Gebrauchsanweisung für die Zukunft
Februar 24, 2017
Aus dem Unterricht des CAS Multichannel Management mit Detlef Gürtler berichtet Steph Huber:
Detlef Gürtler, Ex-Chefredaktor des GDI Impuls (letzte Ausgabe 4/2016) hat uns mit seinen Prognosen etwas in die Zukunft blicken lassen. Vorab muss jedoch eines gesagt werden: Vorhersagen sind schwierig!
Den Megatrends (technischer Fortschritt) wirken Gegentrends (sozialer Rückschritt) entgegen und dieses Entgegenwirken beider Trends ist sehr schwierig abzuschätzen. Technische Megatrends bringen mehr Dynamik und Optionen mit sich, soziale Gegentrends wiederum sorgen für Stabilität und Orientierung.
Wenn sich ein Chart linear in der Vergangenheit entwickelte, konnte man nicht davon ausgehen, dass es sich in alle Ewigkeit mit derselben Stabilität weiterentwickelt. Irgendwann kommt eine Störung – eine Disruption – welche den kompletten Status quo verändert. Wie dieses Nokia-Beispiel schön aufzeigt:
Solche einschneidenen Prognosen können auch Trendforscher nicht vorhersagen, siehe Donald Trumps Wahlsieg. Daher geht man für Prognosen von einer linearen Entwicklung aus.
Wie gesagt, ist es schwierig, im Voraus eine Disruption zu erkennen. Was man aber sagen kann, ist, dass man irgendwann zum Punkt der Disruption kommt. Das Wann wird durch Ideen und Innovationen bestimmt. Im Falle Nokia kam die Innovation von der Konkurrenz bzw. von einem neuen Player – Apple.
Technologien sind entweder schon da oder können noch entwickelt werden. Normalerweise werden die Grenzlinien durch die Vorstellungskraft gezogen. Dies ist das eigentliche Problem, man kann sich die Zukunft nicht vorstellen. Es braucht eine Vorstellung, um die Technologie zum gewünschten Punkt zu bringen. Gute Sience-Fiction-Autoren haben diese Vorstellungskraft und der Entwicklung auch bereits in der Vergangenheit die nötigen Schübe verliehen. Ähnlich sieht es mit Zukunftsforschern aus. Sie wollen Bilder/Vorstellungen der Zukunft entwickeln, für die Umsetzung sind dann andere zuständig.
(Eine der zukunftsweisenden Si-Fi-Serien war Star Trek. Für die Umsetzung zahlreicher Ideen aus der Serien waren nicht zuletzt Heerscharen von Nerd-Fans verantwortlich.)
In einem Disruption-Workshop hat das GDI-Forungsteam 2014 versucht, Technologien und Vorstellungen/Wünsche in diesem Kreisdiagramm einzuordnen.
Eines der typisches Zukunftsnarritive ist die “Life Extension”. Forscher auf der ganzen Welt haben sich diesem Thema verschrieben.
Ein spannendes Thema ist auch die Schnittstelle Mensch-Maschine. Detlef Gürtler ist überzeugt, dass der beste Weg über das Gehör sei. Über das Ohr kommt man gut zum Hirn. Daher ist die Sprache in einer guten Position, um das Interface der Zukunft zu werden. Über den Arm (Fit-bit, AppleWatch usw.) kommt man nur gut an den Körper heran, aber nicht zum Hirn.
Das GDI hat das doppelte Stufenmodell (GDI-Disruption-Map) entwickelt, das aus 7 Stufen der technologischen Entwicklung und 7 Stufen der Vorstellung/Bewusstsein besteht.
7 Stufen der Technologie
7 Stufen des Bewusstseins
In der GDI-Disruption-Map werden Technologien nach den 7 Stufen der Technologie und des Bewusstseins eingetragen. Die Stufen der Technologien sowie des Bewusstseins werden normalerweise der Reihe nach durchlaufen. Wenn eine Technologie beim „Tech-Shift“ angelangt ist, hat sie den Durchbruch geschafft. Und auf der Bewusstseinsseite beim Mind-Shift wird sie akzeptiert. Bsp: Telekinese / Prototypebene nicht akzeptiert, kann aber zu Kontroverse kommen; Selbstfahrende Autos sind bereits teils akzeptiert (wir wünschen es uns mehr als es schon da ist).
Aber auch der Rückwärtsgang kann eingelegt werden: Gesellschaftliche Disruption kann auch wieder in die „nicht Akzeptanz“ zurückrutschen.
Im letzten Heft des GDI Impuls „2050 Gebrauchsanweisung für die Zukunft“ wurde diese Map dreimal erstellt: einmal für Technologie, einmal für Politik und einmal für Gesellschaft. Die Einträge wurden nach dem Stand von 2016 eingetragen und dazu eine Prognose abgegeben, wo sich der Stand auf der Map im Jahre 2050 befinden wird. Weitere Infos im Heft GDI IMPULS.
Anschliessend wurden 5 Zukunftstechnologien/Settings in Gruppenarbeiten analysiert. Wir gingen davon aus, dass diese Technologien bereits etabliert sind und haben sowohl Chancen als auch Risiken abgewogen und als Unternehmen ein Produkt vorgeschlagen, das auf den Markt kommen soll.
Folgende 5 Technologien/Settings standen zur Auswahl:
Und hier die Resultate der Gruppenarbeiten in komprimierter Form:
Babelfisch
Chancen: Politische Stabilität / Globaler Marketplace
Risiken: Gesetzgeber durch Personenfreizügigkeit angepasst werden / Gesetzgebung / Nationaler Backlash
Produkt: Internationale Partnervermittlung
Zauberspiegel
Chancen: Jeder Zugang zum Wissen, egal wo / Userdaten erhalten für Businessmodel
Risiken: Selbständiges Denken geht verloren / Wiederstandsbildung und Gegner
Produkt: Device im Ohr (kostenlos/Bezahlung mit Daten)
Technischer Fortschritt kommt nicht von Unternehmen
Chancen: Unabhängig vom Kapitalismus / Unabhängig vom Wissen
Risiken: Verglasung und Entmündigung der Individuums / fehlender Sinn
Produkt: Kopfhörer & Chip mit Blutzuckermessung, der Wissen in eine künstliche Intelligenz spielt (Wert: Glück nicht Geld)
Pinocchio
Chancen: Alles ist authentischer, keine Verstellung / Fortschritte in der Konfliktbewältigung
Risiken: Verlust der Fantasie / Einschnitt in die Freiheit
Produkt: Schutzschild / Kraftfeld gesteuert über Hirnströme (Gedankentarnkappe)
Zeugung ohne Sex
Chancen: Superpotential / Richtiges Kind am richtigen Ort
Risiken: Wettbewerb geht verloren
Produkt: Talentplattform
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