Neue Realitäten – neue Welten: Die Digitalisierung in der Immobilienvermarktung.
Oktober 4, 2017
Oktober 4, 2017
Aus dem Unterricht des CAS Digital Real Estate mit Bruno Kurz, Bereichsleiter Letting & Investment Advisory bei Wincasa, berichtet Daniela Corboz:
Nein, es ging nicht über die Immobilien Vermarktung der Playboy Mansion, des Trump Towers oder des Bischofssitzes in Limburg (Obwohl diese bestimmt einiges an Customer Centricity (Erklärung siehe unten) bieten. Es ging in der heutigen Vorlesung um den digitalen Wandel, der auch Einzug in die Immobilienvermarktung hält – bei Wohnungen, im Retail und bei Büroräumlichkeiten. Wie bringt man die richtigen Immobilien an die richtigen Nutzer? Welche Trends und Möglichkeiten gibt es im Immobilienmarketing? Und warum ist das Marketing bei Immobilien immer noch anders als im Konsumgüterbereich?
Eine kleine Zeitreise in die Welt und Zeitreise des Handels – auf folgender Grafik gut erklärt:
Quelle: www.handel-erklärt.de
Quelle: Aus Immobilien-Marketing – Mehrwert für Liegenschaften (Bolliger Roman H., Ruhstaller Bernhard, 2011); Seite 75.
Unbranding? Unbranding!
UnBrands oder „Nicht-Marken“ sind leicht adaptierbar und die Menschen identifizieren sich mit ihnen, ohne genau zu wissen, wofür sie stehen. Hauptsache ihre Produkte sind gut und sie funktionieren. Einige große Unternehmen des digitalen Zeitalters haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten bereits bewiesen, dass man beispielsweise sehr gut die gleichen Laptops oder Smartphones an die verschiedensten Zielgruppen oder sozialen Schichten verkaufen kann. Während Marken traditionell über sich sprechen und eine bestimmte Haltung vermitteln, tun Nicht-Marken genau das Gegenteil.
Wer weiterlesen möchte: http://www.branchentrendscout.de/online-marketing/unbranding-wir-gefuehl-und-ehrlichkeit-statt-exklusivitaet/amp/
Es gibt einige Tools, die diese konstante Kundenorientierung den Firmen erleichtern – oder ihnen überhaupt die Möglichkeit bieten, hier einzusteigen. Möglichkeiten wären Segmentierungen, Marktforschung, Besuche von Kundinnen und Kunden sowie Zufriedenheitsmessungen, Fokusgruppen, CRM Datenbanken – um nur einige zu nennen. Und das Wichtigste? Meines Erachtens nach Mitarbeitende und Firmenkultur. Denn nur, wenn die Mitarbeitenden das richtige „Mindset“ und den erforderlichen Handlungsspielraum haben, ist die konstante Kundenorientierung überhaupt erst möglich.
… und wann fängt eigentlich die Immobilienvermarktung an? „Meistens zu spät“, meint Bruno Kurz.
Im Lebenszyklus einer Immobilie unterscheidet man 4 Phasen:
Beginnt man erst im Laufe von Phase 3 mit der Vermarktung, dann ist es eigentlich schon zu spät.
Quelle: Wincasa
Und immer wieder müssen wir die folgenden Kernfragen stellen: Wem (Zielgruppe (Käufer, Mieter, Nutzer) bieten wir (Vermarktungsteam) Was (Produkt / Flächen (Positionierung)) Wann (Zeit- / Phasenplan; Kommunikation) Wie (Instrumente (Kanäle, Medien)) an?
Wohnimmobilien: Das neue Zauberwort ist Matchmaking – Fläche und Mieter zusammenbringen! Für ein erfolgreiches Matchmaking benötigt man vertiefte Kenntnisse über seine Zielgruppe!
Hier sind folgende Zielgruppen Unterteilungen möglich:
Weitere Segmentierungskriterien können sein: Einkommen, Haushaltsgrösse, Alter, Geografie / Region, Bildungsstand, Freizeitgestaltung / Kulturinteresse, Progressiv – Traditionell, Urban – Ländlich, Werte: z.B. ökologiebewusst
Im Büroflächenmarkt wären die Segmentierungskriterien beispielsweise Dienstleistungszentralen, Lokale Dienstleister, Kreative Denker Back Offices, Öffentlichkeitsnahe Betriebe, Diskrete Berater, Spezialisierte Performer, Hauptsitze etc…, um ein optimales Matchmaking sicherzustellen.
Ein Definitionsversuch: «Ganzheitliche Betrachtung und Neuaktivierung der Werte und Ressourcen des Unternehmens mit einer nachhaltigeren Wertschöpfung, fokussierter Kundenorientierung und verstärkten Prozessoptimierung, welche die Konzepte, Systeme, Plattformen und Kanäle der Digitalisierung erfolgreich einsetzt.»
Quelle: Schulungsprogramm Wincasa Mitarbeitende; Peter, Marc K. (Hrsg.) 2017: KUMU-Transformation
Wohnungsvermarktung: Am besten funktioniert immer noch ein Mix aus online und offline Massnahmen. Eine persönliche Besichtigung kann trotz Augmented Reality (AR) immer noch nicht „gefühlt“ werden – da unterstützt auch eine Musterwohnung. Dennoch, ohne Homepage, gute Fotos und Vermarktung auf den bekannten Tools geht es selten. Während an gewissen Orten Facebook und andere sozialen Medien gut greifen, funktionieren diese an anderen Orten überhaupt nicht. Auch grossflächige Plakate und Buswerbung können einen sehr guten Effekt haben – meist aber eher in Citylagen.
Kurz zusammengefasst: Die Digitalisierung unterstützt und hilft bei der Wohnungsvermarktung. In der Schweiz kann man sich (noch) nicht darauf verlassen, dass eine ausschliesslich digitale Vermarktung zum gewünschten Ziel führt.
Verkaufsflächenvermarktung: Oftmals unterstützen hier auch Datenbanken mit mehreren Standorten. Neue Brands oder Konzepte möchten einen Markteintritt in der Schweiz oftmals an mehreren Orten gleichzeitig starten. Hier funktioniert allerdings auch noch viel über das Netzwerk – z.B. Direct Marketing ohne Ausschreibung.
(Wer weiterschmökern möchte – hier noch ein Interview mit Anita Wenger, CBRE zum Thema „Herausforderung Vermarktung Retailflächen https://www.sbb-immobilien.ch/blog/herausforderung-vermarktung-retail-flaechen)
Büroflächenvermarktung: Hier gibt es eher noch längere Leerstandszeiträume beim Mieterwechsel – vergleicht man diese mit beispielsweise den Retailflächen . Eine gute Möglichkeit, um schneller den richtigen Mieter zu finden wäre ein Sounding, welches vor jeder Vermarktungsaktivität stattfindet:
(Uns wie sieht eigentlich das Büro der Zukunft aus? https://www.sbb-immobilien.ch/blog/vom-buero-zur-arbeitswelt-der-zukunft)
Quelle: IFZ-Digitalisierungsbarometer 2017
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