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Personal Branding – Wem gehört mein LinkedIn Profil?

Juli 27, 2022

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Von Urs Walder.

Wem gehört mein LinkedIn Profil? Firmen haben riesige Chancen, wenn sie ihre Mitarbeitenden, KundInnen oder GeschäftspartnerInnen als MarkenbotschafterInnen gewinnen. Aber dazu müssen diese motiviert und befähigt werden. Denn nur sie entscheiden über den Content auf ihrem Profil.

Wem gehört mein LinkedIn Profil? Mein Arbeitgeber wünscht, dass ich seine Werbung teile. Meine Geschäftspartnerin bittet mich darum, ihren Post zu liken. Der örtliche Verein sammelt Spenden und wäre froh, wenn ich den Aufruf auf LinkedIn teilen würde. Mein Profil droht von fremdem Content überschwemmt zu werden. Und mein Personal Brand verkommt zur Profillosigkeit.

Das LinkedIn B2B Paradies

LinkedIn hat weltweit über 750 Millionen User. Allein im deutschsprachigen Raum sind es über 16 Millionen. 57 Millionen Marken und Unternehmen nutzen LinkedIn als Marketingkanal, als Zugang zu potentiellen Geschäftspartnern oder zur Rekrutierung von Mitarbeitenden.

Professionelle KommunikationsexpertInnen verfassen und designen die Posts von Firmen. Dabei gelten genaue Regeln des Brandings und Wordings. Rechtsabteilungen geben ihren finalen Segen.

Die Konsequenz: perfekt formulierte und gestaltete Posts ohne persönliche Note und Charme die nur beschränkte Wirkung erzielen, denn:

Zitat

Quelle: Quotefancy (11.7.2021)

Private Posts – Zentrifugalwirkung mit Faktor 144

German Ramirez sieht drei wesentliche Stärken privater Posts verglichen mit Firmen-Posts:

  1. Der LinkedIn-Algorithmus zeigt private Posts etwa 5x häufiger an als Firmen-Posts
  2. Leser erachten Posts aus ihrem privaten Netzwerk als 8x relevanter gegenüber Firmen-Posts
  3. Menschen beurteilen Aussagen von Privatpersonen als 3.6x glaubwürdiger als jene von Firmen

5 x 8 x 3.6 = 144

Dadurch sind Posts auf privaten Profilen 144mal effektiver als Firmenposts.

Aber wem gehört mein LinkedIn Profil? Mir allein!

MarkenbotschafterIn – warum?

Weshalb soll ich mich auf dem Profil, das mir allein gehört, positiv zu einer Firma oder einer Marke äussern?

Weil sie zu mir passt!

Nur zufriedene KundInnen und GeschäftspartnerInnen, nur Mitarbeitende, die stolz auf ihr Unternehmen oder ihre Produkte sind, engagieren sich als überzeugte MarkenbotschafterInnen. Aktive Mitarbeitende in Sozialen Medien gewinnt man nicht mittels Weisungen und Aufträgen, sondern durch vorbildliche Führungspersonen, eine authentische Firmenkultur, überzeugende Leistungen und ein motivierendes Arbeitsklima.

Apple Tattoo

Quelle: tatoos-book.com (2.7.2021)

Wem dies zu schwierig oder nicht motivierend genug ist, kann oder muss Markenbotschafter incentivieren. Der Mitarbeiter mit den meisten Posts, die Verfasserin des Posts mit den meisten Views. Der LinkedIn-Kontakt des Monats. All dies wären interessante Ansätze um Mitarbeitende zur Nutzung von Social Media zu motivieren.

Wer will soll dürfen und können

Strenge Corporate Communications Richtlinien sind ein grosses Hindernis für die kreative Entfaltung in Sozialen Medien. Beispiele sind Verbote von eigenen Kommentaren zu Firmenposts und Verbote eigener Fotos. Solche Regeln zeugen von einem grundlegenden Mistrauen gegenüber Mitarbeitenden und sind kontraproduktiv.

Die Möglichkeit, LinkedIn zu nutzen heisst aber nicht, dass die Mitarbeitenden auch die nötigen Fähigkeiten haben. Jede moderne Firma muss LinkedIn-Grundlagenschulungen im Ausbildungsangebot haben.
Mitarbeitende müssen wissen, wie sie ein professionelles Profil erstellen, Buzzwords richtig einsetzen und ihre Fähigkeiten gezielt platzieren.

Personal Branding – Die Win-win-Lösung

Entspricht dies aber den Bedürfnissen der Mitarbeitenden? Die Antwort ist: “Ja, wenn der Content passt.” Denn jede Privatperson nutzt LinkedIn zum eigenen persönlichen Branding. Wenn die Botschaft der Firma zum eigenen Brand passt, besteht eine Win-Win-Situation.

Hierzu ist es wesentlich, dass sich die Privatperson ihres eigenen Profils bewusst ist. Wofür will ich stehen? Welche Kompetenzen will ich kommunizieren? Folgende fiktive Illustration zeigt eine mögliche Positionierung einer Kundenberaterin oder eines Kundenberaters im Private Banking. Die Themenbereiche werden je nach persönlicher Präferenz auf einer Skala von 1 (unwichtig) bis 5 (sehr wichtig) beurteilt.

Proriling

Quelle: Urs Walder (2021)

Diese Selbsteinschätzung bildet die Grundlage für den Entscheid, welche Posts der die Userin bzw. der User liken, sharen, kommentieren oder gar selbst verfassen will.

Idealerweise wird diese Selbsteinschätzung vom Arbeitgeber begleitet. Die konsolidierten Ergebnisse der Mitarbeitenden bilden die Grundlage der Social Media Kommunikationsstrategie. Bei der Content-Produktion werden diese berücksichtigt und entsprechender Content zur Verfügung gestellt.

Dieser Content erzielt die maximale Zentrifugalwirkung weil ihn die Mitarbeitenden mit voller Überzeugung verbreiten. Denn wem gehört mein LinkedIn Profil? Mir, aber ich teile gerne Posts, die zu mir passen!

 

Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Digital Leadership verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.

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