Werte – Macht – Gerechtigkeit
Februar 17, 2020
Was sind meine / unsere Werte? Was sind die Quellen der Macht und kann man als Leader / Vorgesetzter gerecht sein? Diese Fragen versuchten wir am 14.02.2020 zusammen mit unserem Dozenten David Fiorucci zu beantworten.
Nach einem spannenden, inspirierenden Vormittag mit David, wo wir uns unter anderem mit der Frage was ein guter Chef ausmacht und wie man eine Vision inkl. dem Weg dorthin definiert, ging es am Nachmittag um folgende drei Schlagwörter (der Vormittag wird in einem andere Blog-Beitrag erläutert):
Bevor wir uns aber um diese drei Schlagwörter kümmerten, wurden ein paar Übungen mit einem Partner gemacht. Hierbei mussten wir gemeinsam, abwechselnd auf Drei zählen. Anschliessend wurde der Schwierigkeitsgrad erhöht und die Eins durch ein Klatschen ersetzt. Zum Schluss wurde zusätzlich die Zwei durch einen Griff an die Schulter ersetzt. Das Ziel dieser Übung war:
– Kombinieren und aktivieren beider Gehirnhälften
– Konzentration, Kopf leeren und frei bekommen für das was nun ansteht
– Lachen und Spass haben, wobei Energie freigesetzt wird.
Fakt hierzu: Mitarbeiter und Teams welche Spass an der Arbeit haben, werden viel weniger Krank als Mitarbeiter und Teams welche keinen Spass haben (Wissenschaftlich untersucht, u.a. von der AOK).
Bei einer zweiten Übung wurde ein Chef bestimmt. Der hatte die Aufgabe, sämtliche Studenten alphabetisch geordnet (Vorname) aufzustellen. Nach ersten Anweisungen hat sich das Team weitgehend selber organisiert. Dauer bis alle am richtigen Platz standen: 53 Sekunden.
Anschliessend sollten sich die Studenten dem Jahrgang entsprechend aufstellen. Vorher wurde der Chef gestrichen. Die Gruppe musste sich also von Beginn an selber organisieren. Dauer: 30 Sekunden.
Was war diesmal anders bzw. warum war man beim zweiten Mal schneller?
Beim ersten Versuch hat der Chef zuerst, zugegebenermassen leichten, Einfluss genommen. Beim zweiten Versuch war das Team selbstorganisiert unterwegs, wobei das Ziel klar definiert war. Der Versuch zeigt, dass selbstorganisierte Teams effektiver sind als wenn ein Vorgesetzter versucht das „Problem“ zu lösen. Dadurch das der „Chef“ nur einen leichten Einfluss genommen hat, war der Zeitunterschied allerdings ziemlich klein.
David Fiorucci bietet mit seiner Firma sogenannte 360grad-Tests für Vorgesetzte an. Dabei kann sich der Mitarbeiter selber bewerten. Zusätzlich kann man auch seine Peer’s (Mitarbeiter auf der gleichen Ebene), sein Team und auch seinen Vorgesetzten miteinbeziehen, welche ebenfalls eine Bewertung abgeben. Die Resultate werden dann in einem Netzdiagramm visualisiert:
Quelle: Unterlagen David Fiorucci
Die Teams haben nun die Aufgabe bekommen die Bewertungen zu analysieren. Es stellte sich heraus, dass dies gar nicht so einfach ist. Wieso haben beispielsweise die Team-Mitglieder eine viel bessere Bewertung (Dunkelgrün) abgegeben als die Person sich selber bewertet hat (Blaue Linie)? Und wieso deckt sich das Selbstbild einigermassen mit der Bewertung des Vorgesetzten (rote Linie)?
Damit man die Fragen beantworten kann bzw. ein Fazit aus den Bewertungen ziehen kann, muss man die Personen und die Firma hinter den Diagrammen kennen. Man muss ebenfalls die Geschichte kennen wie bsp. diese Person Team-LeiterIn geworden ist. Die Diagramme sind somit untereinander nicht vergleichbar. Dies muss man sich bewusst sein. David konnte dann zu jedem Diagramm eine kleine Geschichte erzählen und somit wurde uns einiges klarer.
Nach der Auflockerung und Aktivierung und der Analyse der Netzwerkdiagramme wurden die Anfangs erwähnten Schlagwörter genauer beleuchtet.
Jeder Student hatte vor dem Unterricht eine Hausaufgabe bekommen. Jeder soll sich drei Werte notieren, welche einem persönlich wichtig sind. Die Werte wurden nacheinander aufgezählt. Dargestellt in einer Wortwolke, wurden folgende Werte genannt, wobei das Wort wo am meisten genannt wurde am grössten dargestellt wird.
Obwohl man meinem könnte, dass die meisten Menschen die gleichen Werte haben, ergibt sich ein sehr heterogenes Bild. Heisst, jeder Mensch hat eigene Werte welche ihm wichtig sind. Wenn wir hierbei noch andere Kulturen beiziehen würden, würde das Bild noch heterogener werden. Das heisst, eine Firma an sich kann keine eigenen Werte haben. Die Werte der Firma geben die Mitarbeiter, welche selber Werte haben, diese leben und in die Firma tragen. Dies bedeutet aber auch, dass es Reibungen zwischen den Werten geben kann. Wenn einer sparsam ist, und der andere grosszügig, kann das Differenzen im Team geben. Solche Reibungen kann es auch bei einem selber geben. Um dem entgegen zu wirken, können die Werte in eine Werte – Balance gebracht werden. Das nachfolgende Bild zeigt eine solche Werte-Balance:
Quelle: Flipchart David Fiorucci
Wenn man sich seiner Werte, dem entsprechenden Gegenstück (Bsp. Sparsamkeit, Grosszügigkeit) und die Extrem-Ausprägungen bewusst ist, kann man eine passende Balance zwischen den Werten finden.
Zuerst ein paar Statements, welche bei den meisten vermutlich nicht so «verankert» waren:
In der Gruppe haben wir dann versucht, die Quellen der Macht zu eruieren. Die Resultate wurden anschliessend im Plenum besprochen. Folgende Quellen der Macht sind dabei rausgekommen:
Doch warum ist das wichtig zu wissen? Versucht jeweils herauszufinden wer welche Macht hat. Dies kann einem als Leader dienen und im Umgang mit Personen oder Teams hilfreich sein. Leadership ist ebenfalls eine legitime Macht, welche durch das Team, dass einem folgt, gegeben wird. Im Gegensatz zum „Chef“ sein ist Leadership zu führen, ohne einen Kollateral-Schaden herbeizuführen.
Was ist Gerechtigkeit? Kann man beispielsweise einen Bonus gerecht verteilen? Das haben wir aufgrund eines Beispiels versucht herauszufinden.
Es gilt CHF 1000.00 an fünf Umzugsmitarbeiter zu verteilen. Die Mitarbeiter (4 Männer, 1 Frau) sind unterschiedlich stark, haben unterschiedliches Engagement gezeigt und eine unterschiedliche Anzahl Umzugskisten in den Lastwagen getragen. Mitarbeiter E hat selber nichts getragen, aber dank seiner guten Planung war nur eine Fahrt nötig. Die Aufgabenstellung wurde an einem Flip-Chart visualisiert:
Quelle: Flipchart David Fiorucci
Wie verteilt man diesen Bonus nun gerecht. Dies galt es im Team zu diskutieren und eine Lösung pro Team herauszufinden.
Grundsätzlich gibt es drei Standard-Varianten, welche immer wieder angewendet werden:
Doch ist das gerecht? Was ist mit dem Engagement? Ev. zeigt ein schwächerer Mitarbeiter grosses Engagement, welches ebenfalls belohnt werden soll. Aber wer kann beurteilen wie gross das Engagement war?
Fazit: Es gibt keine 100% Gerechtigkeit. Aber wenn man (so weit möglich) Transparent ist und als Chef / Leader im Vorfeld Vertrauen geniesst, dann vertrauen die Mitarbeiter auch, dass der Bonus gerecht verteilt wurde. Wenn der Chef / Leader kein Vertrauen geniesst, ist ein definierter und im Idealfall kommunizierter Verteilschlüssel wohl der bessere Weg.
Die Lösungen in den Teams sahen im übrigen folgendermassen aus:
Quelle: Flipchart David Fiorucci
Hierbei ist auch eine «kreative» Möglichkeit entstanden wie der Bonus verteilt werden kann:
Jeder erhält CHF 200.00. Jeder muss aber von diesen CHF 200.00 mindestens CHF 50.00 an ein anderes Team-Mitglied abgeben.
Wir haben einen spannenden, inspirierenden und sicher auch für viele augenöffnenden Nachmittag erlebt. Wir haben herausgefunden, dass jeder andere Werte hat, die ihm wichtig sind und jede Person einzigartig ist. Wenn dann noch Fremde Kulturen dazu kommen, wird die ganze Sache noch etwas komplexer. Wir müssen als Führungsperson auf diese Werte Rücksicht nehmen und, und das ist noch fast wichtiger, unsere eigenen Werte den Mitarbeiter kommunizieren und entsprechend vorleben.
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