Ladies Drive: Empowering Women
Juni 23, 2021
Text: Sandra-Stella Triebl | Bild: Maren Kindler
Folgender Beitrag ist als Erstpublikation im Ladies Drive Magazin erschienen.
Ladies Drive im Interview mit Tünde Lukacs:
Die Externe Sicht ist Gold wert
Tünde Lukacs: Wir sind fünf Frauen von insgesamt 20 Teilnehmenden, also 25 Prozent. Das ist mehr, als ich erwartet habe. Bevor ich angefangen hab, hab ich bei verschiedenen Hochschulen europaweit Besprechungen gemacht, was so ein EMBA einem überhaupt bringen kann, und eine Frage, die ich überall gestellt habe, ist die nach dem Anteil der Frauen. Denn ich finde, es ist so falsch, sich gemeinsam mit 19 Männern als Leader weiterbilden zu lassen und gleichzeitig über Frauenförderung zu sprechen. Wenn Frauen so ein Programm nicht anspricht, müsste man daran arbeiten und den Lehrgang anders aufbauen und/oder darstellen. Für mich war es eine Hauptbedingung, dass der Lehrgang auch meine Lebensrealität abbilden kann. Und Digital Leadership ist natürlich eine Kernfrage in meiner Arbeit bei EY. Unsere Firma befindet sich in einer starken digitalen Transformation, und ich erlebe diese Veränderungen jeden Tag, bei unseren Kunden sowie bei unserer Organisation. Ich erhalte viel Input innerhalb des Unternehmens – aber ich suchte einen Zugang von aussen, der mir neue Aspekte und Sichtweisen bieten kann. Dabei geht es weniger um die Technologie und die Skills als um den Mindset.
Tünde Lukacs: Die HWZ hat einen ganz anderen Approach, als ich das von meinem akademischen Background her kenne. Ich hab zwei Masterabschlüsse, einen in Finance und einen in International Studies. Diese Ausbildungen waren sehr viel mehr fachlicher Natur. Im EMBA Digital Leadership an der HWZ geht es um Innovation, um kreatives Denken und wie man das in die Praxis umsetzen kann. Das Setup des Studiums hat keine klassischen Prüfungen, so wie man das von der Uni kennt, sondern wir durchlaufen Innovation Challenges, haben ein “Personal Development Program” oder einen eigenen TEDx-Event, an dem wir sprechen können. Das fordert mich auf ganz andere Weise, als ich es aus dem Job kenne.
Tünde Lukacs: Wir haben ein strukturelles Problem. Es gibt gewisse Anforderungen, die du erfüllen musst, um am Lehrgang teilnehmen zu können. Erfahrungen und Leadership-Experience zum Beispiel, und der Pool an Frauen ist kleiner als der Pool an Männern mit diesen Erfahrungen. Ich bin 37 Jahre alt und sehe nach jedem Karriereschritt, dass der Anteil Frauen geringer und geringer wird. Und die andere Sache ist das Zeitmanagement: Ich habe einen fordernden Job, eine Familie mit einem berufstätigen Mann und einem achtjährigen Sohn. Da stellte sich für mich schon die Frage, ob ich meine Familien- und Freizeit opfern kann für eine Weiterbildung.
Tünde Lukacs: Ich habe genau das zu Hause thematisiert: Ich habe noch einige Jahren im beruflichen Leben vor mir, und ich will in mich investieren, damit ich mich am besten auf das ständig wechselnde Arbeitsumfeld vorbereiten kann und weitere Schritte in der Karriere machen kann. Zum Glück unterstützen mein Mann und ich uns gegenseitig, aber die Umsetzung ist trotzdem nicht so leicht wie die Planung (lacht). Ich hab eine intrinsische Motivation, Neues zu lernen, und ich kann das schaffen, auch wenn es nicht immer einfach ist von der Vereinbarkeit her. Aber du hast sehr recht mit deiner Beobachtung. Apropos Lernen: Man sagt ja, dass Frauen für sich häufig den Anspruch haben, alles schon zu können, bevor sie einen Karriereschritt machen, während Männer behaupten, es reiche „on the job“ zu lernen, wenn sie in eine neue Rolle berufen wurden. Diese Einstellung macht einen riesigen Unterschied. Vielleicht sollten wir Frauen einfach noch mutiger sein – mit unserer Karriere, mit der Vereinbarkeit und mit dem Thema Weiterbildung.
Tünde Lukacs: Ja, durchaus. Selbstbewusstsein, aber auch Bescheidenheit.
Tünde Lukacs: Stimmt schon. Wir haben auch viele Sorgen, zu versagen.
Wir sollten uns auf jeder Ebene beständig weiterbilden. Der EMBA ist eine von vielen Möglichkeiten. Ich tue es, um mein Potenzial zu entfalten und eine bessere Version von mir zu werden – a better me. Immer im gleichen Status zu bleiben tut mir nicht gut – wir dürfen nicht stehen bleiben, denn die Welt um uns herum tut das auch nicht. So sind wir am besten vorbereitet für die Änderungen rund um unsere Arbeitswelt.
Ladies Drive im Interview mit Dr. Claire Murigande:
Ein EMBA bringt mehr Kredibilität
Claire Murigande: Meine Firma machte im Frühjahr 2020 eine Reorganisation durch, und da wurde meine Stelle gestrichen. Meinen Executive MBA hatte ich aber bereits im Februar 2020 begonnen, und so sagte ich mir: „Jetzt nimmst du dir Zeit und fokussierst dich darauf.“ Ich belege einen EMBA in Digital Leadership – das hatte also im Prinzip wenig damit zu tun, was ich vorher studiert hab, aber ich wollte unbedingt diese
digitale Komponente dazubekommen. Meine Vision ist, herauszufinden, was die Digitalisierung, insbesondere künstliche Intelligenz, fürs Gesundheitswesen bedeutet. Ich bin nun im letzten Semester und hab mir letzten Sommer gedacht, dass ich doch was Neues ausprobieren könnte – also hab ich einen Podcast angefangen, was wiederum Teil meiner Innovation Challenge im Rahmen des Lehrgangs ist.
Claire Murigande: Nein. Wieso?
Claire Murigande: Vielleicht ist das mein angeborener Mut und meine Neugierde. Hauptsache, ich lerne dazu – und das tue ich doch gerade in mehrfacher Hinsicht. Ich hab ja schon ein Doktorat gemacht und nun diesen EMBA; aber mir geht es nicht um ein Diplom, sondern darum, dass mein Wissen – und ich mit – wachsen kann. Ausserdem fand ich den Lehrgang, der ja neu ist, superspannend, weil ich diesen entrepreneurial Mindset bisher nicht kannte. Das fordert mich – und genau das finde ich toll (lacht). Wir haben drei Unterrichtstage pro Monat – über drei Semester. Da bleibt mir auch zwischendurch noch viel Zeit, um all das, was ich lerne, auszuprobieren.
Claire Murigande: Nein. Ich bin in Burundi geboren, dann sind wir nach Kenia umgezogen und nach acht Jahren schliesslich in die Schweiz, nach Genf gekommen, wo ich dann mein Studium gemacht hab und später in Basel meine Doktorarbeit absolviert habe. Nun lebe ich seit bald elf Jahren im Raum Zürich. Ich bin Veränderungen gewohnt.
Claire Murigande: Mehr Kredibilität, wenn es ums Business geht – und um Digitalisierung. Es ist, als hätte ich eine neue Farbe in meiner Palette dazugewonnen. Wir haben während des Lehrgangs einen TEDx zusammengestellt und die Chance erhalten, selbst als Speaker aufzutreten. Auch das ist eine neue und spannende Erfahrung für mich, die mir erlaubt, meinen beruflichen Rucksack mit mehr Dingen – aber auch mit mehr Sicherheit – zu füllen.
Claire Murigande: Man muss natürlich auch die finanzielle Unterstützung haben. Aber ich würde anderen Frauen raten, nicht zweimal drüber nachzudenken, sondern einfach „go for it“! Ich bin jemand, der eine Struktur und gewisse Rahmenbedingungen zum Lernen braucht – deshalb ist der EMBA mit seinem Praxisbezug perfekt für mich. Abgesehen davon kann man sich ein unterstützendes Netzwerk aufbauen, welches einen auch beruflich weitertragen kann. Wir hatten superspannende Gastlektoren, zu denen ich nun einen direkten Zugang habe. Ich bin nun eine Biologin mit Public Speaking sowie digitalen Leadership Skills und neuem Netzwerk!
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