向东看 All Chinesisch 2 U? Dann Look mal East!
Juni 5, 2019
Im Tempo eines asiatischen Start-ups und im feinsten Silicon Valley English entführte uns Nico Luchsinger an unserem fünften Unterrichtstag auf die andere Seite des Globus. Wir haben gelernt: Asien ist pretty HUGE, es gibt dort Unicorns und Frösche spielen eine springende Rolle.
Was ich mich bei der Vorbereitung zum Kurs “Looking East” gefragt habe:
Als Co-Executive Director für Programm und Strategie bei der Asia Society Switzerland weiss Nico alles über Asien. Die Asia Society Switzerland ist eine Stiftung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Wissen über Asien und asiatische Themen in der Schweiz zu fördern. Zuvor war Nico als Journalist bei der NZZ tätig, und hat für mehrere Technologie-Startups gearbeitet.
Er ist somit die perfekte Ansprechperson, um diese Fragen zu beantworten.
In Asien leben über vier Milliarden Menschen, das ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung und somit auch der einwohnerstärkste Kontinent. Es ist der flächenmässig grösste Erdteil und Teil von Eurasien (Grosskontinent gemeinsam mit Europa) und hat 47 international anerkannte Staaten. Das Wort “Asien” findet vermutlich seinen Ursprung aus dem assyrischen “assu” = Sonnenaufgang, Osten. Asien weist eine Reihe globaler geographischer Superlativen auf: die bevölkerungsreichsten Länder China und Indien mit je über 1 Milliarde Einwohner, das weltweit flächenmässig grösste Land Russland, die höchste Gebirgskette Himalaya, den tiefsten und ältesten Binnensee Baikal und das tiefstgelegene Gewässer, das Tote Meer.
Denken wir an Asien, denken wir meist zuerst an China und Indien. Die Entwicklungsunterschiede der verschiedenen Staaten Asiens sind gewaltig. Sowohl gemessen am Wechselkurs-basierten Bruttoinlandsprodukt als auch in Kaufkraftparität, ist China die grösste Volkswirtschaft Asiens und die zweitgrösste weltweit. In Asien folgen die Staaten Japan, Indien und Südkorea. Die Wirtschaft Japans war über Jahrzehnte die am stärksten wachsende Volkswirtschaft Asiens. Während Japans wirtschaftliche Lage sich seit den 1990er-Jahren verschlechterte, weisen China und Indien im selben Zeitraum ein, im globalen Vergleich, überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum von mehr als 10 bzw. 7 Prozent pro Jahr auf. Japan hat die Rolle der führenden Wirtschaftsnation Asiens 2010 an China abgegeben. Bezogen auf die Kaufkraftparität hat auch Indien heute (2015) ein grösseres BIP als Japan.
Die schiere Grösse der Volkswirtschaften insbesondere Chinas und Indiens, die stark zunehmende Urbanisierung (neun der zehn grössten Metropolen der Welt liegen in Asien, alle haben mehr als 10 Millionen Einwohner), der hohe Anteil junger Menschen, die am stärksten ansteigenden Gehälter weltweit (+6%) und eine weiterhin stark wachsende Internet- und Mobilepenetration (2000-2019: China + 3’584%, Indien + 11’100%): Die dynamischste und am schnellsten wachsende Region der Welt wird unsere Zukunft vielfältig prägen; politisch, wirtschaftlich und kulturell. Die Sicherung einer weiterhin erfolgreichen Zukunft der Schweiz wird davon abhängen, wie wir auf diese Entwicklungen reagieren.
China zählt heute zu den Top 3 Ländern weltweit für Venture Capital Investitionen in Schlüsseltechnologien (Fintech, VR, Autonomes Fahren, Wearables, etc.). Unicorns, sogenannte Start-ups, welche eine Bewertung von über $ 1 Milliarde erzielen, spielen eine bedeutende Rolle (bspw. Baidu, Alibaba, Tencent in China oder Flipkart, Paytm, Snapdeal in Indien). Indien konkurrenziert heute mit Israel als drittgrösste Start-up Basis weltweit. Ein grosser Teil der Investitionen fliesst in e-Commerce Lösungen über Online/Mobile Plattformen, mit einem hohen Interesse am “On-Demand food delivery” Markt. Die Investitionen werden genutzt um Business Modelle zu stärken oder in neue Märkte zu investieren.
Der aus der Wirtschaftswissenschaft stammende Begriff Leapfrogging (zu Deutsch: Bocksprung) beschreibt einen Prozess, bei dem es Ländern dank neuer Technologien möglich ist, (ganze) Entwicklungsphasen zu überspringen. So gab es in vielen Entwicklungsländern beispielsweise keinen Markt für VHS-Videokassetten, vielmehr wurden gleich DVDs angeboten. Und für viele Menschen begann die erstmalige Nutzung des Telefons nicht mit einem Festnetzanschluss, sondern sie kauften sich gleich ein Handy.
Wie wahrscheinlich ist es jedoch, dass die Digitalisierung ganzen Gesellschaften in Entwicklungsländern dazu verhilft, von der Ersten oder Zweiten Industriellen Revolution direkt in die Vierte Industrielle Revolution überzuwechseln? Oder sogar direkt von einer Agrarwirtschaft in das Digitale Zeitalter zu springen?
Dieser grosse Sprung ist bislang nur einem Land gelungen: China.
Chinas äusserst erfolgreiche Aufholjagd kam aber bekanntlich nicht von ungefähr. Wie auch in anderen Wirtschaftssektoren schottete sich China einerseits, mittels protektionistischer Massnahmen, vom digitalen Welthandel ab; zugleich baute es eine eigene, staatlich gelenkte – auf die nationalen Bedürfnisse zugeschnittene – digitale Infrastruktur auf, – und kopierte erfolgreiche US-amerikanische Internet-Plattformen: Alibaba (Online-Handel), Tencent (Social Media, Onlinemedien, etc.) sowie die Suchmaschine Baidu.
Facebook/WhatsApp bieten zwar in vielen asiatischen Ländern den Internetzugang. Dem entgegen stehen aber in sich geschlossene digitale Ecosysteme, die eigene Superapps hervorbringen wie zum Beispiel WeChat. WeChat (chinesisch für „winzige Nachricht“) war ursprünglich ein Chat-Dienst für Smartphones, betrieben von Tencent in China, der inzwischen um zahlreiche Funktionen wie z. B. das Mobile-Payment-System WeChat Pay (vergleichbar mit Google Pay oder Apple Pay) erweitert wurde. WeChat wurde im Januar 2011 veröffentlicht und unterstützt viele Sprachen, darunter Chinesisch, Deutsch, Türkisch, Polnisch und Italienisch. Seit September 2017 ist die Weitergabe nahezu aller Informationen an die chinesischen Behörden Teil der offiziellen Datenschutzerklärung.
In Indien wird basierend auf Aadhaar das ganze Sozialsystem organisiert. Mit 1,2 Milliarden eingetragenen Mitgliedern ist Aadhaar die grösste biometrische Datenbank weltweit. Schätzungsweise sind 99 % der Bevölkerung über 18 Jahren erfasst. Die Daten können mit Mobile Nummern und diversen Online-Services verknüpft werden.
Der Oberste indische Gerichtshof entschied am 26. September 2018 in einem umstrittenen Urteil, dass Aadhaar grundsätzlich mit der indischen Verfassung und dem indischen Datenschutzrecht vereinbar ist.
Made in China 2025 ist ein strategischer Plan, die gesamte chinesische Industrie zu restrukturieren und um diese international wettbewerbsfähiger zu gestalten. Zu den Zielen gehört die Erhöhung des inländischen Anteils von Kernmaterialien auf 40 % bis 2020 und 70 % bis 2025. Der Plan zielt auf High-Tech-Bereiche einschliesslich der Pharmaindustrie ab, die derzeit weitgehend von ausländischen Unternehmen beherrscht werden. Der Council on Foreign Relations (Rat für auswärtige Beziehungen) ist der Ansicht, dass dies eine „echte existenzielle Bedrohung für die Technologieführerschaft der USA“ sei.
China ist ein lukrativer Handelspartner und grosszügiger Investor, verfolgt aber eindeutig eigene Interessen. Der Westen ist zunehmend mit sich selbst beschäftigt und hinterlässt dabei ein Vakuum in der Welt, in das China nur allzu gerne vorstösst. Das Reich der Mitte wächst, gewinnt an politischem und wirtschaftlichem Einfluss und es bestimmt mehr und mehr die internationalen Spielregeln. Das stellt sowohl Chinas Nachbarn als auch den Westen vor ernstzunehmende Herausforderungen.
*oder jede Zukunft eigentlich.
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