Kultur frisst Strategie
November 6, 2017
Aus dem Unterricht des CAS Digital Finance mit Andreas Staub berichtet Flavio Morganti:
Die Kultur wird in Unternehmen wie Banken leider oft unterschätzt. Mit einer mittlerweile nahezu hohen Kadenz werden in Grossbanken Veränderungen vorangetrieben. Der Wandel der Branche primär angetrieben durch die „Digitalisierung und Automatisierung“ zwingt Banken ihre Strategien zu weiten Teilen anzupassen. Es werden innovative Konzepte mit hoch gesetzten Erwartungen und Zielen erstellt. Top-down wird das Vorhaben dann bei den Mitarbeitern aller Stufen durchgedrückt. Ein hohes Tempo wird an den Tag gelegt und man bekommt fast das Gefühl, es gehe ums nackte Überleben. Und genau hier passt das in jüngster Zeit oft gehörte Zitat „Culture eats strategy for breakfast“ oder auf Deutsch „Kultur frisst Strategie“ vorzüglich, denn es beschreibt in einem Satz sehr schön die Bedeutung der Kultur für die positive Entwicklung einer Unternehmensstrategie und somit für die Zukunft eines gesamten Unternehmens.
Nüchtern betrachtet machen die oben erwähnten Beweggründe durchaus Sinn und gehören unbedingt in die strategische Planung einer Bank hinein. Es wäre sogar fahrlässig, wenn dies nicht der Fall wäre. Jedoch ist es gerade die Kultur in einer Bank, die eine Strategie überhaupt zum Erfolg bringen kann. Trotzdem wird der Unternehmenskultur im Management bei weitem zu wenig Rechnung getragen. Kultur ist meist etwas sehr Unkonkretes und Nichtgreifbares. Das macht es in einer gewollt rational denkenden und handelnden Gesellschaft der Top-Manager in Banken sehr schwer, sich damit analytisch auseinanderzusetzen. Dabei beschreibt Kultur Werte, Einstellungen und Grundzüge des täglichen Miteinanders in Organisationen. Oder anders gesagt beschreibt die Kultur „wie die Dinge laufen“ in einem Unternehmen. Die Unternehmenskultur ist somit ein wesentlicher Einfluss- und Erfolgsfaktor, wenn es darum geht, Veränderungen nachhaltig in einer Organisation umzusetzen. Eine Kultur ist weder gut noch schlecht zu kategorisieren. Vielmehr ist sie aus der Historie heraus entstanden und ist für die Mitarbeiter sinnvoll und Sinn stiftend. Selbstverständlich können bestehende Kulturen einerseits dynamischer, beziehungsorientierter oder andererseits mehr sachorientierter Natur und somit etwas förderlicher oder weniger förderlich für einen angestrebten Wandel sein. Diese unterschiedlichen Eigenschaften haben gerade für neue strategische Ausrichtungen einer Bank wesentliche Bedeutung und entscheiden, ob das bis ins Detail ausgeklügelte Strategiepapier in der Umsetzung scheitert. Eine Berücksichtigung der Kultur ist bei einer Strategieimplementierung essenziell.
Die heutige Kultur vieler Banken zum Beispiel ist nicht gemacht für die digitale Zeit. Es herrscht ein Klima der Nullfehlertoleranz, die bei vielen Mitarbeitern zu Angst führt. Angstgefühle sind negativ prägend für eine Unternehmenskultur und fördern mit Sicherheit nicht die erfolgreiche Umsetzung einer neuen Strategie. Parallel zur neuen Strategie muss somit auch das Verhalten auf allen Geschäftsebenen verändert werden. Speziell in Bezug auf der dynamischen Entwicklung durch die Digitalisierung, wächst zwar das Bewusstsein über potenzielle Veränderungen, jedoch hinkt das dienliche Verhalten der Mitarbeiter in dieser Richtung stark hinterher. Aber nur in einer förderlichen Kultur wird es möglich sein, das Verhalten neu zu definieren. Kümmert sich das Management nicht mit entsprechender Konsequenz um diesen kulturellen Wandel, verliert ein Unternehmen nicht unbedingt komplett, aber in großen Teilen an kompetitiver Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit.
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