Pirates Hub – wo aus guten Ideen Erfolge werden
November 4, 2018
Aus dem Unterricht des CAS Disruptive Technology mit David Hengartner berichtet André Kovacs:
Samstag 08:15 Uhr – David Hengartner erwartet uns bereits im Pirates Hub. Einem ca. 250m2 grossen Co-Working Space, an zentraler Lage gleich neben dem Hauptbahnhof Zürich. Ein Ort an dem Swisscom-Mitarbeitende und Start-Ups mit Dynamik und Begeisterung an Innovationen von heute und morgen kollaborieren.
Bereits im Eingangsgeschoss des Pirates Hub fallen die vielen im gesamten Raum bestehenden konstruktiven, struktur- und formenreichen Elemente auf. Und es wird mir klar, hier ist der Raum, wo wache Geister und innovative Köpfe zusammen wirken.
Wie lautet die Vision? Welche Hürden sind zu nehmen, damit ein solches Projekt zum Erfolg wird?
Dieser kreative Raum bestand nicht von Anfang an in dieser Form. Der Pirates Hub wurde, anfänglich als Initiative, im Rahmen eines Projekts, ins Leben gerufen. Die Vision von damals gilt auch heute. Die clevere Verknüpfung von Netzwerken, Kontakten und Expertenwissen der Swisscom, mit der Agilität und dem ausgewiesenen Know-How der Start-Ups. Erst in dieser engen Zusammenarbeit gelingen Innovationen bedeutend schneller und günstiger.
Mit einem einfachen, umgestalteten Sitzungszimmer wurde dem Pirates Hub ein Rahmen, ein Gesicht gegeben. Selbst dieser Schritt war nicht ganz widerstandsfrei. Dass die Begeisterung des Managements überschaubar war und sie nicht in frenetisches Applaudieren verfielen, wurde von der ersten Sekunde an klar.
David Hengartner betont stets, dass es essenziell ist, an „der Sache“ dran zu bleiben. So oder so, Beharrlichkeit ist eine Tugend, die auch in solchen Projekten ein entscheidender Erfolgsfaktor ist. Und wenn man sich mit derselben Idee bereits dreimal in den Ohren des Sponsors wälzt: ein vierter Anlauf liegt sicher drin.
Es wird in den Ausführungen von David auch klar, dass in solchen Vorhaben, ein profundes Marketing von grösster Bedeutung ist. Nicht jeder Entrepreneur ist von Beginn weg ein Profi in dieser Disziplin. Was bleibt, ist letztlich noch das Ausprobieren – und das ist hier legitim.
Im Falle des Pirates Hub wurden Beharrlichkeit und Improvisation belohnt. Moderne in Farbe und Form assortierte Ikea-Möbel, ersetzten scheinbar antiseptische Büro-Norm-Möbel. Der Hub entwickelte sich trotz jeglichen feuerpolizeilichen, gut gemeinten Einsprachen zu einem gern und häufig genutzten Hort der Kollaboration. Die feuerpolizeilichen Vorgaben wurden nota bene angemessen erfüllt.
Die grosse und steigende Nachfrage liess den Platz knapp werden. In der Folge konnte der neue Pirates Hub auf rund 250m2 eröffnet werden.
Die Evolution des Pirates Hub gibt den Initianten recht. Eine Vielzahl innovativer Ideen konnten bereits zu marktreifen Erfolgen geführt werden.
Dazu zählen beispielsweise Start-Ups wie „autoSense“, die Autos intelligent vernetzen oder „mila“, mit dem Ziel, durch eine Service-Crowd, flexiblen Vor-Ort-Service anzubieten. Damit erhalten Kunden fundierte und preiswerte Telekom- und IT-Unterstützung aus der Nachbarschaft – auch ausserhalb der gewohnten Supportzeiten (Swisscomfriends.ch).
Übrigens – die Auswahl geeigneter Start-Ups ist klar strukturiert und durchläuft Evaluations-Trichter mit klar spezifizierten Fragestellungen.
In der Pause bestand die Möglichkeit, an einem Rundgang durch die Räumlichkeiten des Pirates Hub teilzunehmen. An den Wänden, auf Flip Charts und Whiteboards stehen scheinbar dynamisch entworfene Ideen, Graphiken und manchmal auch unverständliches. Es ist eine eindeutige Schaffensenergie zu spüren. Wohl einer der Gründe, der ehemalige Swisscom-Mitarbeitende gerne zurückkehren lässt.
Vermutlich ist einigen „Pepper“ bereits bekannt, der etwa Zeitungsspender grossen Roboter. Die Swisscom investierte in zwei solcher Roboter um herauszufinden, wofür diese neuen Systeme sinnvoll eingesetzt werden könnten.
“Pepper” ist beeindruckend und faszinierend – sowohl im Design als auch im Entwicklungs-Potential der Open-Source-Fähigkeit. Und wird man nach der Aktivierung des künstlichen Kollegen mit einem selbstsicheren „Willkommen an der OLMA“ begrüsst, sorgt dies garantiert für einen Lacher.
Gerade die Open-Source-Fähigkeit war für die Teilnehmer des “Pepper”-Hack der Swisscom die Gelegenheit, am Roboter-Code zu werkeln.
Während 48 Stunden arbeiteten sowohl Entwickler des ETH-Robotik-Instituts und Swisscom-Mitarbeitende an potentiellen Einsatzgebieten für Roboter.
David Hengartner, Initiant der Swisscom Kickbox, konzipierte ein Vorgehen, bei welchem Mitarbeitende sich für eine sogenannte Kickbox bewerben können. Ein Konzept, das im Ursprung von Adobe stammt. Es soll die Mitarbeitenden dazu ermuntern, mal auszuprobieren, ohne die Ideen vor dem Test schon zu begraben.
Das Vorgehen beschreibt drei Stufen, mit je einer Box pro Stufe. Jede dieser Boxen hat eine eigene Farbe, ein Startguthaben und stufengerechte Tipps – wie bspw. eine Handbuch zur Ideenvalidierung. Die letzte Box, die goldene, hat ein Guthaben von über CHF 100’000 und strebt ein Spin-Off oder Joint Venture an.
David Hengartner betont, dass das Kommitment vom Swisscom HR, ein weiterer wesentlicher Faktor ist. Das Ergebnis: während zwei Monaten dürfen 20% der Arbeitszeit für die Kickbox eingesetzt werden.
Der Impact Hub ist einer weitere fantastische Initiative, die bspw. am Limmatplatz in Zürich Realität wurde. Ein Raum, der nicht nur ein gemeinsames Büro ist, sondern eine Atmosphäre schafft, in der voneinander gelernt werden kann – in Weiterbildungen und Veranstaltungen, aber auch im Gespräch beim Kaffee. Hier steht die Kollaboration, nicht der Wettbewerb im Zentrum. Der Zusammenschluss unter einem Dach ermöglicht zudem, dass auch grössere Wirtschaftsunternehmen im sogenannten Co-Work-Space einsitzen und am Innovationspotenzial des Hubs teilhaben können.
Ein Wermuts-Tropfen inmitten dieser wegweisenden Initiative liegt in der Tatsache, dass auch der Pirates Hub nur dann fortwährend bestehen kann, wenn genügend Sponsoren, resp. das notwendige Budget vorhanden sind.
Eine gesunde Portion Beharrlichkeit, Ideenreichtum und Begeisterung, ab und an eine Guerilla-Aktion oder ein U-Boot-Projekt. Dies sind Werkzeuge, die das Innovieren mittragen.
Ein funktionaler Raum mit beschreibbaren Wände eine wertschätzende Kultur und Grundwerte wie: Experiment – Fail – Learn – Repeat, dies sind Zutaten eines beeindruckenden Rezepts.
Einen herzlichen Dank David, für Deine Zeit und Gastfreundschaft. Die Vorlesung und Führung waren nachhaltig sehr beeindruckend. Herzlichen Dank auch für die Gipfeli und den Orangensaft – die kamen gerade zum richtigen Zeitpunkt.
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