Willkommene Hilfe in jeder Lebenslage: Wo stehen wir mit dem Internet of Things?
Von Mario Ruppen, März 22, 2023
Von Mario Ruppen, März 22, 2023
Das Internet of Things (IoT) hat seit zwanzig Jahren eine stille, aber kontinuierliche Entwicklung hinter sich. Heute erhöht IoT in vielen Bereichen die Sicherheit und Bequemlichkeit vieler Menschen, hat aber noch mehr Potential mit zusätzlich vernetzten Anwendungen und durchdachten Geschäftsmodellen.
Kevin Ashton war Produktmanager für Procter & Gamble. Er kam 1999 auf die Idee, die Produkte seines Arbeitgebers wie Lippenstifte mit RFID-Tags und anderen Sensoren auszustatten. Diese sollten Daten teilen zum Standort der Produkte wie zum Beispiel ob sie gerade in einem Lager gescannt, in ein Regal gestellt oder verkauft wurden. Ashton versprach sich Verbesserungen in der Lieferkette und somit die Eliminierung von Leerläufen und die Reduktion von Kostentreibern. Um genügend Management-Attention zu generieren, nannte er die Idee damals «Internet of Things» (IoT). Das Management war von seiner Idee angetan. Zum Glück.
Mehr als zwanzig Jahre später hat IoT kontinuierlich die meisten Branchen und Lebensbereiche erreicht. Entsprechend hat Technologieanalyst Gartner auf seinem Hype Cycle ab 2021 den Begriff IoT entfernt und ihn als Commodity beziehungsweise als massentauglich taxiert.
Ausgehend vom Beispiel mit den Lippenstiften mit RFID-Tags lohnt sich die Begriffsklärung, um IoT besser zu fassen. Die internationale Fernmeldeunion (ITU-T) definiert IoT als «Vision mit technischen und sozialen Auswirkungen». Etwas enger gefasst wird IoT als globale Infrastruktur, welche physische (bspw. Sensorik) und virtuelle Dinge (bspw. Cloud) über Informations- und Kommunikationstechnologien miteinander verbindet, beschrieben.
Wenden wir uns Anwendungen für den Endkundenmarkt zu. Hier lassen sich unzählige Bereiche finden, wo sich IoT durchgesetzt hat, sei es in der Produktion oder der Logistik (nicht nur im eingangs erwähnten Beispiel im Zusammenhang mit Lippenstiften). Auch im Bereich Gesundheit, Smart City oder Mobilität und Smart Buildings hat die Entwicklung im IoT-Bereich in den letzten Jahren kontinuierlich zugelegt, wie die beiden folgenden Vertiefungen zeigen.
Automobile der neuesten Generation sind meist umfassend mit IoT ausgestattet und vernetzt: Sie verfügen über In-Vehicle Voice, Roadside Assistance, Tracking und Schutz vor Diebstahl, Navigation und Fahrzeugdiagnose. Die Vorteile dieser vernetzten Systeme liegen in der Erhöhung der Sicherheit und Bequemlichkeit.
Dank Roadside Assistance kann bei einem Unfall, der dank verbauten Sensoren erkannt wird, aus der Ferne der Gesundheitszustand der Passagiere überprüft und gegebenenfalls Hilfe (wie Sanität, Polizei und Abschleppdienst) automatisiert und schneller aufgeboten werden. Solche Systeme sind heute in vielen Fahrzeugen der Ober- oder Mittelklasse wie Mercedes, Audi oder VW verbaut.
Ein weiterer Anwendungscase von IoT im Mobilitätsbereich ist Usage Base Insurance (UBI): Dank Telemetrie-Messung im Auto kann die Versicherungsleistung für ein Auto zum Beispiel nicht wie bis heute pauschal abgerechnet werden, sondern differenzierter aufgrund der Nutzung. So werden nicht nur gefahrene Kilometer, sondern auch die Dauer, Häufigkeit, Zeitpunkt und Standort über Satelliten gemessen. Abhängig von den Einflussfaktoren wie zum Beispiel vermehrte Nutzung des Fahrzeuges während der Rushhour mit dichtem Verkehrsaufkommen, Stadt vs. Land, berufliche vs. private Nutzung, kann ein entsprechendes Risikoprofil erstellt und Prämien verrechnet werden. Zudem sind Incentivierungen und Rabattierungen bei defensiver Fahrweise möglich, da Beschleunigungs- und Bremsverhalten durch Sensoren gemessen und ausgewertet werden können und wiederum in die UBI einfliessen. Anbieter solcher Anwendungen sind zum Beispiel Metromile oder Zurich My Way.
IoT findet sich heute auch im Wohn- und Arbeitsbereich. IoT-Geräte bieten mehr Komfort für Bewohner:innen, sparen Ressourcen, indem sie Licht löschen oder Temperaturen anpassen. Zudem ermöglichen sie eine bessere Ausnutzung von geschäftlichen Meetingräumen: Werden diese trotz Buchung nicht genutzt, werden sie im Buchungssystem wieder frei gegeben und für andere Nutzer verfügbar. IoT-basierte Indoor-Security-Systeme bieten höhere Einbruchsicherheit. Versicherungen bieten Geräte an, die Wasserschäden bei der Entstehung schon verhindern und sofort den Besitzer alarmieren wie unter anderem die amerikanische Church Insurance.
Wie die Einsatzmöglichkeiten zeigen, ist IoT gekommen um zu bleiben. Die IoT-Technologien werden aufgrund weiterer Vergünstigungen in ihrer Anwendung und Miniaturisierung sowie mehr Rechen-, Analyse-, Speicher- und Sendeleistungen noch beliebter werden und zusätzlich verbaut. Dank zusätzlichen IoT-Geräten erhöht sich so das Potential, welches dank miteinander kommunizierenden Geräten und vernetzten Geschäftsmodellen mehr Nutzen für die Menschen bringen.
Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Disruptive Technologies verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.
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