Von digitalen Dinosauriern und wandelbaren Chamäleons
Februar 22, 2017
Aus dem CAS Digital Risk Management mit Sven Ruoss zum Thema «Digitale Transformation» berichtet Jolanda Adair:
Sven Ruoss ist Co-Studiengangsleiter des CAS Social Media Management. Er arbeitet heute als Project Manager bei Ringier und war früher bei Watson und Tamedia tätig. Die digitale Transformation hat insbesondere die Medienbranche bereits erfasst – wie im Bereich von Onlinemarktplätzen. Weitere Beispiele zeigen wie der digitale Wandel in hohem Tempo Veränderungen gebracht hat:
– Vom Kassensystem zu digitalen Bezahlsystemen;
– Vom Bankschalter zum online Banking;
– Vom Taxi zu Uber;
– Vom Kaufen zur Share-Economy und zu guter Letzt;
– Vom Telefon, Notizbuch, Stadtplan, etc. zum multifunktionalen Smartphone.
Hierzu berichtete Sven aus seiner eigenen Studie von 2015 über die «Digitale Transformation», dass über alle Branchen gesehen rund die Hälfte der Befragten die digitale Entwicklung in den nächsten 2 Jahren als erfolgskritisch sahen – und heute stehen wir bereits im 2017. Wer also nicht reagiert hat in den letzten Jahren, ist heute schon im Nachteil:
Die Umfrage 2015 zeigte weiter: 56% der Unternehmen sind digitale Dinosaurier, 12% digitale Arbeiter und 6% digitale Konnektoren. 26% zählen sich zu digitalen Mastern. Hauptsächlich die IT/Kommunikation ist bereits aus dem Dino-Zeitalter raus. Bei der öffentlichen Verwaltung findet sich der noch grösste digitale Dinosaurier:
Die digitale Transformation fordert alle. Der Aufbau von digitalen Kompetenzen und der Nutzung der neuen technischen Mittel, sie führen zu neuen Bedürfnissen und Veränderung der Prozesse und damit zur digitalen Transformation. Resultierend in mehr Kundenbindung, mehr Effizienz und letztlich zu Umsatzsteigerung. Hinderungsgründe sind Einschränkungen im IT-System, fehlende finanzielle Mittel und ungenügendes Know-how bei der Führung. Dabei hat es Sven “schwarz auf weiss: Digitale Pionierunternehmen erzielen höhere Umsätze, sind profitabler und haben eine höhere Marktbewertung“:
Nur der «Digitale Digirati» ist im grünen Bereich, generiert mehr Umsatz, ist profitabel und kann seine Marktbewertung erhöhen.
Die technologische Innovation und das sich daraus verändernde Kundenverhalten führen zu einfacheren, intuitiveren Prozessen und neuen Produkten. Der Faktor Mensch und dessen Einbettung in seiner Kultur bestimmen die Art und Geschwindigkeit der Veränderung.
Sven vermutet, dass der kulturelle Wandel vermutlich langsamer ist als der technologische Fortschritt an sich. Die interessante Frage stellt sich daher bezüglich der Umsetzung und Adaption der neuen technischen Möglichkeiten und damit für die Strategiesetzung der Unternehmen. Wo und in welchem Umfang greift beispielsweise die Shareeconomy, wo führen die enormen Datensätze zu neuen Produkten oder intelligentes Lernen, u.a. in Verbindung mit Robotik, zu neuen Berufsbildern?
Je nach Sichtweise befinden wir uns in der Industrie 4.0 oder in der zweiten grossen industriellen Revolution nach dem Schub durch Dampf und Elektrizität. Auf jeden Fall findet ein grosser technischer und gesellschaftlicher Umbruch statt.
Eine Untersuchung der Handelszeitung in Zusammenarbeit mit Deloitte zeigt bezüglich Automatisierungswahrscheinlichkeit Berufe auf, welche sich grob in drei Gruppen gliedern lassen. Links die Berufe, welche sich nicht oder wenig mit Robotern ersetzen lassen. Dies umfasst ca. 40 % der Bevölkerung wie Ärzte, Raumplaner, Elektronikingenieure wie auch Coiffeure. Berufe mit geringerem Automatisierungsrisiko wie Baukonstrukteure, Gestalter oder Hauswirtschaftsleiter umfassen 25 %. Im Stadtpark ganz rechts befinden sich jene Berufe mit hohem Anteil an Routinearbeit, wie Verkauf, Arbeit im Sekretariat, am Schalter oder an der Kasse. Der Mittelstand gerate am stärksten unter Druck – Profiteure seien gemäss Handelszeitung ganz oben und teils ganz unten in der Einkommensverteilung zu finden.
Quelle: Handelszeitung, 12. Januar 2017
Ein zusätzlicher Gedankenanstoss zu den aktuellen Möglichkeiten und Grenzen in der Robotik hier auf Youtube.
Der Bund hat im April 2016 eine Dachstrategie «Digitale Schweiz» festgelegt. Zwei wichtige Kernziele darin sind meines Erachtens die «Chancengleichheit und Partizipation aller» sowie der «Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung»:
Wir haben in den letzten 20 Jahren einen enormen Wandel erlebt. Hatte das Telefon noch 75 Jahre benötigt, um 50 Millionen Nutzer zu erreichen, schaffte dies Pokémon GO in 11 Tagen und Super Mario Run knackte diese Grenze bereits innerhalb einer Woche. Technologie, Ausbreitung der Netzwerke und der Devices führen zu einer immer rascheren Veränderung in der digitalen Welt.
Damit gelange ich zurück zum Bild des Chamäleons, das für stetigen Wandel und Anpassung steht. Allein hinsichtlich des exponentiellen Wachstums unseres weltweiten Datenbestandes – er verdoppelt sich derzeit alle zwei Jahre – ist die Entwicklung eindrücklich. Um sich ein Bild davon zu machen, bietet sich der Vergleich «Reiskorn auf dem Schachbrett» an. Dazu zum Abschluss ein letzter filmischer Gedankenanstoss (Minute 1:22).
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