teilen (Grafik). Die Aufschlüsselung der Akquisitionen zeigt, wie hoch das Thema von Technologieunternehmen und inzwischen z.B. auch von der Automobilindustrie priorisiert wird. Die Anzahl der Deals ist immer enger getaktet, die Aktivität nimmt zu und viele Unternehmen haben in den letzten beiden Jahren begonnen, sich dem Thema AI zuzuwenden (z.B. Amazon, Oracle oder Ford).
Tipp bei einem Einsatz: Auf die Teamzusammensetzung kommt es an, um erfolgreich zu sein. Ein interdisziplinäres Team besteht beispielsweise aus Physikern, Mathematikern, Psychologen, und Leute vom Business. Auch zu beachten ist, dass es sich am Anfang um ein Investment für die Zukunft handelt.
Während sich herkömmliche Software durch Transparenz und nachweislich korrektes Verhalten auszeichnet, ist Machine Learning unscharf, flexibel und undurchsichtig. Modernes Machine Learning funktioniere gut, weil es komplexe Zusammenhänge aus Trainingsdaten lernen kann. Auf diese Weise erkenne es Dinge, seien es Gesichter, Betrugsmuster oder Spam, mit denen menschliche Programmierer nicht mithalten können. Aber diese Fähigkeit kann auf unerwartete Weise zum Bumerang werden. Wenn die Trainingsdaten eine falsche oder nicht existente Korrelation enthalten, kann dies unweigerlich zu Verzerrungen (Bias) des Ergebnisses führen.
Negative Beispiele:
Die Angst des Menschen von Maschinen komplett ersetzt zu werden ist heutzutage unbegründet. Zu bedenken gilt es allerdings, das der zunehmende Einsatz von intelligenten Geräten und Maschinen Produktionsprozesse und Geschäftsabläufe weiter optimieren und effizienter machen wird. Für einen Teil der arbeitenden Bevölkerung gilt es, sich aufgrund dieser zunehmenden Automatisierung und Robotisierung neu auszurichten. Auf der anderen Seite ist der Kampf um Know-how und Manpower auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz voll entbrannt (was wiederum der Run auf erfolgversprechende Start-ups belegt). Inwieweit sich Servicemitarbeiter, Pflegekräfte oder Entwickler wirklich von Maschinen ersetzen lassen, wird auch von der Kundenakzeptanz und den Grenzen der Humanisierbarkeit von Programmen abhängen.
Mensch bzw. Maschine können also je nach Kompetenz gezielt eingesetzt werden. Für repetitive Arbeiten wird der Mensch zunehmend ersetzt. Es gibt aber weiterhin viele Tätigkeiten, welche eine Maschine nicht gleich gut machen kann! Doch was ist der Unterschied von Maschinen zum Mensch?
Unterschiede menschliches Hirn und Maschine:
Menschen werden mit Maschinen näher zusammenrücken. 10 Beispiele von Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten (Biohacking) gehen aus dem Video hervor.
Machine Learning für Anfänger Teil 1: Grundlagen und Definition
Machine Learning für Anfänger Teil 2: Erklärung insbesondere Unterschied Supervised / Unsupervised
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