Institute for Digital Business

Kiki Maeder, und wenn doch mal etwas schiefgeht?

April 10, 2024

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Interview: Jrene Rolli

Die erfahrene Schauspielerin, Moderatorin und Trainerin für Auftrittskompetenz bereitet Studierende auf die TEDxHWZ-Bühne vor.

Kiki Maeder

Quelle: eigene Aufnahme

Vermutlich die häufigste Frage: Wie geht man am besten mit Nervosität um?

Nervosität ist etwas ganz Natürliches und es geht allen gleich. Dieser Gedanke hat etwas Beruhigendes, nicht? Wir stehen schliesslich unbewaffnet vor einer Horde Menschen. Das weckt bei uns uralte Instinkte. Wir sollten Nervosität nicht wegdrücken, sondern den Adrenalinschub und alles, was er auslöst, als normal und gesund ansehen. Ich betrachte Nervosität gerne als «Excitement». Zweiteres ist viel positiver konnotiert.

Und wenn doch mal etwas schiefgeht?

Perfekt ist grundsätzlich langweilig. Und manchmal ist es sogar dankbar, wenn etwas Spontanes passiert. Das erzeugt Aufmerksamkeit. Solange man die Begeisterung und Freude aufrechterhält, kann man sich viel leisten. Denn dies ist der entscheidende Faktor eines Auftrittes. Ohne Begeisterung keine persönliche Ausstrahlung, ohne Ausstrahlung kein Funke, der zum Publikum überspringt.

Welche Herausforderung triffst du bei Studierenden am häufigsten an?

Viele sagen: «Ich bin keine Showperson, das liegt mir nicht». Aber das ist ein Irrglaube. Nicht alle, die auf der Bühne stehen, müssen eine Showperson sein. Jeder Mensch hat sein ganz eigenes Bouquet an Talenten und Eigenschaften. Einige sind witzig, andere haben ein gutes Körpergefühl. Genau diese persönlichen Eigenschaften machen einem glaubwürdig. Darum ist mir bei der Arbeit mit den Studierenden ein typgerechtes Training, bei dem die eigene Persönlichkeit im Zentrum steht, sehr wichtig.

Was magst du besonders an der Arbeit mit den Studierenden?

Zu sehen, wie stark es die Menschen verändert. Die Leute gewinnen enorm an Selbstvertrauen. Es passiert in ihnen etwas – sie wachsen innen wie aussen. Diesen Prozess mitzuerleben, ist sehr schön. Sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, ist in allen Lebenslagen wertvoll, nicht nur auf der Bühne.

Was wird bei Public Speaking vollkommen unterschätzt?

Die Vorbereitungszeit für einen Auftritt und das Körperbewusstsein. Heutzutage verbringen wir sehr viel Zeit vor dem Computer. Unsere Arbeit ist sehr kopflastig. Auf der Bühne ist jedoch der ganze Körper gefragt, man muss ganzheitlich funktionieren. Wie stehe ich? Wohin mit den Händen? Dieses Körpergefühl und die Verbindung zwischen Kopf und Körper muss wieder geweckt werden.

Wie hat die Digitalisierung die Anforderungen an unsere Auftrittskompetenz verändert?

Die Bedeutung von Video ist extrem gewachsen. Die Herausforderung im digitalen Raum ist die viel kürzere Konzentrationsspanne der Zuhörenden. Darum ist es umso wichtiger, dass wir es schaffen, schnell eine Beziehungsebene und ein Wir-Gefühl aufzubauen, sowie die Aufmerksamkeit zu halten.

Da durch die Digitalisierung persönliche Treffen seltener sind, werden diese umso wichtiger. Wenn wir schon die Chance haben, mal wieder selbst vor Leuten zu stehen, sollten wir uns auch von der besten Seite zeigen.

Was ist dein Quick-Tipp, um den eigenen Auftritt in Videocalls zu verbessern?

Technisch betrachtet sind gutes Licht und guter Ton das A und O. Hier sollte man nicht sparen. Und was wir alle relativ schnell umsetzen können, ist, uns auf Augenhöhe zu begegnen. Das heisst: Kamera wirklich auf Augenhöhe haben und wenn wir mit dem Gegenüber sprechen, in die Kamera schauen, und nicht sich selbst betrachten oder auf den Bildschirm gucken.

Du unterrichtest auch im CAS Women Leading Digital. Gibt es in Bezug auf Public Speaking Unterschiede zwischen den Geschlechtern?

Bei Frauen sind limitierende Glaubenssätze oft etwas ausgeprägter und sie sind meist etwas strenger mit sich selbst. Hinzu kommt, dass Frauen in einem von Männern dominierten Umfeld stärker im Fokus stehen als ihre männlichen Kollegen, wenn sie einen Auftritt haben. Ebenfalls ein Thema ist die Stimme. Menschen empfinden tiefe Stimmen als angenehmer. Da haben Männer naturgemäss einen Vorteil. Aber man kann am Stimmklang und -volumen arbeiten.

Wie machst du Menschen Mut, die bisher Auftritte lieber gemieden haben?

Es ist schade für die Welt, wenn nur die lauten Menschen Gehör bekommen.

Und: Public Speaking ist ein Handwerk. Ein Handwerk, das alle lernen können. Es ist nicht ein Talent, das man hat oder nicht. Aber ja, es ist Arbeit. Wie jedes Handwerk.

Woher kommt deine Leidenschaft fürs Moderieren?

Ich habe es geliebt, wenn am TV der Eurovision-Opener lief und ich mit meiner Familie zusammen «Wetten, dass …?» schaute oder wir ins Theater gingen. Das Feinstoffliche, diese Energie und das Spiel zwischen Zuschauenden und der Bühne faszinierte mich schon damals und tut es noch heute.

Was passiert bei dir als Erstes, sobald die Kamera aus ist oder du hinter der Bühne verschwindest?

Zuerst einen Schluck Wasser und dann werfe ich meine Notizen in den «Chübel». Das ist tatsächlich ein kleines Ritual. Ach ja, und dann ein feines Bier.

 


Bio

Kiki Maeder

Quelle: eigene Aufnahme

Kiki Maeder
Seit 2022 leitet Kiki das Modul Public Speaking im EMBA Digital Leadership und doziert im CAS Women Leading Digital. Nebst ihrer Tätigkeit als Trainerin für Auftrittskompetenz ist die ausgebildete Schauspielerin als Moderatorin im TV und auf grossen Bühnen im Einsatz. Sie lebt mit ihren zwei Kindern in Küsnacht.

My World

  • Favorite Gadget: meine Bose Noise-Reduction Kopfhörer: für den perfekten Klang und zur Abschottung im überfüllten Zugabteil
  • Inspirationsquelle: Ted-Talks, Diary of a CEO Podcast
  • Digital Detox Place: Wald rund um den Rumensee

 

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