Zutaten für den Eintopf «Zukunft»
August 24, 2022
Aus dem Unterricht des EMBA Digital Leadership (Studienleiter Manuel P. Nappo) mit Daniela Landherr, Chris Luebkeman, Johannes Heck, Raphael Gielgen und Tom Robinson berichtet Martin Koch:
Mit Trend Discovery Methods von Chris Luebkeman und Johannes Heck lernen wir die Zutaten kennen, um daraus Szenarien unserer Zukunft zu entwickeln. Auf den leeren Seiten unseres Kochbuchs hatten wir zuletzt den Brain Code ergänzt und fügen nun ein neues Gericht hinzu – den Eintopf «Zukunft». Mit Zutaten von Raphael Gielgen, Tom Robinson und etwas Würze mit Daniela Landherr’s Kräuterauswahl.
Ob die Suppe schmeckt? Probier› selbst!
Ich glaube, die besten Rezepte werden weitererzählt. Jedenfalls geht es mir bei der Tomatensosse meines Vaters so. Obgleich der Eintopf «Zukunft» mir vorweg wie mein erster Michelin-Stern erscheint, erfahren wir von Chris Luebkeman und Johannes Heck , dass es hierbei um gutes Zuhören geht. Die erste Grundzutat ist, wie das Wasser zum Kochen, ein einvernehmliches Vokabular für aussagekräftige Interviews.
Man gibt dem Rezept eine Reihenfolge – für den Aufbau eines Zukunft-Szenarios sind das:
Von hier aus geht es an die ersten Geschmacksträger. So wie ich Gemüse, Fleisch und Gewürzkräuter unterscheiden würde, sind es für die Zukunftsforschung grundlegende Treiber. Deren Ausprägung ist später entscheidend – so, wie die Nelken im Rotkraut. Diese Treiber sind:
Für jeden Treiber werden mit den Gesprächspartnern einzelne Treiber-Bestandteile bearbeitet – z.B. Artificial Intelligence (Technologie). Dann wird der Einfluss auf die Zukunft und die Vorhersagbarkeit herausgeschält. Um ein konkretes Szenario zu beschreiben, werden die Verbindungen zwischen den Treibern und deren Bestandteilen gezogen – ein höchst kompliziertes Unterfangen. Bleiben wir beim Eintopf: so wie man mit der Menge und Intensität der Geschmacksträger den Charakter eines Gerichts beeinflussen kann, wirken die Treiber in deren Ausprägung wie ein Stellhebel auf ein Zukunftsszenario. In einer Diskussion haben wir vier Szenarien kennengelernt, die eine aus Sicht von uns Menschen positive oder negative Variante von einerseits «Societal Conditions» und andererseits «Planetary Health» gegenüberstellen.
Eine andere Perspektive auf Treiber und mögliche Szenarien bietet die veröffentlichte Kurzform der Studie von Elsevier und Ipsos MORI (2019, Seite 6-7, «19 key drivers»).
Im Grundsatz wird mir an dieser Stelle klar: die Zutaten stehen nicht einfach so fest – der intensive Diskurs der Zukunftsforschung verdeutlicht mir, mit welchen Hebeln welcher Einfluss genommen werden kann. Und aus der Ferne betrachtet zwingt sich mir die Frage auf: «Wie soll dieser Eintopf einmal schmecken?». Ich kann dich nur einladen, dir diese Frage ebenfalls zu stellen – am besten hier und jetzt. Es scheint verlockend einfach: die Auswahl der Zutaten liegt bei dir und mir und allen, die mit anpacken wollen.
Wir erhöhen mal die Temperatur im Topf. In unsere Gedankenküche kommen Raphael Gielgen und Tom Robinson. Raphael bringt etwas Material mit und in seinem Impulsvortrag bekommen wir eine Vorstellung über die einsetzenden Veränderungen des Arbeitsplatzes. Im Zuge neuer Kollaborations-Technologien wird aus einem statischen Erfüllungsort eine fachbereichsübergreifende Wirkungsstätte, unabhängig von Ort und Sprache.
Tom hat Fisch aus Alaska dabei. Aus dem sehr persönlichen Interview wiege ich mir zwei grössere Portionen ab: Innovation ist riskant und erhebt keine Anspruch auf Return-on-Invest. Dabei ist das «Play»-Element für tragfähige Veränderungsansätze sehr präsent.
Wir haben geschält, geschnibbelt und gerührt – jetzt braucht es noch Würze.
Bevor wir zum Geschmacklichen kommen, sei hier kurz daran erinnert, dass die Analogie zum Kochen hilfreich erscheinen mag, aber keinesfalls eine Dringlichkeit verschleiern soll – einer Studie des Marktforschungsinstitut Gallup zufolge fühlen sich 63% der Mitarbeiter nicht verbunden mit ihrem beruflichen Auftrag (Disengagement).
Was das mit dem Eintopf «Zukunft» zu tun hat? Nunja, wie soll er schmecken, wenn die Hälfte der Gaumen sich für die Zutaten nicht interessiert?
In ihrer Präsentation beschreibt Daniela die Rolle eines Leaders, der seine Entscheidungen auf folgende Punkte ausrichtet:
Diversity – Diversität – ist die Menge an Unterschieden die jeder von uns besitzt,
ob sichtbar oder unsichtbar, die uns jeweils eine einzigartige Perspektive auf unsere Welt – und unsere Arbeit.
Equity – Gleiche Voraussetzungen schaffen – zielt auf die Schaffung von fairem
Zugang, Chancen und Förderung für all diese unterschiedlichen Menschen. Es geht darum ein faires Spielfeld zu schaffen
Inclusion – Eingliederung – ist die Einbettung dieser Vielfalt des Denkens und der Perspektiven im arbeitenden Team.
Durch die Schaffung einer Kultur, die einbezieht, faire Bedingungen sicherstellt und Vielfalt zulässt, könne befähigt und ermutigt werden – das wiederum führe zu mehr Innovation und besseren Lösungen unserer Teams.
Wer ein bisschen näher heran möchte, dem empfehle ich hier ein spannendes Interview mit Daniela Landherr: Diversity, Inclusion und Equity sind kein Luxus.
Ich kehre an den Herd zurück und stelle fest: für eine bewusste und differenzierte Kräuterauswahl braucht es ein engagiertes Küchenteam. Die Beherzigung von Diversity, Equity und Inclusion beginnt für jedes feine Essen, im tatsächlichen und übertragenen Sinn, beim Einstellungsverfahren. Daniela bringt es m.E. auf den Punkt: «das rollenbezogene Fachwissen ist wichtig, reicht aber nicht aus – der kulturelle Fit, Fähigkeiten in der (Selbst-)Führung und kognitive Fähigkeiten sind gleichgewichtig dazu.»
Daraus ergeben sich die Aspekte eines «Servent Leaders», der sich vom «Traditional Leader» sichtbar unterscheidet und aus meiner Sicht die Zubereitung eines Eintopf «Zukunft» erst möglich macht.
Ich denke, es hat bei mir einen gewissen Appetit geweckt. Das Experimentieren mit Treibern als Hebel von unterschiedlichen Zukunfts-Eintöpfen regt zum Mitdenken an. Richtig gepackt hat es mich beim Einbeziehen aktueller Trends. Dort ist mir auf eine sehr anschauliche Art deutlich geworden, dass die Suppe keineswegs fertig ist und jetzt gegessen werden muss.
Was nehme ich persönlich mit? Hatte ich bisher noch den Eindruck, das ich einer gewissen Zukunft ausgeliefert bin und irgendeine Suppe auslöffeln darf, habe ich aus diesen Tagen mitgenommen, dass die Beantwortung einer Frage höhere Relevanz hat: welche Zutaten gebe ich in den Eintopf «Zukunft»? Welche Fähigkeiten müssen dafür in der Küche vertreten sein und was kann ich tun, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen?
Wir sind 15 Studierende der Studiengruppe Executive Master of Business Administration (EMBA) in Digital Leadership an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ).
Im Januar 2022 gestartet, berichten wir in regelmässigen Abständen bis zum Abschluss im August 2023 von Inhalten und persönlichen Eindrücken aus unseren Unterrichtsblöcken.
Für die Klasse schreiben: Lukas Arnet, Martin Koch, Ruedi Meier und Pascal Theiler
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