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Open Source Economy, learnings aus der Journey eines Start-Ups, und mein erster Token

April 5, 2019

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Aus dem Unterricht des CAS Blockchain Economy vom 26.3.2019 mit Dr. Andreas Hauri berichtet Dr. Stefan Oglesby.

Im Zentrum der Lektion stand das Prinzip der Open Source Economy und ihre Implikationen für die Entwicklung und Kommerzialisierung von Software. Darüber hinaus hat Andreas Hauri an einem konkreten Start-Up aus erster Hand aufgezeigt, welche Fehler zu einem «Epic Fail» mit Happy End führen können. Schliesslich hat sich die Klasse in die Niederungen des Codings begeben und erfolgreich einen eigenen Token kreiert.

Unterricht im F10

Open Space Office im F10

Der Unterricht fand im F10 Fintech Incubator & Accelerator statt. Direkt neben dem Open Space Office, in dem zur Zeit 12 Start-Ups des vierten Batches an der Mission «Reshaping Fintech» arbeiten, hat die Klasse über das Scheitern von digitalen Geschäftsideen und über die Feinheiten verschiedener Software Lizenzmodelle diskutiert.

Open Source Economy

Die IT-Industrie hat in den Anfangszeiten Software als Bestandteil der Hardware ausgeliefert. Deshalb arbeiteten die Programmierer für die Hardware-Hersteller. Das Konzept einer Software, die unabhängig von der Hardware eines bestimmten Herstellers entwickelt und vertrieben wird, geht auf Bill Gates zurück.

Open Source Economy entstand als Gegenbewegng zur kommerziellen Lizenzierung, die Bill Gates forderte

Paul Allen und Bill Gates vor einem Commodore PET, mit dem auch der Autor die ersten Programmierfahrungen gemacht hat.

Gates hatte ein starkes Interesse daran, dass die Eigentumsrechte beim Entwickler bzw. seinem Unternehmen liegen. Bill Gates wollte seine Software monetarisieren. In einem Manifesto («Open Letter to Computer Hobbyists») hat er die Lizenzierung als Basis für die Kommerzialisierung von Software – unabhängig von der Hardware – gefordert.

Eine Gegenposition vertrat Richard Stallman, der das Open Source Prinzip in Form der GNU Lizenz begründet hat. Linus Thorwalds setzte die Idee in die Tat um, indem er einen eigenen Unix-Kernel schrieb – Linux – und diesen unter einer Open Source Lizenz publizierte. Daraus ist eine weitverzweigte Open Source Economy entstanden.

Software gehört im Sinne des geistigen Eigentums, oder Copyright, grundsätzlich dem Entwickler, der sie entsprechend monetarisieren darf. Open Source Software dagegen kann kostenlos genutzt werden, und wird unter einer Open Source Lizenz publiziert. Es gibt viele Unterarten der Open Source Lizenz mit jeweils spezifischen Bedingungen. Zu den wichtigsten gehören:

  • Die GNU General Public License (GPL) ist «copyleft», das heisst, wer Software unter dieser Lizenz nutzt, ist verpflichtet, seine eigenen, davon abgeleiteten Entwicklungen ebenfalls unter der GNU Lizenz, also kostenlos, zur Verfügung zu stellen.
  • Die MIT Licence ist auf GitHub, einem Host für Software-Releases, weit verbreitet. Sie gewährt grundsätzlich die freie Nutzung der Software, allerdings ohne die Verpflichtung, abgeleitete Entwicklungen open source zur Verfügung zu stellen.

Das Open Source Prinzip hindert gewinnorientierte Unternehmen nicht daran, mit Open Source Software Geld zu verdienen. Unternehmen wie RedHat verkaufen nicht die Software-Lizenz, sondern Dienstleistungen rund um den Open Source Code. IBM (RedHat) und Microsoft (GitHub) haben in den letzten Jahren substanziell in Open Source Projekte investiert.

mila – learnings aus der Journey eines Start-Up

mila, 2012 gegründet, wollte ein ERP auf dem Smartphone für den Solopreneur bzw. für das Mikrounternehmen entwickeln und vermarkten. 30 Personen haben die Plattform während 6 Monaten auf der damals modernsten Technologie programmiert.

mila – ein mobiles ERP für den Solopreneur oder das Mikrounternehmen

Nach dem Launch blieben die Nutzerzahlen gering. Darauf hat mila die Plattform während 6 Monaten als Market-Place für C2C Dienstleistungen, wie Hundesitting, kleine Unterhaltsarbeiten etc. weiterentwickelt. Der Roll-Out fand in Berlin und China statt. Trotz Optimierung der Usability gab es praktisch keine Nutzer für die Plattform. In einem nächsten Schritt wurden die Technologie-Stacks radikal vereinfacht, das Angebot auf Reinigung und Massagen fokussiert, und eine Million CHF in Werbung investiert – ohne durchschlagenden Erfolg. Schliesslich hat Swisscom das Potenzial erkannt und mila gekauft, um die Kundenservicekosten mit Hilfe einer Plattform für Nachbarschaftshilfe («Swisscom-Friends») zu reduzieren.

Andreas Hauri hat die Key Learnings aus der Erfahrung mit mila auf den Punkt gebracht:

  • Beginne mit wenig Mitarbeitenden («Lean Startup»)
  • Teste die Marktakzeptanz (Marktforschung!)
  • Starte mit nur einer technischen Plattform (einfache Technologie, Komplexität reduzieren)
  • Lass die technische Tiefe klein (einfach beginnen, beschränkter Umfang der Funktionalität)
  • Ein Service ist kein Produkt (eine Dienstleistung vor Ort ist kein Produkt, das online wie ein Turnschuh verkauft werden kann – das zeigte die geringe Conversion Rate bei mila).
  • Sei datadriven wo du nur kannst (A/B Testing zur Optimierung von UX und Angebot; User-Analytics)
  • Wenn etwas messbar nicht klappt, schneller stoppen (KPIs definieren, messen und beobachten)

Tech Stack – die Perspektive des CTOs

Für die Umsetzung einer digitalen Plattform müssen die richtigen, möglichst einfachen und zukunftssicheren Frameworks beziehungsweise Technologien ausgewählt werden. Der Tech-Stack unterscheidet:

  • Frontend – löst aus
  • Backend – setzt um
  • Database und Blockchain – arbeiten im Hintergrund

Open Source Economy kann eine Quelle für die Tech-Stacks einer Plattform sein.

Die Logik liegt in der Regel im Backend. Falls Blockchain-Technologie eingesetzt wird, kann die Logik auch in der Blockchain sein. Wenn ein Prozess auditierbar und transparent sein soll, dann muss er in der Blockchain ausgeführt werden. Eventuell genügt es, einen Hash der Daten auf die Blockchain zu schreiben, damit niemand die Daten manipulieren kann. Die Daten selbst liegen aber in der Database. Die Datenaufbereitung und die Datenvisualisierung passieren über das Backend, und werden im Frontend dargestellt.

Coding Solidity – Deployment eines ERC20 Tokens

Zum Schluss hat sich die Klasse an der Programmierung eines eigenen Tokens versucht. ERC20 ist ein einfacher Standard für Tokens auf Ethereum. Ein Token wird in Form eines Smart Contracts auf die Ethereum Blockchain geschrieben. Der Smart Contract enthält alle notwendigen Funktionen eines Tokens, wie zum Beispiel totalSupply (maximale Anzahl Tokens), balanceOf (Guthaben eines Teilnehmers), transfer (Übertragung von einem Teilnehmer an einen anderen), oder mint (generieren von Tokens für einen Teilnehmer, der zum Beispiel Fiat einbezahlt hat). Eine populäre Code-Vorlage für einen ERC20 Token ist OpenZeppelin.

Der Smart Contract wird in Solidity geschrieben, der spezifischen Programmiersprache für die Ethereum Blockchain. Die Kursteilnehmer haben testweise einen Token implementiert. Dazu waren folgende Schritte erforderlich:

  • Downoad des Solidity-Codes von Github.
  • Upload und Editieren des Codes auf remix.
  • Kompilieren des Codes auf remix.
  • Deployment des Smart Contracts auf der ropsten Testumgebung.
  • Ein Wallet, zum Beispiel Metamask, stellt die notwendigen Test-Ether zur Verfügung.
  • Minting von Tokens auf eine Public Address – testweise auf die Adresse des eigenen Metamask Wallet.

 

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