Women in Tech 2032
Von Andrea Bircher, Juni 3, 2024
Für eine inklusive, gleichberechtigte und zukunftsfähige Gesellschaft und Wirtschaft braucht es mehr Frauen im Tech-Bereich. Wie lässt sich dies bewerkstelligen?
Die Digitalisierung führt dazu, dass Tech-Jobs an Bedeutung gewinnen. Der Frauenanteil in ICT-Berufen liegt jedoch bei nur 18% (IWSB, 2020).
Der «Gender Tech Gap» bedeutet, dass die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen mehrheitlich durch Männer geprägt ist und somit nur einen Teil der Gesellschaft repräsentiert.
So zeigen denn auch Studien, dass diverse Teams mit einem höheren Frauenanteil erfolgreicher sind (International Labour Office ILO, 2019). Auch aufgrund des immer grösser werdenden Fachkräftemangels und der Möglichkeit, diesen zumindest teilweise über mehr Frauen zu decken, ist das Thema „Women in Tech“ sehr aktuell. Dass es mehr Frauen im Tech-Bereich braucht, ist klar. Dennoch, zuletzt stiegen die Zahlen nur langsam (IWSB, 2020).
Mehr Frauen im Tech-Bereich sind wichtig für eine inklusive, gleichberechtigte und zukunftsfähige Gesellschaft und Wirtschaft. Die Forschungsfrage ist denn auch «Wie sieht die Situation von Frauen im Tech-Bereich im Jahr 2032 aus und welche Ansatzpunkte lassen sich aus Sicht von unterschiedlichen Akteuren (Arbeitgeber, Politik, Gesellschaft) ableiten, um den Anteil von Frauen im Tech-Bereich zu steigern.»
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurden Methoden aus dem „Strategic Foresighting“ angewandt.
In Schritt 1 wurden 13 Treiber identifiziert, die den Anteil von Frauen im Tech-Bereich beeinflussen. Diese Treiber umfassen sozio-ökonomische, technologische, wirtschaftliche und politische/regulatorische Faktoren. In Schritt 2 wurden diese Treiber von Expert:innen bewertet, um ihre Relevanz und Eintrittswahrscheinlichkeit zu bestimmen. Dabei wurden die Frauenquote und die Auflösung von Geschlechter-Stereotypen als diejenigen mit dem höchsten Einfluss auf den Frauenanteil in der IT identifiziert, aber auch als diejenigen mit der geringsten Eintrittswahrscheinlichkeit. Daher wurden sie als Achsen für die Szenariobildung gewählt.
Vier Szenarien wurden anhand der Achsen «Frauenquote» (keine vs. Vorgabe einer Quote) und «Geschlechterstereotypen» (klassische Rollenbilder vs. aufgeweichte Rollenbilder) erarbeitet. In Szenario 1 “Turboexpress” steigt der Frauenanteil in Tech-Jobs bis 2032 aufgrund von aufgeweichten Rollenbildern und einer Frauenquote bis auf 30%. In Szenario 2 “Tech for girls is cool” hat man es geschafft, Frauen und Mädchen für Tech zu begeistern, eine Frauenquote wurde jedoch nicht eingeführt. Deshalb steigt der Frauenanteil langsamer als in Szenario 1 (25%). Szenario 3 “Zurück in die Vergangenheit” geht davon aus, dass Krisen zu einer Zementierung der klassischen Geschlechterrollen führen. Eine Frauenquote gibt es nicht. Entsprechend sinkt der Frauenanteil im Tech-Bereich auf 14%. Unruhen in der Gesellschaft sind in Szenario 4 “ein K(r)ampf” eine Folge der Einführung einer Frauenquote, die dazu führt, dass Frauen nun deutlich bevorteilt werden. Der Frauenanteil steigt so auf 28%.
Die Vision für 2032 lautet: Veraltete Rollenbilder haben sich aufgelöst, dass Mädchen und junge Frauen Tech-Berufe erlernen ist normal Mittels Backcasting wurden Handlungsfelder zur Erreichung der Vision identifiziert: Sensibilisierung von Eltern und Lehrpersonen, attraktiver Tech-Einstieg für Mädchen, Unterstützung von Frauen in Tech-Abteilungen von Unternehmen z.B. durch Mentoring sowie politische Massnahmen wie Frauenquote und familienfreundliche Arbeitsbedingungen (z.B. Elternzeit) für Frauen und Männer.
Die vier Szenarien haben gezeigt, dass sich der Frauenanteil im Tech-Bereich in 10 Jahren in unterschiedliche Richtungen entwickeln kann. Um in diesem Zeitraum ein möglichst hohes Wachstum zu erreichen, braucht es im nächsten Jahrzehnt ein Zusammenspiel von Akteuren aus allen genannten Bereichen. Eine Frauenquote ist ein Instrument, welches helfen kann, die Entwicklungen zu beschleunigen. Die Basis ist jedoch, dass Geschlechterrollen und insbesondere Vorurteile bezüglich Frauen und Technik in der Gesellschaft aufgelöst werden.
Die Autorin selbst will in ihren unterschiedlichen Rollen – als Mutter, als Frau im Tech-Bereich und als Entrepreneurin – einen Beitrag leisten, um einen Impact für mehr Frauen im Tech-Bereich zu erzielen.
Als Head IT People Management bei der Mobiliar, Mutter, Entrepreneurin und Vorbild für Frauen in der Tech Branche stemmt Andrea täglich so einiges. Sie wohnt zusammen mit Ihrer Familie in unserer Hauptstadt Bern. In ihrer Freizeit ist sie gerne mit dem Camper am Wasser oder in den Bergen unterwegs.
Laudatio des Studiengangsleiters, Manuel P. Nappo
Mit herausragender Detailtiefe und innovativem Denken hat die Autorin die Zukunft von Frauen in der Tech-Welt eindrucksvoll untersucht. Ihre Arbeit zeigt eine wegweisende Perspektive, die für die inklusive, gleichberechtigte und zukunftsfähige Wirtschaft von grosser Bedeutung ist. Mit Stolz gratulieren wir zu dieser Pionierleistung.
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