Venture Capital Monopoly…
Von Markus Müller, Juni 21, 2023
Vom 30. Oktober bis zum 5. November 2022 fand die mit grosser Spannung erwartete Studienreise des CAS Lehrgangs «Digital Leadership» ins Silicon Valley statt. Eine Woche lang hatten wir Gelegenheit, Einblicke in die Welt von Tech Unternehmen zu gewinnen und Learnings für unseren Berufsalltag zu sammeln. Auf dem Programm standen Besuche bei bekannten Firmen wie Amazon, Salesforce oder Eightfold. Während wir uns mit verschiedensten Business Modellen auseinandersetzten, schwang ein Thema im Hintergrund immer wieder mit: Investitionskapital. Es war unüberhörbar, dass dies der Motor ist, der im Silicon Valley alles antreibt. Am letzten Tag unserer Studienreise stand dieses Thema im Mittelpunkt. Entsprechend gespannt nahmen wir den Tag in Angriff.
Als Gastreferent erwartete uns Rick Rasmussen. Nie gehört? Keine Sorge, wir alle auch nicht. Ein Blick auf LinkedIn verriet aber rasch, dass uns eine wahre Silicon Valley Grösse in die Welt der Investoren einführen wird. Rick selber bezeichnet sich als Silicon Valley Native. Kein Wunder, zieht man in Betracht, dass er dort seit über 20 Jahren tätig ist und er – gemäss seinen eigenen Angaben – über 1’500 Firmen beraten hat. Drei Firmen, mit einem Börsenwert von über 13 Milliarden Dollar, hat er an die Börse gebracht.
Neben seinem beruflichen Leistungsausweis sorgt auch seine akademische Laufbahn für Eindruck. Vier akademische Abschlüsse von der University of California (Berkley), der Humboldt Universität (Berlin) und der Columbia Business School (New York) lassen erahnen, dass wir von diesem hochkarätigen Referenten gefordert sein werden.
Bevor wir uns selbst in einem Monopoly-ähnlichen Spiel als Silicon Valley Investoren versuchen durften, mussten wir erstmals, im wahrsten Sinne des Wortes, die Schulbank drücken. Im Rahmen einer Schnellbleiche erklärte uns Rick, dass Investoren im Silicon Valley, im Gegensatz zu ihren europäischen Kollegen, im Zweifelsfall lieber investieren. Hintergrund dieses Mindsets ist der ausgeprägte Wille, sich auf keinen Fall eine Chance entgehen zu lassen. Begriffe wie Pre- und Post Money (Wert eines Unternehmens vor und nach einer Finanzierungsrunde) brachte uns Rick ebenso näher, wie die Berechnung von Aktienwerten. Letzteres hörte sich in der Theorie logisch und einfach an – so zumindest unser Eindruck. Entsprechend glaubten wir uns gut gewappnet für den Stresstest im Investorenspiel.
Mit dem nötigen Rüstzeug ausgestattet, war es an der Zeit, unsere Fähigkeiten im Investoren Spiel unter Beweis zu stellen. Dieses ist eng an das bekannte Monopoly Spiel angelehnt. Ausgestattet mit einem Startkapital von einer Million Spiel-Dollar machten wir uns daran, Investoren für unsere Start Up Firma im Bereich Batterien Recycling zu gewinnen. Was anfänglich leicht aussah, entpuppte sich rasch als knifflige Aufgabe. Das Kapital schmolz dahin wie Schnee an der Sonne. Löhne mussten bezahlt und Investitionen getätigt werden. Boom und Bust Karten, analog den Chance- und Kanzleikarten im Monopoly, sorgen für unvorhergesehene Herausforderungen im Spiel. Wenn zum Beispiel unerwartet eine Busse bezahlt oder ein Kunde entschädigt werden musste, galt es rasch neue Finanzierungsquellen zu erschliessen. Sonst drohte die Insolvenz. Die drei Fs (Family, Friends und Fools) halfen zu Beginn mit ersten Finanzspritzen. Bald aber waren wegen des steigenden Kapitalbedarfs professionelle Investoren notwendig. Aber welcher passt? Der eine bot viel Geld, wollte aber (zu)viel Einfluss auf unsere Firma nehmen. Der andere dagegen bot weniger, liess uns aber mehr Autonomie. Was ist wohl besser? Unser Team steckte schnell in regen Diskussionen. Laptops wurden ausgepackt und Finanzierungsvarianten in Excel kalkuliert. Aha, offenbar ist das Ganze nicht ganz so einfach, wie zuvor geglaubt. Gut stand Rick mit Rat und Tat zur Seite, sodass wir nach längerem Tauziehen dann doch unsere erste Investorenrunde erfolgreich abschliessen konnten. Viel zu schnell ist die Zeit verstrichen. Im grössten Investorenfieber war es bereits wieder Zeit, die Session zu beenden.
Die Session mit Rick Rasmussen hat uns die Mechanismen, welche in der Start Up Finanzierung eine Rolle spielen, theoretisch und praktisch nähergebracht. Vor- und Nachteile verschiedener Investoren konnten wir so am eigenen Leib erfahren. Uns wurde klar, welche gewaltigen finanziellen Hebel Start Ups und Investoren für sich nutzen können, wenn denn das Start Up erfolgreich ist. Allerdings hat Rick auch deutlich gemacht, dass Glück hat, wer bei zehn Investments ein wirklich erfolgreiches erwischt. Inwiefern sich jemand in unserer Klasse als Investor bei Start Ups engagieren will, bleibt nach der Studienreise zwar noch offen. Einige interessante Learnings haben wir aber so oder so mitnehmen können.
Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Digital Leadership verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.
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