Digitalisierung als Basis der digitalen Transformation
März 1, 2019
Aus dem Unterricht des CAS Digital Risk Management mit Sven Ruoss berichtet Michael Niedermann zum Thema Digitalisierung und digitale Transformation:
Als Einstieg in das CAS Digital Risk Management gibt uns Sven eine geballte Ladung an Informationen zur Digitalisierung und der digitalen Transformation. Dabei fokussiert er auf folgende Schwerpunkte:
Die digitale Transformation entwickelte sich zum “Hype-Thema” über die letzten Jahre. Den Begriff der ‘digitalen Transformation’ beschreibt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) wie folgt: “Die digitale Transformation beschreibt den grundlegenden Wandel der gesamten Unternehmenswelt durch die Etablierung neuer Technologien auf Basis des Internets mit fundamentalen Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft.”
Die digitale Transformation lässt sich in 9 relevante Themenfelder für Unternehmen entlang von drei Themengebieten gruppieren. Voraussetzung für die digitale Transformation sind digitale Grundfähigkeiten.
Die Ziele bzw. Möglichkeiten der digitalen Transformation lassen sich in folgende drei Bereiche und Einzelziele gruppieren.
Exemplarisch wird das Ziel “Erhöhung der Kundenbindung” detailliert. Auf der einen Seite wird hohes Potenzial für die Zukunft in diesem Bereich gesehen, auf der andern Seite besteht aber eine grosse Herausforderung bzgl. Datenschutz. Um das Ziel vom verbesserten Kundenerlebnis zu erreichen (Ia), müssen die Unternehmen ihre Arten der Kontaktaufnahme optimieren. Zum Beispiel, in dem WhatsApp anstelle einer Hotline als Eingangskanal bei Problemen angeboten wird. Hinsichtlich dem Ziel der Kundenanalyse (Ib) ist dass Wissen über die einzelnen Kunden und deren Verhalten zu erhöhen. Eine Möglichkeit für eine Autofirma kann sein, die Bewegungen der Kunden mit ihren Autos auszuwerten und Kauf-Angebote darauf auszurichten.
Die typischen Herausforderungen der digitalen Transformation kategorisiert Sven Ruoss in die nachfolgenden drei generischen Themenbereiche (Digitale Transformation, 2015). Die Bereiche “Initiierung” und “Implementierung” sind auf der zeitlichen Ebene Teil vom Change Management, während “Koordination” jederzeit eine mögliche Herausforderung darstellt.
Die Feststellung vom digitalen Reifegrad der Unternehmen kann grundsätzlich anhand von zwei Modellen erfolgen.
Modell “Four Types of Digital Maturity”
Dieses Modell entspricht den Forschungen der MIT Sloan School of Management. Die prozentualen Angaben in der abgebildeten Grafik entsprechen dabei der Einschätzung der Befragten nach ihrer digitalen Reife (2013).
Modell “Assessment Digitale Transformation ”
Dieses Modell wird von Fenwick und Gill im Forrester Report “The Future Of Business Is Digital” (2014) verfolgt. Es ist ähnlich dem ersten Modell aufgebaut, verwendet aber abweichende X- und Y-Achsen.
Aus der Studie “Digitale Transformation” (2015) von Sven Ruoss ergeben sich verschiedene Resultate hinsichtlich Status Quo in der Schweiz:
– 74% der Unternehmen gehen davon aus, dass die digitale Transformation grosse Auswirkungen auf ihre Branche haben wird,
– 72% gehen davon aus, dass die digitale Transformation zukünftig noch wichtiger wird,
– Für 73% der Unternehmen wird die digitale Transformation bis 2020 erfolgskritisch,
– Bei 56% der Unternehmen tragen die C-Levels die Verantwortung für die digitale Transformation.
Die Studie “Digital-Switzerland” welche Schweizer KMU befragt hat, kommt bzgl. Status Quo im Jahre 2017 zu folgenden Resultaten:
– Als am Wichtigsten werden Ziele zur Erhöhung der Kundenbindung bewertet: “Kundenbindung”, “Erhöhte Reichweite für Neukundenakquise”, “Verbessertes Kundenerlebnis”,
– Der Fokus liegt trotz dieser Ziele heute weiterhin eher auf der internen Effizienzsteigerung mit “Kostenreduktion” und “Produktivitätssteigerung”,
– Die wichtigsten Technologien sind folgende: “Digital Security”, “Social Media”, “Digital Marketing” (Vermutung: auf dem Markt bekanntere und zentralere Technologien werden tendenziell höher eingestuft als Neue),
– Bei 54% der Unternehmen existiert noch keine Strategie für die digitale Transformation, bei 71% ist in den nächsten zwei Jahren eine solche auch nicht geplant zu erarbeiten.
Gemäss “kmu-transformation.ch” sehen die Schweizer KMU und auch die Grossunternehmen primär folgende Chancen und Risiken.
Die Zeitspanne zwischen den einzelnen industriellen Revolutionen (wir befinden uns in der vierten) wird immer kürzer, technologische Entwicklungen kommen immer schneller. Die Treiber der Digitalisierung können in vier Gruppen unterteilt werden:
Digitale Daten
– Internet of Things (bis 2020 sollen rund 50 Mrd. Dinge mit dem Internet verbunden sein)
– Wearables (Starke Zunahme der Fülle an Wearables, Volumenwachstum 2016-2020: +288 Mio.)
– Big Data (Auswertung grosser Datenmengen)
Digitaler Kundenzugang
– Social Media (wir verbringen heute pro Tag im Durschnitt über 2h auf Social Media Plattformen)
– Mobile (Anteil vom Mobile-Traffic am Gesamt-Internet-Traffic hat sich in den letzten 10 Jahren von 0.7% auf 52.2% erhöht)
– Apps (Neue Dienste breiten sich viel rascher aus als je zuvor)
Vernetzung
– Sensorik (AmazonGo)
Automatisierung
– Autonome Autos (Video)
– Robotik (Thematik steht noch eher am Anfang bzw. mit beschränkten Einsatzmöglichkeiten)
– Einsatz von künstlicher Intelligenz
Die Technologie ist aber nur einer der Treiber der Digitalisierung: ebenso gehören das Business (“Every Business is a digital business”) sowie die Kultur dazu. Das HWZ Digital Management Modell (Sven Ruoss, 2018) berücksichtigt dies entsprechend.
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt sind nicht zu unterschätzen:
– Digitalisierung führt zu grösseren Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt; verschiedene Arbeiten werden verschwinden bzw. Neue geschaffen,
– Personen, die weniger schnell lernen oder sich der Veränderung nicht stellen wollen, werden es je länger je schwieriger haben,
– Berufe der mittleren Schicht kommen am stärksten unter Druck, Profiteure sind ganz oben und tlw. ganz unten in der Einkommensverteilung,
– Computer steigen immer mehr in die kognitive Sphäre vor, ihre Lernkurve ist steil.
Der Bundesrat hat im April 2016 die Dachstrategie “Digitale Schweiz” verabschiedet.
Disruption
– Einführung eines Produktes oder einer Dienstleistung, das entweder der bestehende Markt noch nicht kannte (Market Disruption) – oder das eine einfachere, billigere und bequemere Lösung (Low-End-Distribution) bietet (Prof. Clayton Christensen)
– Der Wandel geht (sehr) schnell
Plattformen
– Viele der erfolgreichen Startups sind Plattform-Business -> Intermediäre, Abwägen von Angebot und Nachfrage
– Digitale Technologien ermöglichen einen friktionslosen Zugang von Produzenten und Konsumenten
– Unterscheidung zwischen Innovations-Plattformen (z.B. App Store) oder Transaktions-Plattformen (z.B. Airbnb)
Netzwerkeffekt
– Je mehr Nutzer einen Dienst nutzen, desto wertvoller wird der Dienst für den einzelnen Nutzer
– Unterscheidung von direkten Netzwerk-Effekten (WhatsApp, Instagram, Snapchat) und indirekten Netzwerk-Effekten (Uber)
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