Wie die Schweiz Innovation fördert – Study Tour Day 4
November 26, 2019
Der vierte Tag startet in unserer Homebase “The Vault”. Der Morgen steht ganz im Zeichen der Schweiz. Die Schweiz hat eine lange Geschichte im Valley und diese Tradition lebt auch heute noch – unterstützt von verschiedenen Organisationen, wie Switzerland Global Enterprise oder Swissnex.
Den Auftakt in den Tag macht Karine Wittmer, Trade Commissioner zusammen mit Mélusine Perrier, Academic Associate. Sie erklären uns die Rolle von Switzerland Global Enterprise (S-GE), einer Organisation, welche vom SECO und vom EDA getragen wird. Das Ziel von S-GE ist die Förderung von Im- und Export sowie von Investments von amerikanischen Firmen in die Schweiz und agiert dabei als Türöffner.
Als erstes führen uns die Referentinnen vor Augen, dass die Schweiz rund 460,000 Stellen in der USA schaffen. Dabei ist bemerkenswert, dass diese in erster Linie durch Amerikaner selber besetzt werden. Mit dieser Zahl wird die Schweiz für die USA ein relevanter Partner. S-GE stellt sicher, dass die Key Success Factors erfüllt sind: Finanzielle Stärke, das Verstehen der steuerlichen Aspekten sowie ein Verständnis der wettbewerblichen Situation sowie Sicherstellung der Nähe zum Markt. Das Wichtigste ist allerdings die Gründung einer legalen Geschäftseinheit. In all diesen Belangen steht S-GE Firmen aus der Schweiz beratend zur Seite.
Umgekehrt schaffen auch die USA in der Schweiz Stellen. Diese werden allerdings meist mit Expats besetzt. Das heisst, amerikanische Gesellschaften schaffen in der Regel eher keine neuen Arbeitsplätze in der Schweiz. Diese Beziehungen aufrecht zu erhalten und weiterzuentwickeln ist eine weitere Rolle von S-GE.
SBB kennt in der Schweiz fast jeder als traditionelles Transportunternehmen – dass die SBB auch eine lange Tradition in Bezug auf Innovation hat, ist den Wenigsten bekannt. Tatsache ist jedoch, dass Innovation für die SBB seit jeher ein grosses Thema ist. Dabei unterscheidet die SBB ein drei Horizonte-Modell an Innovation:
Andreas Jossen ist Head of Technology & Innovation des SBB Outposts in San Francisco. Seine Aufgabe ist es, neue Trends aufzuspüren und Kontakt zu potentiell interessanten Start-Ups herzustellen.
Mit einer Person vor Ort kann die SBB vom Ökosystem des Sillicon Valleys profitieren und auch vom Spirit, der hier herrscht.
Während S-GE auf Firmen mit Expansionsplänen fokussiert, steht Swissnex in erster Linie Start-Ups, welche sich im Silicon Valley niederlassen wollen zur Seite. Diese kommen initial von grossen Playern wie Nestlé, Givaudan oder Swisscom. Gleichzeitig sind auch Non-Profit Organisationen wie Human Rights Watch, UNICEF und Amnesty International Partner von Swissnex. Auch diese Organisationen wollen Innovation vorantreiben und von neuer Technologie zu profitieren.
Ein Teil des Angebotes von Swissnex bilden Start-Ups Camps. In diesen “lernen” die Start-Ups sich im Silicon Valley zu behaupten: Wie führt man einen Sales-Pitch, wie baut man sich ein Netzwerk auf, wie bildet man eine Zusammenarbeit mit anderen Start-Ups?
Ein weiteres Angebot von Swissnex sind Innovation Camps. In diesen Camps geht es darum, dass Start-Ups ihre Ideen Schweizer Firmen präsentieren und damit Kunden gewinnen können.
Daneben fördert Swissnex Kunst und Innovation. Eine aktuelle Kunst-Installation konnten wir bei unserem Kurz-Besuch bei Swissnex selber direkt im Anschluss an die Präsentation erleben.
Den Nachmittag eröffnete Olivier Käser von atlas GO!, ein Unternehmen aus dem Bereich Social Entrepreneurship.
atlasGO! dient als konkretes und erfolgreiches Beispiel eines HWZ-Absolventen, welcher hier direkt nach dem Studium zusammen mit anderen Studenten ein Start-Up gegründet hat. Olivier Käser führt seine Dienstleistung wie folgt aus: er bietet Firmen unter anderem die Möglichkeit, Nachhaltigkeit und Employee -Engagement zu verbinden. Dabei erlaubt die von seinem Start-Up entwickelte App, bspw. einen Art “Sponsorenlauf” durchzuführen, wobei der Läufer die Mitarbeiter, der Sponsor die Firma ist und die App die Leistung misst. Dieses Konzept kann auf verschiedene Sportarten angewandt werden. Ein weiteres Angebot ist Community Engagement. Hier haben Firmen die Möglichkeit, basierend auf der sportlichen Aktivität von Communities zu spenden. Sponsor bleibt also eine oder mehrere Firmen, die sportliche Leistung erbringt eine Community und nicht mehr Mitarbeiter. Ein weiteres Produkt von atlasGO! ist Event Engagement, welches auf Veranstalter ausgerichtet ist.
Heute beschäftigt atlasGO! ein Team von 13 Leuten. Olivier Käser und sein Team zielen nicht darauf ab, das nächste Unicorn zu werden. Für sie stehen Purpose und Business for a good Cause im Vordergrund. Mit diesem Approach steht atlasGO! vielleicht etwas quer zur vorherrschenden Mentalität im Silicon Valley. Vielleicht sind sie aber auch die Vorreiter für ein neues, nachhaltigeres Denken.
“We want to be earth’s most customer centric company” – auf diese Mission richtet AWS all ihre Innovationsaktivitäten aus. Entsprechend ist Customer Obsession auch ein wichtiger Aspekt der Innovationskultur bei AWS: Das Prozessdesign startet beim Kunden und von hier wird rückwärts gedacht. Ein zweiter Leitsatz ist “sei stur, was deine Vision angeht, aber flexibel in den Details.” Und der dritte Aspekt ist die operative Exzellenz. Bei allen Bedürfnissen und Anforderungen, die Kunden gegenüber Produkten und Dienstleistungen haben, ist die Qualität das zentrales Merkmal. Diese muss immer gegeben sein, um langfristig erfolgreich zu sein.
Mit zum Erfolg von AWS trägt auch der sehr enge Austausch mit Start-Ups bei. Denn Start-Ups – so Omar Valle, Start-Up Business Development Manager bei AWS – bringen neue und frische Innovationen ins Unternehmen. Im Gegenzug unterstützt Amazon diese finanziell und mit Trainings.
Und wie geht Amazon bei eigenen Innovationen vor? Am Anfang stehen immer eine ‘Pressemitteilung’ und ein FAQ. Konnten diese von der Idee her überzeugen, werden in einem dritten Schritt die User-Interactions und das Manual verfasst.
Natürlich sind auch bei AWS nicht immer alle Innovationen erfolgreich. Aber ‘Don’t let the errors go down the line” – wenn Dinge schief laufen, werden bei AWS immer drei Fragen beantwortet: Was ist passiert? Warum ist es passiert? Warum wird das Gleiche nicht nochmal passieren?
Der letzte Firmenbesuch fand in den Räumlichkeiten von OKTA statt. OKTA ist ein mittlerweile 10-jähriges Unternehmen, welches Identity as a Service (IDaaS) anbietet. Die Identifikation von Usern, seien es die Mitarbeiter oder Kunden von Firmen ist ein zentrales Thema. Dabei spielen die folgenden beiden Aspekte eine zentrale Rolle: Zugang zu verschiedenen Applikationen sowie Sicherheit bzw. Vertrauen.
OKTA bietet einerseits sogenannte Single Sign-On Lösungen an. Dies ermöglicht es Firmen, ihren Mitarbeitern mit einer Anmeldung auf die Gesamtheit der verschiedenen Firmen Applikationen jederzeit Zugriff zu gewähren. Während bisher Mitarbeiter darüber identifiziert wurden, dass sie sich im Firmennetzwerk befinden und basierend auf dieser Tatsache Zugriff auf die Applikationen der Firma erhalten, macht es die Lösung von OKTA möglich, Mitarbeitern von überall her auf die Systeme zuzugreifen. Dies kann auch auf biometrischen Daten, bspw. Fingerabdruck basieren.
Andererseits ermöglicht OKTA auf der Customer Journey Seite Sicherheit auf den Daten der Kunden zu garantieren und gleichzeitig einfache Login-Prozesse anzubieten. Bisher galt dies als nicht vereinbar.
Den Abschluss dieses intensiven Tages bildete der Event “Product Management for Social Impact by Airbnb PM & Product Lead” im The Vault. Dabei wird debattiert, ob ein Produkt, welches auf Profit ausgerichtet ist, auch einen sozialen Impact generieren kann.
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