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Was der Schutz der Privatsphäre mit der Maslowschen Bedürfnispyramide zu tun hat

Von Theresa Ehrmann, November 22, 2022

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Der Schutz der Privatsphäre soll jedem Individuum den Freiraum schaffen, sich frei bewegen, entfalten und verhalten zu können. Die UN deklarierte im Jahr 1948 den Schutz der Privatsphäre als ein Menschenrecht, welches die Staaten gegenüber ihren Bürgern gewährleisten müssen. Schon seit der Antike und später im Mittelalter wurde bereits über die Idee einer Privatsphäre diskutiert. Zu dieser Zeit war die Privatsphäre vorwiegend den Adeligen und wohlhabenden Gesellschaftsschichten vorbehalten, da nur diese sich aufgrund ihrer Besitztümer in private Räumlichkeiten zurückziehen konnten.

Privatsphäre im digitalen Zeitalter

Durch die Digitalisierung und vor allem durch das Aufkommen von digitalen Sozialen Medien wie z.B. Twitter, Facebook & Co. drängt sich die Frage auf, ob der Schutz der Privatsphäre noch zeitgemäss ist. Eine berechtigte Frage, wenn man bedenkt, wie viele Menschen ihre intimsten Informationen mit der Welt teilen, in dem sie ihre Urlaubsfotos auf Facebook stellen, Alexa zu allen möglichen Fragen konsultieren oder ihren geografischen Standort permanent mit der Welt teilen. Aber geben wir diese Informationen wirklich bewusst frei, weil uns die Privatsphäre nicht mehr wichtig ist und wir glauben, nichts zu verbergen zu haben? Wahrscheinlicher ist es, dass unsere ureigenen menschlichen Bedürfnisse und Verhaltensweisen durch Techfirmen gezielt getriggert werden, um an unsere sehr persönlichen Daten zu gelangen. Dieses Prinzip wird schon seit Jahrzehnten in der Werbung und im Marketing erfolgreich eingesetzt.

Privatsphäre

Quelle: eigene Darstellung

Grundbedürfnisse vs. Selbstverwirklichung

Für ein Grossteil der westlichen Bevölkerung sind die Grundbedürfnisse gemäss Maslowscher Bedürfnispyramide weitgehend gedeckt. Sie können den Drang nach Selbstverwirklichung, als höchste Stufe der Pyramide, ausleben. Wir möchten unsere Kreativität ausleben, unsere verborgenen Talente entdecken und möglichst viele Menschen daran teilhaben lassen. Genau diese Bedürfnisse machen sich die Sozialen Medien zu Nutze. Sie bieten uns eine Plattform, um auf bequeme, einfach, spielerische und schnelle Art diesen Teilaspekt der Selbstverwirklichung auszuleben. Wir vergessen dabei, dass wir durch unser instinktives Handeln viel mehr von uns preisgeben, als uns vielleicht im Nachhinein bewusst wird.

Dabei gerät die zweite Ebene – und die von daher per se viel essenziellere Ebene der Maslowschen Bedürfnispyramide: das Sicherheitsbedürfnis – oft in Vergessenheit. Erst in gewissen Fällen oder extremen Situationen wird sichtbar, wie wertvoll die Informationen über uns sind und was passieren kann, wenn sie in die falschen Hände geraten. Beispielsweise im Datenskandal von Cambridge Analytica. Oder während der totalen Überwachung in Coronazeiten oder der extremen Propaganda zu Kriegszeiten. Schnell steigt das Gefühl der Unsicherheit und Freiheitsberaubung auf. Wir fühlen uns plötzlich nirgends mehr sicher, ungestört oder unbeobachtet.

Solange diese Unsicherheit vorherrscht, sind wir kritischer und zurückhaltender gegenüber allen «Datensammlern» eingestellt. Verfliegt diese Unsicherheit, kehren wir wieder zurück in die Bequemlichkeit und das Verlangen nach Selbstverwirklichung. Dieses Phänomen zeigt auf erschreckende Weise auf, wie die Schere zwischen der biologischen Entwicklung unserer tiefer liegenden Gehirnschichten (Stichwort Sicherheitsbedürfnis) und dem rasanten Fortschritt der technologischen Entwicklung, sich immer weiter öffnet. Dies wird vermehrt unvorhersehbare Folgen für uns Menschen haben.

Entscheide selbst, wie wichtig dir der Schutz deiner Privatsphäre ist und versuche danach zu handeln. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit.

 

Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Digital Ethics verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.

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