Innovation for survival!
Oktober 15, 2019
Was bedeutet eigentlich Innovation für euch? Genau diese Frage stellte Dozent Stefan Jeker an uns Studenten:
Die aus Sicht vom Blog-Autor treffendste Definition von einer einzigartigen Innovation war die folgende von meinem Studium-Kollegen David Garcia:
“Innovation bedeutet Sachen zu entwickeln, wo sich die Menschen nachher fragen, wie man vorher ohne diese Innovation überhaupt leben konnte (z.Bsp. Smartphone)”.
Innovationen sind heutzutage für Unternehmen überlebensnotwendig. In den letzten 15 Jahren wurden über 70% aller Firmen aus der Fortune 500 Liste ersetzt und die durchschnittliche Lebensdauer der grössten börsennotierten Firmen in den USA ist seit 1980 von 35 Jahren auf aktuell unter 20 Jahre gesunken. Fürs Jahr 2027 wird davon ausgegangen, dass sie bei nur noch 12 Jahren liegt.
Quelle: Innosight, Corporate Longevity Report 2018. Allianz Global Investors. (2018). Active is: Disruption erkennen und professionell damit umgehen. Abgerufen 11.10.2019.
Es ist also höchste Zeit, dass sich die Firmen intensiv mit dem Thema Innovation beschäftigen. Doch wie kann man Innovationen in grossen Firmen überhaupt fördern? Etwa so?Quelle: Jeker, S. (2019). Corporate Ecosystems & Innovation. Unveröffentlichtes Skript, Zürich: HWZ
Leider ist das Top-Management in vielen Firmen nach wie vor ein Innovations-Killer. Nur wenn das Management voll dahinter steht und auch die nötigen Ressourcen für Innovation zur Verfügung stellt ist ein erfolgreiches Innovationsmanagement möglich. Gute Nachrichten an alle Unternehmen und Manager: Grundsätzlich haben alle Menschen die Fähigkeit innovativ zu sein. Die schlechte Nachricht: Leider verkrümmt die Fähigkeit durch unser Bildungssystem in der Schweiz, welches immer noch im Zeitalter der industriellen Revolution steckengeblieben ist. Bedenklich, auch wenn der Lehrplan 21 auf dem richtigen Weg ist.
Quelle: Jeker, S. (2019). Corporate Ecosystems & Innovation. Unveröffentlichtes Skript, Zürich: HWZ
Schade ist er schon über 5 Jahre alt, denkt sich der Blog-Autor bei obenstehendem Bild – erschreckend ist er schon über 25 Jahre alt. Trotzdem kann man Innovationen in den Firmen fördern, z.Bsp. indem spezielle Innovations-Labs erstellt werden. Egal ob Innovations-Lab oder eine andere Form, wichtig ist, dass die Mitarbeiter in diesen Teams genügend Ressourcen (v.a. Zeit) für die Innovationsfindung erhalten, denn es gilt wer Innovation will muss investieren!
Wenn Firmen gezielt in Innovation investieren, stellt sich die Frage wo genau Innovation gesucht wird. Dabei kann in drei verschiedene Horizonte (H1, H2, H3) unterschieden werden:
Quelle: Jeker, S. (2019). Corporate Ecosystems & Innovation. Unveröffentlichtes Skript, Zürich: HWZ
Neben der Frage wo Innovation gesucht wird, müssen sich Firmen auch fragen was innoviert werden soll? Hierbei kann in folgende 4 Felder innoviert werden:
Bestehende Firmen müssen hybrid denken, indem sie einerseits in das bestehende Geschäft investieren und andererseits in die Zukunft. Ein gutes Beispiel dafür ist die Firma Netflix Inc. welche ursprünglich als Online-Videothek mit dem Versand von DVD’s gestartet war und 2007 ins Video-on-Demand-Geschäft eingestiegen ist. Heute hat Netflix weltweit über 150 Millionen Abonnenten welche die Inhalte per Streaming konsumieren können.
Quelle: Jeker, S. (2019). Corporate Ecosystems & Innovation. Unveröffentlichtes Skript, Zürich: HWZ
Neben der hybriden Denkweise sollten sich die Firmen bewusst sein, dass fast alle Unternehmen von disruptiven neuen Technologien bedroht sind. Deshalb müssen sie sich zwingend für die Zukunft rüsten, respektive so innovativ sein, dass sie selber neue und disruptive Lösungen anbieten können und somit zum “Wolf” werden:
“If you find yourself in a market transaction and don’t know for sure that you are the wolf, then, sadly, you are the sheep.” André Perold.
Auch Firmen welche bewusst nicht der Wolf sein wollen oder können, sollten sich unbedingt mit der Zukunft beschäftigen, da sonst die Gefahr läuft, dass man z.Bsp. einen Mega-Trend verpasst und den Anschluss an die Mitbewerber komplett verliert.
Grundsätzlich sind junge, noch weitgehend freie und flexible Unternehmen (Start-ups) eher dazu fähig disruptive Technologien auf den Markt zu bringen. Dies hat hauptsächlich damit zu tun, dass Start-ups einen grossen Teil der Unternehmensressourcen nur für dieses eine Ziel einsetzen können und durch die kleine Grösse viel schneller und effektiver sind. Grössere Unternehmen haben oftmals ein grosses operatives Tagesgeschäft und einen komplexen Verwaltungsapparat. Dies führt meistens zu einer gewissen Schwerfälligkeit.
Doch es gibt auch für etablierte Grossunternehmen und KMU’s ein probates Mittel um die Schwerfälligkeit und Komplexität zu managen: Corporate Think Tanks. Solche Denkfabriken erhöhen die Chancen auf wirklich kreative und erfolgreiche Innovationen. Es gibt verschiedene Formen von Think Tanks, wie z.Bsp.:
Wichtig: Der Erfolg von einem Corporate Think Tank startet mit der Definition von einer ganz klaren Vision und Zielen durch die Geschäftsleitung. Heute scheitern viele Think Tanks daran, dass die Entscheider in der Firma den Think Tank nicht akzeptieren, die Teilnehmerschaft nicht sinnvoll zusammengesetzt ist oder die Verantwortung für die Umsetzung nicht klar definiert ist.
Stefan Jeker, Leiter vom Raiffeisen Innovations-Labor RAI Lab, erklärte uns anhand vom Beispiel der Raiffeisen wie ein Corporate Innovations-Lab aufgebaut werden kann und auf was man achten sollte.
Als wichtigsten Grundsatz hat uns unser Dozent mitgegeben, dass die Mitarbeiter/-innen von einem Corporate Innovation-Lab unbedingt Respekt vor dem bestehenden und aktuellen Geschäftsmodell haben müssen. Wie wir gelernt haben müssen etablierte Unternehmungen hybrid denken und sowohl das aktuelle wie auch das zukünftige Geschäftsmodell im Blick haben. Die weiteren Zutaten für die Schaffung von einem erfolgreichen Corporate Lab sind im untenstehenden Rezept aufgeführt:
Quelle: Jeker, S. (2019). Corporate Ecosystems & Innovation. Unveröffentlichtes Skript, Zürich: HWZ
Im Think Tank der Raiffeisen wurden übrigens bewusst keine Personen mit Bankerfahrung eingestellt und alle Mitarbeiter sind sogenannte “Querdenker”.
Nach der Schaffung von einem Corporate Innovation-Lab stellt sich nun die Frage, wie der Innovationsprozess bei der Raiffeisen aussieht. Dazu wurde ein klarer Prozess mit schnellen Entscheiden festgelegt:
Quelle: Jeker, S. (2019). Corporate Ecosystems & Innovation. Unveröffentlichtes Skript, Zürich: HWZ
Interessant ist, dass das RAI Lab nur Impulsgeber ist und die tatsächliche Umsetzung in der Organisation oder Spinn Off erfolgt. Die Gate 3 “Jury” ist die Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz.
Übrigens: Fährt jemand gerne Achterbahn? Dann können Sie sich sofort für den Job als Innovationsmanager bewerben, denn Innovation heisst “Achterbahn fahren”, mal geht es aufwärts und mal abwärts. Innovation benötigt also eine hohe Frustrationstoleranz:
Quelle: Jeker, S. (2019). Corporate Ecosystems & Innovation. Unveröffentlichtes Skript, Zürich: HWZ
Der interne Think Tank sollte auch mit vielen externen Partner zusammenarbeiten, da nicht alle Informationen und Ideen vom eigenen Team kommen können. Eine gute Plattform für die Vernetzung von Innovationsmanager gibts hier.
Neben den externen Partner sollten auch die internen Mitarbeiter/-innen einbezogen werden, welche nicht im Think Tank Team sind. Die Raiffeisen organisiert deshalb 1x pro Jahr einen internen Innovation Challenge, wo alle Mitarbeiter/-innen mitmachen dürfen. Film ab:
Innovationen, resp. Veränderungen, führen fast immer zu Widerständen. Daher benötigt der Job als Innovationsmanager eine dicke Haut, ist nichts für Harmoniebedürftige oder Weicheier.
“Ja aber”, “Alles schon ausprobiert” oder “Dafür ist der Markt nicht bereit” – die meisten kennen wohl diese oder ähnliche Phrasen, wenn gute Ideen an das Management oder Chef/-in präsentiert werden. Diese sogenannten Killer-Phrasen sollten verboten werden, da sie Innovation verhindern. Hintergrund von diesen Phrasen ist, dass die meisten Firmen ein Immunsystem haben, welches jede neue Idee wie eine Störung behandelt.
Quelle: Jeker, S. (2019). Corporate Ecosystems & Innovation. Unveröffentlichtes Skript, Zürich: HWZ
Neben dem Immunsystem gehören auch langsame Entscheidungswege zu den grössten Innovationshemnissen.
Dass trotz all diesen Widerständen Innovationen in Firmen enstehen können, benötigt es gute Innovationsleader, welche sich durch folgende Fähigkeiten auszeichnen:
Innovate to survive – fast alle Firmen sollten einen fixen Teil vom Budget in Innovation investieren, wenn sie längerfristig existieren wollen. Dazu gilt es neben den budgetären Ressourcen insbesondere auch das Mindset für Innovationen zu öffnen und ein ehrliches und nachhaltiges Commitment vom Management ist zwingend nötig. Nur Firmen welche sich in exponentiellen Zeiten, auch exponentiell verbessern werden längerfristig erfolgreich sein!
“Du siehst Dinge und fragst “Warum?”, doch ich träume von Dingen und sage “Warum nicht?” George Bernard Saw
“Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Menschen die Sehnsucht nach dem weiten Meer.” Antoine de Saint-Exupery
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