Wie ich zum ethischen Hacking kam
Von Matthias Jauslin, August 18, 2021
Folgender Beitrag ist als Erstpublikation im Yea(h)rbook 2021 erschienen.
Schon als Kind überkam mich die pure Begeisterung, wenn ich grosse Baustellen sah. Faszinierend fand ich vor allem dabei zuzuschauen wie etwas Neues entsteht. Von da an war klar, dass ich in meinem Leben auch Neues kreieren wollte. So habe ich dann eine Lehre als Informatiker gemacht. Mein Alltag bestand damals aus Infrastruktur-Management und am Abend aus Web-seiten-Programmierung.
So viel Spass mir die Arbeit als Informatiker auch machte, meine grosse Leidenschaft spielte sich schon von Kindesbeinen an auf dem roten Sandplatz ab. Die Passion für den Tennissport wollte ich unbedingt mit anderen teilen. Nach meinem Lehrabschluss gründete ich darum mit meinem Bruder eine Tennisschule. Als Swiss Tennis Wettkampftrainer habe ich dann während fünf Jahren 4- bis 80-jährige Tennisbegeisterte unterrichtet und bis zu 15 Tennislehrer geführt. Diese spannende Zeit schaffte die Grundlage meiner heutigen Fähigkeiten in den Bereichen Unternehmensführung, individueller Mitarbeiter-Führung und Coaching.
Gute fünf Jahre nach der Gründung der Tennisschule hat es mich beruflich wieder in die Welt der Technik zurückgezogen. Die Faszination für Informationstechnik hatte ich nie verloren. Ich habe die Selbständigkeit also an den Nagel gehängt, einen Arbeitsvertrag unterzeichnet und mich für eine Weiterbildung im Bereich Wirtschaftsinformatik S angemeldet. Im Rahmen meiner Funktion als Junior- bzw. später Senior-Projektleiter durfte ich diverse Klein- bis Grossprojekte für verschiedene Kunden leiten. Diese waren teils technisch, teils politisch motiviert. Auch Ausschreibungen bei Grosskonzernen waren dabei.
Egal wie gross oder klein ein Projekt war, das Prinzip war immer das gleiche. So habe ich die Arbeit mit meinem Projektteam stets auf den Projekt-Scope ausgerichtet und die Spezialisten innerhalb des Projektes dabei unterstützt, eigene sowie übergeordnete Ziele zu erreichen. Eines habe ich als Projektleiter zudem besonders gelernt: Je grösser das Projekt, desto mehr Individualität herrscht – technisch, menschlich, strategisch und politisch.
Geprägt wurde ich auch durch meine Positionen als Teamleiter, Mandatsleiter, Key Account Manager, Sales Hero und Mitglied der Geschäftsleitung. Diese Funktionen haben mich, nebst vielen anderen Dingen, gelernt, mit Ansprüchen unterschiedlicher Interessensgruppen wie Vorgesetzten, Mitarbeitenden, Kunden und Partnern richtig umzugehen. Wichtig weil: Wo Menschen arbeiten, herrschen unterschiedliche Bedürfnisse, Ansprüche und Werte.
Meine Funktion
COO und Partner der Cybersecurity-Firma Bug Bounty Switzerland
Meine Weiterbildungen an der HWZ
MAS Digital Business: CAS Mobile Business & Ecosystems, CAS Digital Leadership, CAS Disruptive Technologies
Was ich meinem 25-jährigen Ich heute raten würde
Think, do, fall, but fall forward
Ich spürte, dass Projektarbeit bzw. IT-Beratung noch nicht meine Endstation war. Meine Anmeldung für den MAS Digital Business an der HWZ ging mir daher leicht von der Hand. Ich hoffte, dass ich hier endlich die Antworten auf meine Fragen bekam. Allen voran: «Soll ich beruflich nochmal was ganz Neues wagen?» Es war kein Branchenwechsel, der mir vorschwebte, mehr ein Gefühl, welches ich wieder spüren wollte. Ich wurde nicht enttäuscht. Die Weiterbildung an der HWZ hat mir gezeigt, dass es Themen in der Arbeitswelt gibt, welche so spannend sind, dass sie «Feuer entfachen» können. Themen, die einem das Gefühl geben, nichts anderes mehr im Leben machen zu wollen. Während der Study Tour, welche uns im Rahmen des MAS Digital Business nach San Francisco führte, habe ich es dann endlich wiederentdeckt. Zugegeben, zu diesem Zeitpunkt noch nicht bei mir, dafür aber bei anderen: Das Feuer in den Augen der Gründer und CEOs der Firmen im Silicon Valley war unübersehbar. Das wollte ich auch wieder erleben. Des Weiteren hat mir der MAS Lehrgang gezeigt, dass meine Intuition, anders zu führen bzw. zu denken keineswegs falsch, sondern der richtige Weg für meine Zukunft war. Ich wollte meine Arbeitswelt ändern, anstatt mich ihr einfach anzupassen.
Ich hatte viele Möglichkeiten und habe unzählige Gespräche geführt. Ein Thema hat mich jedoch nicht mehr losgelassen: «Bug Bounty». Bug-Bounty-Programme siedeln sich vordergründig in der Cybersecurity-Welt an, erstrecken sich aber bis in die digitale Transformation. Ethische Hacker suchen für Belohnung nach Schwachstellen. Und sie finden sie. Die Reproduktionsanleitung liest sich wie ein Krimi. Die Kunden sind verblüfft, schockiert, verstehen die Welt nicht mehr. Schon nach kurzer Zeit merken sie, wie ihre Fehlerkultur zu einer Lernkultur wechselt und die agile Zusammenarbeit gefördert wird. Auch Schwachstellen transparent zu kommunizieren fördert diesen „digital Trust“. Wenn die IT-Systeme zudem sicherer werden, kann die digitale Transformation gelingen.
Und ich? Ich bin begeistert. Erlebe wieder wie es ist, in einem Team zu arbeiten, welches gemeinsame Ziele verfolgt. Als Gründer fällt es mir leicht dafür zu schwärmen. Doch genau das macht es doch auch aus, oder? Nur so kann man mit der Fahne voraus gehen und die Mitarbeitenden dazu bewegen mitzurudern. Als COO halte ich das Unternehmen zusammen und etabliere eine transparente und ehrliche Kommunikationskultur, welche das Mitspracherecht fördert. Als Leader und Coach fördere ich den Dialog mit meinen Arbeitskollegen und helfe ihnen dabei, das Beste aus sich selbst zu holen. Im Sinne des gemeinsamen Ziels, die Schweiz sicherer zu machen.
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