Studienreise Singapore Tag 2 – Blockchain Summit
August 26, 2019
Vom zweiten Tag der Studienreise in Singapore des CAS Blockchain Economy berichten Yvonne Steffen, Christoph Wäger, Stefan Oglesby und Philippe Felder.
Nach einem spannenden und interessanten zweiten Tag treffen wir uns heute zum Besuch des Blockchain Summit in Singapore. Das Summit-Programm tönt vielversprechend und wir sind gespannt was uns alles erwartet.
Nach einer freundlichen Begrüssung von Mark Johnstone von Nexus, dem Summit Organisator und des Moderators Anad Chawra der Boston Consulting Group startete der Blockchain Summit.
Deepthi Prassad, Blockchain-Spezialistin von Microsoft, zeigte in ihrem Referat systematisch auf, wo die Barrieren und Herausforderungen für die Umsetzung von Blockchain-Projekten in Unternehmen liegen. Gemäss dem aktuellen Gartner Report haben zurzeit lediglich etwa 25% bis 30% der Unternehmen konkrete Pläne für die Anwendung der Blockchain Technologie, und nur 10% der Unternehmen sind bereits am Experimentieren mit der Technologie oder in der Deployment Phase. Entscheidend für die Umsetzung von Blockchain-Technologie im Unternehmen ist die Identifikation eines konkreten Benefits (ROI) der Implementierung. Prassad hat allerdings auch aufgezeigt, dass es als erstes eine Ideation Phase mit allen Stakeholdern – Business, Tech und Blockchain Spezialisten – braucht, bevor Analysen des zu erwartenden ROI gemacht werden können. Die wichtigsten Barrieren oder Bedenken sind Privacy, Scalability, Throughpout and Consortium Governance.
Privacy ist kein wirkliches Problem, wenn moderne Enterprise-Blockchain-Technologien wie Hyperledger oder Corda eingesetzt werden, die inhärent die Vertraulichkeit der Transaktionen ermöglichen. Hyperledger zum Beispiel bietet Channels und Private-Data Management. Die Skalierbarkeit ist durch die spezifische Architektur der Enterprise-Blockchain-Lösungen gewährleistet.
Throughput und Latency von Transaktionen sind kein Problem mehr, weil der rechenintensive Proof of Work zunehmend durch Proof of Stake und vor allem durch Proof of Authority abgelöst wird.
Die Consortium-Governance muss bei der Entwicklung eines Private Blockchain Networks von Anfang an sorgfältig geplant werden. Im Gegensatz zu Public Blockchains sind Private Blockchains nicht dezentral – oft haben sie eine zentrale Instanz, die für die Governance verantwortlich ist. Alle grösseren Beratungsunternehmen haben Frameworks für die Governance von Konsortien entwickelt.
Prassad legte überzeugend dar, dass die technischen und administrativen Herausforderungen der Blockchain Anwendungen durch leistungsfähige Plattformen, wie Hyperledger oderCorda, sowie Governance Frameworks gelöst sind. Somit liegt die Herausforderung der Unternehmen darin, die Chancen der Technologie für die Verbesserung der Effizienz, das Verhindern von Fraud, die Garantie von Datenintegrität und die Disintermediation von traditionellen Wertschöpfungsketten zu nutzen.
Peter Demeo von IBM hält einen sehr lebendigen Vortrag – mit einem kleinen Anflug von Sarkasmus – denn seine Slideshow funktioniert nicht, gleiches gilt für sein Mikrophon. Ironie des Moments, auch auf Tech-Messen ist man vor diesen einfachen Problemen nicht gefeit.
Nachdem die Slide endlich sichtbar wurden, wird auch die Botschaft klarer: Er promoted sein IBM Produkt «Verschlüsseler» IBM Secure Service Container (SSC) auf der Ebene vom File-Ordner, dass in einer geschützten Umgebung aufgebaut wird, die sehr starke Individualisierung erlaubt. Zugriff ist nur über einen Masterkey möglich. IBM sieht keine Möglichkeit für einen potentiellen Angreifer in die geschützte Umgebung zu gelangen.
Panelteilnehmer: Olam International, Pankaj Lunawat; Sindicatum, Brianna Welsh; Westpac, Jelte Waardenburg; Blockchain Centre Singapore, Randeep Melhi
Die Panelteilnehmer kommen aus den unterschiedlichsten Branchen und genauso vielseitig und abwechslungsreich war die Paneldiskussion. Im Bereich Green Energy wird Blockchain als hilfreich angesehen, weil die Technologie es erlaubt bspw. den Zertifizierungsprozess schneller und kosteneffizienter abzuwickeln. Dank der Blockchain liesse sich einwandfrei nachweisen, dass der Ursprung von als “Green Energy” vermarkteter Energie auch tatsächlich dem Nachhaltigkeitsgedanken Rechnung trägt. Für die Produzenten hätte es den Vorteil, dass sie nicht mehr dem Reputationsrisiko ausgesetzt sind, da sich der Ursprung einwandfrei nachvollziehen lässt.
Mit der Blockchain lassen sich viele heutige Problemstellungen lösen, darüber waren sich die Panelteilnehmer einig. Allerdings müsse man sich immer auch fragen, ob man eine teure Blockchain-Lösung tatsächlich braucht oder ob nicht eine kostengünstigere Variante basierend auf einer herkömmlichen Datenbank ausreichen würde.
“Benefits must outweigh the costs”
– Daren Frankel –
In der Vergangenheit kam es häufig vor, dass Blockchain für Marketingzwecke verwendet wurde. Deshalb sei es ratsam sich die Use Cases anzusehen, die auch wirklich funktionierten. Potenzial würde es bspw. in der Gesundheits- und Supply Chain-Branche geben. Eine Schwierigkeit wird derzeit auch in der fehlenden rechtlichen Wirksamkeit von Smart Contracts gesehen. Im Gegensatz zu physisch abgeschlossenen Verträgen fehle diese bei Smart Contracts. Hinzu kommen die unterschiedlichen Regulierungen der verschiedenen Länder.
Man werde auch in Zukunft viel ausprobieren und versuchen müssen, da die Technologie immer noch sehr neu sei und es Zeit brauchen würde, bis die Blockchain massentauglich sei. Mit Verweis auf den heutigen Summit wurde augenzwinkernd daran erinnert, dass es die Internet Summits, die es zu Beginn des Internets gab, heute nicht mehr geben würde. Zudem seien Google und Facebook auch erst im Laufe der Zeit entstanden.
Die CDO (Chief data Officer) Celine Le Cotonnec nützte die Gelegenheit, mögliche und ein realisierter Use Case vorzustellen. Der Beitrag gab Insights bei einer der grössten Versicherung der Welt zur bereits wachsenden Aktivität zu Blockchain Lösungen.
Aktuell haben sie eine Lösung für Flugverspätungen in place. AXA wendet eine Blockchain Lösung an, um Geschädigte automatisch (kein Antrag notwendig) zu entschädigen.
Daneben treiben sie Lösungen in den verschiedensten Gebieten voran:
Sam Ahmed arbeitet als Consultant bei Deriv Asia und zeigt in seinem Referat auf vor welchen Herausforderungen der südostasiatische Raum zur Zeit steht und an was für einer Lösung sie arbeiten.
Zur Zeit durchläuft der asiatische Raum nicht nur eine Phase hohen Wachstums, sondern erlebt auch eine wachsende Mittelschicht, Urbanisierung und alternde Bevölkerung, die allesamt finanziert werden müssen. Während Banken die Region alleine nicht finanzieren können, sind Private Kredite notwendig. Doch den Regulierungsbehörden sind solche privaten Schulden oder privaten Kredite ein Dorn im Auge und sie sind überfordert. Daher werden Risikominimierungsmassnahmen benötigt.
Deriv Asia will eine Blockchain-Plattform schaffen, welche der Region Transparenz und Echtzeit-Risiko und Berichterstattung ermöglichen würde. Es würde auch dazu beitragen, verlorene Vermögenswerte zu erschließen, einen Sekundärmarkt zu schaffen und die damit verbundene regionale Fragmentierung zu überwinden.
Singapore denkt über eine Regulation nach. Wie sich dann in der Diskussion zeigt, wird immer wieder die Schweiz als Beispiel zitiert. Es diskutieren 3 RA und Joeri aus der BC Community.
Kontrovers: Ja, der Wunsch nach Sicherheit und Regeln besteht. Jedoch die Technologie selbst braucht keine Regeln => Law soll technology neutral bewerten.
Joeri weist darauf hin, dass es sich um distributed Information handelt und erwähnt Selbstregulation (als Beispiel führt er die Schweiz an). und er glaubt daran und hofft, dass es in diese Richtung geht.
Vergleich BC Regulation SG mit IND oder JPN – SG will eine Regionale Vorreiterrolle in Asien spielen, wiederum wird auf die Schweiz verwiesen, als Beispiel.
Joeri verweist wieder pragmatisch auf Hedge Funds, welche finanziell sehr bedeutend für den Anlagemarkt sind, jedoch nicht speziell reguliert.
Es schimmert ein gewisses Dilemma durch (ähnlich wie in der Schweiz). Auch in Singapore soll die Regulation nicht Geschäft verhindern (regulations should not frontrun innovation). Man setzt deshalb (praktischerweise) auf Global Sandbox Lösungen.
Alexander Von Kaldenberg beleuchtete während seines spannenden Vortrags die Vorteile, die das Projekt seines Arbeitgeber, der Velas AG, mit sich bringt. Aus seiner Sicht gibt es bei den bestehenden Blockchains die folgenden Limitierungen:
Velas stehe für die Verbindung aus AI und Blockchain. Es handelt sich um eine selbstlernende und selbstoptimierende Blockchain-Plattform. Diese erlaubte es sichere, interoperable, extrem skalierbare Transaktionen und Smart Contracts umzusetzen. Mit Velas soll es möglich sein bis zu 30.000 Transaktionen pro Sekunde durchführen zu können. Um dies zu erreichen werden neuronale Netze verwendet, die durch künstliche Intelligenz optimiert werden. Damit wird erreicht, dass deren Konsens-Algorithmus verbessert wird. Darüber hinaus werden Dezentralisierung, Stabilität und Sicherheit gewährleistet.
In diesem August ist geplant den VLX genannten Coin von Velas an einer Crypto Exchange zu listen. Weitere Ziele die erreicht werden sollen sind in der Road Map aufgeführt:
Mit viel Energie und auf den Punkt stellt Veronica Tan die Blockchain-Initiativen der Regierung von Singapur vor. Die Umsetzung der Strategie umfasst drei Punkte:
#1 Navigation durch das Ökosystem der Blockchain. Die Herausforderungen sind Skalierbarkeit und Interoperabilität. Dabei stellt sich die Frage, wie und wo man loslegt, und was der Nutzen der Blockchain tatsächlich ist?
#2 Prototyping. Dafür ist ein minimales Ökosystem erforderlich. Deshalb steht die Identifikation von gleichgesinnten Unternehmen – in der Industrie und in der Wertschöpfungskette – im Vordergrund. Nicht alle Unternehmen wollen von Anfang an dabei sein – einige nutzen den Vorteil des Second Movers.
#3 Scaling-up. Es geht darum, über das minimale lebensfähige Ökosystem hinaus zu expandieren. Es ist in dieser dritten Phase notwendig, Industrie-Ökosysteme zu bilden. Das braucht ein Umdenken der Unternehmen, die sich oft davor fürchten, in Konsortien ihre Firmengeheimnisse preiszugeben.
Singapur hat die Notwendigkeit erkannt, ein Blockchain-Ökosystem zu bilden. Die Regierung sucht deshalb nach Unternehmen, die an diesem System teilnehmen wollen. Dafür wurde die „OpenNotes“ Plattform ins Leben gerufen. Die Unternehmen können sich auf der Plattform austauschen und erste Beiträge leisten.
Das Panel mit kompetenten Teilnehmern hat darüber diskutiert, wie das Wachstum der Blockchain-Anwendungen in verschiedenen Industrien beschleunigt werden kann. Fazit: Das Potenzial wird kurzfristig überschätzt, langfristig aber unterschätzt.
Karthik Lyer von der P2P Foundation vergleicht den Rückschlag der Kryptowährungen mit dem Platzen des Dotcom-Bubble 2000 und der Finanzkrise 2008. Die Wurzel des Problems liegt im zu hohen Leverage: Es hat sich herausgestellt, dass die Basiswerte der ICOs oft zu wenig Potenzial aufwiesen. Nach seiner Erfahrung sind nur 20% der Blockchain-Initiativen von Unternehmen sinnvoll – der grössere Teil sind „künstliche“ Use-Cases, die oft nur aus PR-Zwecken aufgelegt werden. Dennoch wird Blockchain einen grossen Impact auf viele Industrien haben. Die Disintermediation durch die Distributed Ledger Technology ist ein klassisches Beispiel für die schöpferische Zerstörung nach Schumpeter. Das Panel ist sich allerdings einig, dass Blockchain-Technologie noch etwa 5 bis 7 Jahre auf der Startbahn beschleunigen wird, bevor sie abhebt.
Auch Mirela Juravle von Siemens sieht grosses Potenzial in der Blockchain Technologie, vor allem wenn sie mit IoT und AI kombiniert wird. Die wichtigsten Anwendungsbereiche sind aus Sicht von Siemens Supply Chain Visibility, Car Sharing, und Kraftwerke. Allerdings steckt die Blockchain zurzeit noch in den Kinderschuhen – sowohl in Bezug auf die Technologie, aber auch in Bezug auf das Ecosystem.
Guilhelm Vincens von der AMG AMRO Bank hat festgestellt, dass die Blockchain Technologie rasch umgesetzt wird, wenn sie ein drängendes Problem löst. Dazu gehören zum Beispiel die komplizierten, immer noch von Hand auf Papier abgewickelten Prozesse der Handelsfinanzierung.
Nach Einschätzung der Panel-Teilnehmer wird eine breitere Anwendung von Blockchain-Technologie unter zwei Voraussetzungen stattfinden:
Nach einer Stärkung ging es Schlag auf Schlag weiter.
Karthik Iyer (P2P Foundation) philosophiert darüber, ob Libra eine Blockchain ist. Ist Libra eine Blockchain?
Nein und ja. da es auf einer Technik genannt «HotStuff» aufgebaut ist und sich um eine private Blockchain (no access for outsiders) mit nur 100 Validators handelt: Zentral gesteuert.
Ihr Vorteil wird sein, dass sie einen Wert darstellt (currency basket), der nicht Schwankungen unterliegt, wie z.B. Bitcoins. Zudem ist das Volumen um ein Vielfaches grösser als Bitcoin und eignet sich deshalb als Zahlungsmittel, was bei Bitcoin nur eingeschränkt der Fall ist. Wo liegt denn der Vorteil bzw. der Wert von Bitcoin: Dezentral und unkonfiszierbar. Libra wird zentral verwaltet und gesteuert.
Im Gegensatz zu Bitcoin ist Libra ist programming language und erlaubt auch die Abwicklung von small contracts etc.
In seinem Referat ging Chris Holland, Partner bei Holland and Maire in Singapore auf die regulatorischen Vorgaben der MAS (Regulator des Finanzmarktes in Singapore) ein. Er zeigte auf, welche Unternehmen durch den Regulator MAS reguliert werden, und welche nicht einer Regulierung unterstehen. Er führte weiter aus, welche Arten von Zulassungslizenzen es gibt. Holland ging auf einige Mythen und Wahrheiten in Bezug auf Compliance von Vorgaben v.a. in Bezug auf die regulatorischen Vorgaben in Singapore sowie die unterschiedlichen Audits dieser Vorgaben ein. Er empfahl den interessierten Zuhörern bei Unklarheiten zu regulatorischen Vorgaben mit dem MAS in Kontakt zu treten, da die Unsicherheiten, gerade in Bezug auf Blockchain und deren Regulation gross sind.
Panelteilnehmer: Ryan Chew, Tribe Accelerator, Stefano Covolan Start-up Bootcamp Fintech, Neha Mehta Femtech Partners, Vijay Tirathrai Techstars, Darius Sit QCP Capital
In dieser interessanten Paneldiskussion wurden Aspekte der sich verändernden Investitionslandschaft angeschaut. Es wurde vor allem auf die Finanzierung von Start-ups eingegangen. Einige der Panelteilnehmer finanzieren direkt Projekte oder Applikationen (und den unterschiedlichen darin enthaltenen Use Cases), andere direkt in die Firmen. Wenn man investiert ist es unumgänglich, dass bereit zu sein, das Investment abzuschreiben. Bei jeder Investition steht das Geschäftsmodell im Vordergrund. Dieses wird überprüft und dabei wollen die Investoren verstehen ob ein wirkliches Problem gelöst wird. Sobald dies klar ist, rücken die technologischen Aspekte in den Vordergrund. Wird die Blockchain Technologie eingesetzt, so möchten die Investoren sehen, ob lediglich auf dem Hype mitreiten möchten oder aber fähig sind die Technologie zu verstehen und zu implementieren.
PCCW Global: Wieso kann das für die Telekom Industrie interessant sein?
Use Case: Life Cycle eines Telefonanrufs. Telefon Rates werden ausgetauscht und verrechnet. Der Abgleich der Telefonanrufe stimmt nie – wieso auch immer. Statt, dass die Listen manuell abgestimmt, konnte PCCW eine Lösung auf Blockchain aufsetzen und so den Abgleich von 3 Monate auf 3 Minuten reduzieren. Well done!
MIt HDAC war auch eine Firma mit Sitz in Zug vertreten. HDAC will die folgenden drei Probleme lösen:
HDAC will dies durch die Kombination von Blockchain und IoT lösen. Damit soll es möglich werden automatisierte Machine-to-Machine-Transaktionen mit extrem niedrigen Kosten zwischen IoT-Geräten auszuführen, die über die Blockchain authentifiziert, abgebildet und verifiziert werden.
Thema des Vortrags war der Wechsel von Proof-of-Work (PoW) hin zu Proof-of-Stake (PoS). Die Vorteile von PoW liegen darin, dass dieses Verfahren bei Bitcoin und somit bei der bekanntesten Kryptowährung Verwendung findet. Es gilt allgemein als gerechtes System und ist skalierbar. Die Nachteile liegen in der hohen Energiekosten, der Kosten der dazu benötigten Infrastruktur und des vorhandenen Problems von 51%-Attacken. PoS wurde als Alternative zu PoW entwickelt, um insbesondere den hohen Energieaufwand zu mindern. Zusätzlich liegen die Stärken von PoS in der Geschwindigkeit und der geringeren Angreifbarkeit. Bei PoS kann der Prüfer Blocktransaktionen, in Abhängigkeit davon wie viele Coins er besitzt, minen: Je mehr Bitcoin oder Altcoin ein Miner besitzt, desto mehr Mining-Power hat er. Der Validator wird mit einem Teil oder der gesamten Transaktionsgebühr belohnt.
Die Gründe, die für PoS im Zusammenhang mit Internet-of-Things (IoT) sprechen sind die folgenden:
Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts. Francisco Frutos von Hewlett Packard Enterprise (HPE) zeigte in seinem Referat an einem konkreten Fallbeispiel, wie Unternehmen mit Daten das Kundenerlebnis verbessern, und gleichzeitig den Nutzern einen fairen Anteil am Wert ihrer Daten zugestehen.
Ein Autofahrer erhält heute umfassende Informationen auf den Displays in seinem Cockpit. Wir alle kennen die Informationen des Navigationssystems. Wenn Staus korrekt angezeigt werden, kann der Autofahrer seine Routenwahl besser planen. Es gibt aber noch viele weitere Möglichkeiten: Informationen aus Sensoren von anderen Autos liefern aktuelle Informationen über das Wetter, das Risiko von Aquaplaning oder Schlaglöcher.
Dabei gilt: Je mehr Daten in die Prognose einfliessen, desto genauer sind die Informationen, desto besser das Kundenerlebnis. Typischerweise verfügt ein Auto über Daten, die der Hersteller – zum Beispiel Mercedes – innerhalb der eigenen Flotte sammelt. Ideal wäre aber, wenn auch Daten von Autos anderer Hersteller verfügbar sind. Also nicht nur Daten von Mercedes, sondern auch von Audi, VW, BMW etc.
Für diesen Zweck hat HPE in Kooperation mit Continental und Crossbar.io einen „e-Bay-ähnlichen“ Data Marketplace entwickelt. Jeder Autofahrer kann nicht nur von den zusätzlichen Daten profitieren, indem sein Navigationssystem zum Beispiel genauere Informationen liefert, sondern kann darüber hinaus mit seinen Daten Geld verdienen. Das heisst, der Autofahrer entscheidet, welche Daten er im Netz zur Verfügung stellen will, und wie viel er dafür verlangt. Die Sicherheit und Vertraulichkeit der Daten sind durch eine private Blockchain garantiert. Auch die Unternehmen müssen keine Daten teilen, die sie als kritisch einstufen, weil die Blockchain privat ist.
HPE entwickelt Blockchain-Lösungen in Zusammenarbeit mit strategischen Partnern. Neben der umfassenden Expertise bietet HPE auch die Vertrauenswürdigkeit eines Technologie-Anbieters, der selber keine Business-Modell mit der Monetarisierung von Daten verfolgt.
Panelteilnehmer: Commerc.io, Enrico Talin; Microsoft, Chris Francis; Trustology, Paul Yardley; Build Blocks Group, Joeri van Geelen; RICS, Will Myles
Die Teilnehmer waren sich einig, dass nach den jüngsten Schlagzeilen zum Thema Datenschutz (u.a. Cambridge Analytica) Vertrauen immer zentraler werden wird. Grosse Firmen, die Daten missbrauchen führen dazu, dass dieses Thema stark an Bedeutung gewonnen hat. Regulierungen seien hilfreich, da dadurch auch Teilnehmer geschützt werden, die sich nicht bewusst sind was mit ihren Daten angestellt werden kann.
Heute vertrauen wir in vielen Sachen einer Drittpartei. Wenn wir bspw. einen Fallschirmsprung machen würden, fühlen wir uns besser, wenn der Instruktor bereits 1000 Sprünge gemacht hat. Automatisch haben wir in der gleichen Situation weniger Vertrauen in jemanden, der erst 2 Sprünge gemacht hat. Und trotzdem ist es schwierig “Vertrauen” mit einem bestimmten Wert zu beziffern. Wir seien damit aufgewachsen zu “vertrauen”. Wer prüft bspw. die Bank bevor er sein Geld hinbringt oder wer überprüft was Google mit seinen Daten machen würde? Mit der Blockchain wird es jetzt möglich sein, dass zwei Parteien sich vertrauen können, ohne sich zuvor gekannt zu haben.
“Creating Trust between untrusted parties”
– Joeri van Geelen –
Allerdings wurde die Einschränkung gemacht, dass die Blockchain lediglich ein System sei. Wenn die Inhalte in diesem System Fake seien, nütze auch die Blockchain nichts. Um das System vor Fake Daten zu schützen, sei es essentiell, dass die Teilnehmer incentiviert werden. Wenn die Leute mit Crypto Tokens sozusagen eine Sozialbindung bekommen und Teil des Netzwerkes sind, haben sie einen Anreiz das Netzwerk nicht zu schädigen, da ansonsten ihre Tokens keinen Wert mehr haben werden.
Unternehmen seien immer noch sehr zurückhaltend was das experimentieren mit der Blockchain anbelangen würde. Insbesondere Proof-of-Authority würde angeschaut, bei dem die Hierarchie des Unternehmen verwendet würde. Im Energie-Sektor würden immer öfters Blockchain Lösungen unter den verschiedenen Stakeholders geprüft. Abgesehen von diesen zögerlichen Gehversuchen sei noch wenig in der Praxis zu beobachten. Public Blockchains seien eher bei einer kleinen Szene ein Thema als in grösseren Unternehmen. Einer Public Blockchain zu vertrauen, sei für viele Firmen derzeit schwierig, weshalb es nur zu sehr zögerlichen Annäherungsversuchen kommen würde.
Ankur Sambhar zeigte drei Pain-Points des asset wealth management (Vermögensverwaltung für Privatpersonen) auf, die mit Blockchain-Technologie adressiert werden.
Zum Abschluss der Konferenz wurde ein hochkarätiges Panel zum Thema «Cross Industry Perspectives – Which Industries are making the most of Blockchain Decentralisation» durchgeführt. Das Panel mit unserem Studiengangsleiter Patrick Comboeuf, Vic Tham, Quantum EAM, Jitendra Hanwat, IEE Singapur und Snjay Desai, GoComet, hat moderiert durch Tom Menner, R3, kontrovers und breit über die Zukunftsaussichten der Blockchain-Technologie in verschiedenen Schlüsselindustrien diskutiert.
Die Teilnehmer haben fünf Branchen identifiziert, in denen Blockchain einen signifikanten Impact haben wird:
In einer weiteren Tour d’Horizon wurden Libra und die Rolle der Regierungen kontrovers diskutiert. Unabhängig davon, ob Libra sich als Zahlungsmittel durchsetzen wird oder nicht, zeigt die Initiative von Facebook bereits heute Wirkung: Die Banken fangen an, sich ernsthaft mit Kryptowährungen zu befassen, und die Regierungen sehen sich gezwungen, zu reagieren, sei es mit der Ankündigung von regulatorischen Massnahmen, wie Frankreich und die USA, sei es durch die Schaffung einer eigenen Kryptowährung, wie es China plant. Das Panel ist sich weitgehend einig, dass die Haltung der Regierungen entscheidend sein wird für die Zukunft der Blockchain-Technologie. Eine wohlwollende, dialogbereite regulatorische Begleitung wird die Nutzung der Blockchain beschleunigen. Eine Überregulierung würde die Innovation stoppen oder doch mindestens verlangsamen. Allerdings darf auch der Konsument als Nutzer von neuen Lösungen nicht ausgeblendet werden. Nur wenn die Lösungen auf Basis der Blockchain ein hohes Mass an Benutzerfreundlichkeit bieten, wird sich die Anwendung der Blockchain in der Breite (Mass-Adoption) durchsetzen.
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