OKR – Alter Wein in neuen Schläuchen?
Von Stefan Palm, März 29, 2023
Unter OKR – abgekürzt von «Objectives and Key Results» – versteht man ein modernes und agiles Management System, welches beabsichtigt, eine Organisation mit Einbezug der Mitarbeitenden auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Aber hatten wir das nicht schon mal? War nicht bereits MbO («Management by Objectives») eine Zielmanagement-Methode mit derselben Absicht? Und falls ja, was ist denn an OKR anders und vielleicht sogar besser?
In OKR werden für einen bestimmten Zeitraum, üblicherweise ein Quartal, mehrere Ziele (Objectives) definiert.
Ein Ziel beschreibt einen angestrebten Zustand in der Zukunft und soll inspirierend formuliert und kunden- oder wirkungsorientiert sein. Es ist folglich qualitativer Natur und wird operativ (bottom-up) und strategisch (top-down) definiert.
Zu jedem dieser Ziele werden Resultate (Key Results) formuliert.
Die meist 2 bis maximal 5 Resultate müssen eindeutig messbar sein und werden im Idealfall von allen Beteiligten als anspruchsvoll, aber realistisch empfunden. Ihre Erreichung wird jeweils in Abstufungen beurteilt und nicht schwarz/weiss.
Die so festgelegten Ziele und Resultate werden wöchentlich überprüft.
Im OKR-Prozess umfasst ein Zyklus jeweils drei Monate, in denen in wöchentlichen Check-Ins der Stand überprüft wird. Vorgängig gilt es, die OKR zu entwickeln, abzustimmen und im Nachgang werden mittels Retro und Review zukünftige Verbesserungen abgeleitet.
Wie wir sehen, verfügen OKR und MbO über diverse Gemeinsamkeiten. So strukturieren beide Methoden auf Basis von Zielen und können über alle Ebenen einer Organisation angewendet werden. Sie helfen somit bei der Kommunikation einer Erwartungshaltung sowie bei der Messung von Leistung und sorgen konsequent eingesetzt dafür, dass alle Mitarbeitenden am gleichen Strick ziehen. Gemessen wird in beiden Methoden im Idealfall nur, was wirklich zählt oder neudeutsch: «Don’t value what you measure, measure what you value!»
Stellen wir uns vor, wir gründen einen Coffee-to-Go Shop und möchten uns selbst Ziele setzen.
MbO: Im ersten Jahr erzielen wir einen Umsatz von CHF 90k und haben eine Weiterempfehlungsquote von >80%
OKR: Das Feedback der Kunden zu unserem Kaffee ist positiv
Nach MbO beurteilen wir nun Ende des ersten Jahres, ob wir das Ziel erreicht haben oder nicht und gönnen uns im besten Fall einen schönen Bonus.
Nach OKR überlegen wir uns wöchentlich, wo wir stehen und was wir machen könnten, um zu den drei Key Results beizusteuern. Nach drei Monaten haben wir die Ziele im besten Fall erreicht und setzen uns wieder neue OKRs.
Mit welcher der Methoden erreichen wir wohl das bessere Jahresresultat und viel wichtiger – welche motiviert uns mehr? Oder um die Anfangsfrage zu beantworten: Der OKR-Wein ist wohl in der Tat nicht nur neu, aber schmecken tut er trotzdem besser.
Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS New Work verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.
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