OPEN DATA & API ECONOMY
Oktober 1, 2019
Was sind APIs? Welche Vorteile bringen sie und welchen Stellenwert haben Sie in der heutigen Platform Economy? Ist Open Data der heilige Gral um die Online-Welt zu verbessern oder birgt die Offenlegung von Daten viel zu grosse Risiken für die Gesellschaft?
Gian und Raoul sind aufgrund ihrer Tätigkeit bei Contavista spezialisiert auf data-driven banking. Demzufolge auch auf die Anbindung von APIs in banking-ecosystems. Nachdem Sie uns Ihre Tätigkeiten kurz vorgestellt haben, brachten Sie uns die Themen Open Data and API Economy näher und halfen uns Antworten auf die obigen Fragen zu finden.
Kurz gesagt sind APIs die Schnittstellen zwischen Plattformen und Apps innerhalb eines Ecosystems.
Das heisst eine API ist ein Vertrag zwischen einem Provider und einem Konsumenten eines Services. Dabei sind beide Parteien Computer-Programme die über ein Netzwerk (meistens das Internet) miteinander kommunizieren.
Dadurch wird die Zusammenarbeit der zwei Parteien viel effizienter. Eine API bedeutet, dass eine technische Schnittstelle:
Als Metapher für eine API bietet sich ein Kellner in einem Restaurant an. Wobei der Kellner als «kritische Schnittstelle» zwischen dem Besteller und der Küche fungiert. Er kommuniziert die Bestellung (request) an die Küche (System) und bringt das entsprechende Essen wieder zurück (response).
Nachdem uns das Konzept der API anhand des obigen Beispiels näher gebracht wurde stellt uns Gian Reto den Dienst Twillo vor. Über Twillo kann man per API SMS versenden. Twillo ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Anbindung eines Dienstes über eine API einfacher sein kann, als in diesem konkreten Fall Schnittstellen an diverse unterschiedliche Mobilfunk-Provider auf der ganzen Welt zu programmieren.
Weiterhin ist die Webseite von Twillio ein gutes Beispiel um zu sehen wie der konkrete Code hinter einer solchen API aussieht.
Zudem wies uns Gian Reto auf die drei folgenden «API Showcases» hin:
Philips Hue / meethue.com
Die Lampen sind per API Schnittstelle auch von anderen Apps oder Systemen ansteuerbar (Beispiel Apple Homekit). Dies verschafft der Marke einen Wettbewerbsvorteil.
Viseca One App / viseca.ch/de/digital/one-app
Hier wurden viele Self Service Funktionen zur Steigerung des Kundennutzen und der Effizienz entwickelt. Danach wurden diese Funktionen anderen Anbietern per API angeboten, damit diese auch in anderen Apps verwendet werden können.
Stripe / stripe.com
Ein relativ junges Startup mit riesiger Bewertung (über 20 Milliarden) aus dem Silicon Valley, dessen ganzes Geschäftsmodel auf APIs für Zahlungssysteme basiert.
API is the product
Wenn eine API das Produkt ist und nicht eine Erweiterung des Produkts sowie die Hauptumsatzquelle darstellt. Beispiel: Stripe
API project is the product
Wenn eine API ein Mittel für Partner, mobile Anwendungen und Drittanbieter ist, um das Produkt zu erleben und sie dieses entsprechend integrieren. Beispiel: Twitter Timeline Integration auf eigener Webpage
API promotes the product
Wenn eine API Ihr Produkt über verschiedene Kanäle bewirbt und/oder Dritten Zugang zu Daten gewährt, die verwendet werden, um Interesse an Ihrem Produkt zu wecken. Beispiel: Amazon
API powers the project
Wenn eine API ein Kanal ist um neue Inhalte in das Produkt zu bringen, erhält die API kontinuierlich neue Inhalte, die als Teil des Services verwendet werden. Beispiel: Youtube
Kurz gesagt gibt es zwei Modelle:
Schliesslich hat uns Raoul auf einer Grafik noch die Zukunft des Internets angeteased und uns auf DApps aufmerksam gemacht. Einerseits zeigte die Darstellung die uns allen bekannten 2.0 Apps, andererseits deren (uns vermutlich noch nicht ganz allen bekannten) Web 3.0 Counterparts.
Was sind DApps (dezentralisierte Applikationen)?
DApps sind Internet-Applikationen, die in einem dezentralen P2P-Netzwerk laufen und deren Codebasis für andere als Open Source öffentlich zugänglich ist. DApps sind nicht im Besitz eines einzelnen Knotens im Netzwerk. Folglich können Peers im Netzwerk jeder einzelne Computer sein, der mit dem Internet verbunden ist.
Dieser Clip erklärt genauer was DApps sind.
«Daten, die von jedermann, überall und für jeden Zweck frei verwendet, weitergegeben und erweitert werden können.» Dies ist die Zusammenfassung der vollständigen Definition, die die Open Knowledge Foundation 2005 erstellt hat.
Mehr Infos dazu findet ihr hier.
Beispielsweise kann die Offenlegung von Daten z.B. Geodaten, wissenschaftliche Publikationen, Lehrmaterial, Verkehrsinformationen, medizinische Forschungsergebnisse betreffen. Die Befürworter gehen von dem Grundsatz aus, dass durch frei zugängliche Daten positive Entwicklungen für die Allgemeinheit eingeleitet werden können. Das heisst Open Data kann dabei einen Beitrag zu mehr Transparenz leisten und die Partizipation und Zusammenarbeit engagierter Personen ermöglichen. Ebenfalls erlangt die «Open-Bewegung» durch die Anpassung des Urheber- und Patentrechts an die neue Internet-Kultur des freien Austausches auch politische Relevanz. *trendexplorer.com
Im Grunde genommen haben Open Data und Web 3.0 die gleiche Motivation: eine Positive Entwicklung für die Allgemeinheit. Neue Datenschutzgesetzte wie die Datenschutzgrundverordnung (GDPR) der Europäischen Union helfen dieser Bewegung. Dort ist zum Beispiel festgehalten, dass die Daten dem Kunden gehören und in Maschinenlesbarer Form herunterladbar sein müssen.
Also alles rosig?
Nicht nur. Schliesslich zeigt uns Raoul zum Abschluss des theoretischen Teils anhand des Themas Krankenkasse ein Beispiel bei welchem Open Data auch eine Gefahr für den potentiellen (oder eben aufgrund von Open Data lieber nicht…) Kunden darstellen kann.
In der Gruppenarbeit simulierten wir eine Verhandlung zwischen einem E-Banking Provider, dem Anbieter einer Finanzdaten-Software, eines Börsenplatz / Marktdatenprovider und einer Bank. Wobei das Ziel für die Bank war eine Lösung für eine Onlinekursabfrage zu realisieren.
Die Verhandlung wurde hart und mit vielen stichhaltigen Argumenten von allen Seiten geführt. Schliesslich konnte sich der Vertreter der Bank in der zur verfügung stehenden Zeit nicht entscheiden. Dies war gemäss Gian Reto kein Novum, sondern in dieser Fallstudie jeweils der Normalfall.
Sein Fazit für die Übung und aber auch Banken in der realen Wildbahn ist, dass man im heutigen Umfeld vielleicht innovativere Lösungen findet, wenn nicht jeder auf sich schaut. Entsprechend sollte man eine Lösung anstreben, welche diverse Player beinhaltet welche profitieren können. Dies ganz im Sinne unseres übergreifenden Themas «Platforms & Digital Ecosystems.»
Die Webinar Serie Ask Me Anything widmete diese vier Folgen ihres Podcasts API Integration Leaders in den spezifischen Bereichen Marketing, EComm, Finance und CRM (schon etwas älter, aber trotzdem interessant).
Ebenso nahm sich die NZZ dem Thema Open Finance in diesem Artikel an.
Zuletzt empfiehlt uns das Institute for Digital Business die folgende Lektüre zum Thema:
Holley K. (2016):
The Power of the API Economy: Rethinking Disruption and Becoming a Digital Business, (IBM Press)
Buy on Amazon.
Willmott S. (2013):
Guillaume Balas: Winning in the API Economy, (Kindle Edition)
Buy on Amazon.
Wood C. (2016):
The API Economy: Disruption and the Business of APIs, (Kindle Edition)
Buy on Amazon.
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