Marc P. Bernegger: Von langen Partynächten zum langen Leben
Juni 1, 2022
Interview: Jrene Rolli | Foto: Anne Gabriel-Jürgens
Mit den ersten Einnahmen von usgang.ch habe ich mein Studium finanziert und ich konnte mir relativ früh Dinge leisten, zum Beispiel eine eigene Wohnung in der Altstadt von Zürich.
Mit sechs Jahren habe ich zusammen mit einem Freund einen Schulkiosk geführt. Wir haben Süssigkeiten gekauft, sie in eine Kartonschachtel gepackt und dann auf dem Pausenplatz wieder
verkauft. Und vor usgang.ch haben wir im Gymnasium ein eigenes Sportheftli vertrieben.
Ich hatte schon immer das Bedürfnis, selber Dinge zu machen. Wenn mich etwas interessiert, will ich das nicht nur in Büchern lesen. Ich will selber ausprobieren, was daraus entstehen
kann. So war das auch mit usgang.ch. Als einer der Ersten meiner Klasse hatte ich einen Internetanschluss und ich war neugierig, was damit alles möglich ist.
Die Persönlichkeit interessiert mich viel mehr. Ich will bei der Person die Passion für das Thema spüren. Dass sie aus Überzeugung ein Problem lösen will, zu dem sie idealerweise auch einen persönlichen Bezug hat. Und nicht einfach Unternehmer:in werden will mit etwas, weil das bei anderen so auch bereits funktioniert hat.
Unsterblichkeit und Langlebigkeit sind zwei unterschiedliche Dinge. Unter Langlebigkeit – oder eben Longevity – verstehen wir, möglichst lange gesund und glücklich zu leben. Unser Benchmark
ist aktuell bei 120 Jahren. Dies gelingt beispielsweise mit wissenschaftlich fundierter Nahrungsergänzung, welche altersbedingte Krankheiten reduziert und die Zellverjüngung ermöglicht. Das Leben über die gesamte Dauer gesünder und glücklicher zu verbringen, dagegen hat doch niemand was, oder?
Bei Neuem fühlen sich viele zuerst angegriffen, sind skeptisch und wollen die Veränderung nicht wahrhaben. Das bestärkt mich jedoch zusätzlich, dass Longevity eine grosse Bedeutung haben wird. Diese Skepsis erlebte ich nämlich genauso, als ich in das Internet und
Bitcoin investierte.
Wir leben bereits jetzt doppelt so lange als noch vor 120 Jahren. Wer heute pensioniert wird, fühlt sich oft noch voll parat und wäre interessiert, auch weiterhin einen aktiven Beitrag in der
Arbeitswelt zu leisten und nicht einfach die letzten 20 Jahre auf einem Kreuzfahrtschiff zu sitzen. Man müsste also das ganze System und unser Zusammenleben überdenken. Vielleicht gibt es ja in Zukunft statt dem Rentenalter einfach regelmässig Sabbaticals, in denen man sich umschulen lassen kann. Es wird auf jeden Fall spannend. Der Nationalrat verfolgt das Thema und die
Auswirkungen.
Longevity zwingt noch viel mehr Menschen dazu, sich stärker damit auseinanderzusetzen, was sie wirklich gerne tun oder tun würden.
Das ist eine schöne Vorstellung. Ich würde immer noch spannende Ideen um mich herum haben und arbeiten. Ich will gar nicht aufhören, mich mit den Dingen zu beschäftigen, die mich begeistern. Der Sinn des Lebens ist doch, dass wir etwas für uns Sinnvolles aus unserer Zeit machen. Longevity zwingt noch viel mehr Menschen dazu, sich stärker damit auseinanderzusetzen, was sie wirklich gerne tun oder tun würden. Wer sich 40 Stunden pro Woche im Büro langweilt, wird im Alter kaum glücklicher werden.
Rückblickend war der Zeitpunkt nicht immer perfekt. Auch wenn sich alles gut entwickelt hat, war ich meist eher zu früh dran. Mit usgang.ch waren wir 1999 ganze fünf Jahre vor
Facebook live.
Die Konvergenz von Entwicklungen und Themen führt dazu, dass wir viel fachübergreifender denken müssen. Das Angebot der HWZ deckt dies bereits gut ab. Wir haben uns geöffnet, sind viel
breiter und ganzheitlicher aufgestellt.
Neugierig und offen zu sein gegenüber Entwicklungen und die Fähigkeit, Dinge zu hinterfragen und nicht einfach nur Inhalte aus den Schulbüchern auswendig zu lernen.
Meine Kinder erden mich und ermöglichen mir einen hilfreichen Perspektivenwechsel. Wenn ich sehe, mit was für einfachen Dingen sie sich beschäftigen und mit wie wenig sie zufrieden sind. Ich teile meine Zeit so ein, dass ich mich mit Dingen beschäftigen kann, die einen Impact haben. Aber ich möchte mir auch Freiräume schaffen, um wahrzunehmen, was links und rechts eigentlich alles passiert und zu geniessen. Dabei helfen mir meine Kinder.
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