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CAS Digital Ethics: Wenn die Stube zum Klassenzimmer wird

November 17, 2020

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Die Pionierklasse des CAS Digital Ethics HWZ hat Ende Juni erfolgreich abgeschlossen. Unter ihnen auch Andreas Bättig, freier Texter und Content Creator. Im Gastbeitrag spricht er über seine Erfahrungen mit dem Onlineunterricht auf der Plattform «Zoom» und sagt, was gut funktionierte und wo das digitale Klassenzimmer an seine Grenzen stösst.

Ein Gastbeitrag von Andreas Bättig, Absolvent Pionierlehrgang des CAS Digital Ethics.

Am 20. März 2020 verkürzte sich mein Schulweg von bisher 52 Kilometern auf 5 Meter. Von «Luzern – Zürich» zu «Schlafzimmer – Stube». Anstatt Pendlerstress gabs fortan Kaffee im gemütlichen Wohnzimmer.

An diesem Tag fand wegen des Corona-Lockdowns der Unterricht unseres CAS Digital Ethics zum ersten Mal nicht mehr im Klassenzimmer in Zürich statt, sondern digital auf der Onlineplattform Zoom. Vor Corona konnten wir uns noch an sechs Tagen persönlich vor Ort in der HWZ kennenlernen.

Als Tech-Nerd war ich gegenüber dem Onlineunterricht von Anfang an offen. Klar hätte ich meine Mitstudierenden sowie die Dozentinnen und Dozenten lieber weiter vor Ort gesehen. Mit ihnen in den Pausen Kaffee getrunken, mich beim Mittagessen ausgetauscht. Aber wo, wenn nicht bei einem CAS mit dem Titel Digital (!) Ethics könnte man einen reinen Digitalunterricht auf Herz und Nieren prüfen? Wie sich in den folgenden Wochen zeigte, ging der Unterricht mehr ins Herz und weniger an die Nieren.

Herz:

Partizipation: Mit dem persönlichen Austausch im Klassenzimmer konnte Zoom nicht mithalten. Aber: Auch auf Zoom funktionierte dieser erstaunlich gut. Das Zauberwort lautete «Breakout-Sessions». Dozierende konnten die Studierenden in virtuell getrennte Räume schicken, in denen man sich im kleinem Rahmen austauschen konnte. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten wurden dann wieder im Zoom-Plenum präsentiert. Auch Online-Tools wie «Paddle», eine virtuelle Wandtafel, sorgen dafür, dass die Studierenden und die Dozierenden recht gut und auf kreative Weise miteinander interagieren konnten.

Kein Anreiseweg: Klar, Comfort is King. Wie in der Einleitung geschrieben, konnte während des Fernunterrichts jeder und jede in der Stube oder im Home Office bleiben. Ich zumindest habe das Pendeln zur Rush-Hour nicht vermisst.

Dozierende: Seinen Vortragsstoff innerhalb von Tagen oder Wochen auf ein Zoom-Format umzustellen, dürfte nicht einfach gewesen sein. Bildschirm teilen, in die Kamera dozieren, auf Fragen live und im Chat antworten – Zoom verlangte von den Dozierenden viel Multitasking. Doch die meisten hatten dies ziemlich gut im Griff. Technische Pannen kamen erstaunlich selten vor, stundenlange Präsentations-Monologe zum Glück auch.

Private Einblicke: Ob Kinderzimmer, Balkonterrasse, Homeoffice, Küche oder Wohnzimmer mit Blumentapete. Zoom gewährte einen kleinen privaten Einblick ins Leben der Mitstudierenden. So lernte man nochmals eine etwas andere und persönlichere Seite von ihnen kennen. Nur wenige wählten einen Fake-Hintergrund aus. Dies vor allem dann, wenn sie nicht der ganzen Klasse einen Blick ins Schlafzimmer gewähren wollten. Verständlich.

Digitaler Feierabendtrunk: Es bürgerte sich ein, dass nach Unterrichtsschluss manche noch für einen Feierabendtrunk vor den Bildschirmen sitzen blieben. Ob mit Whisky, Prosecco oder Bier: Es konnte nach dem Unterricht ziemlich schnell und unkompliziert miteinander auf den Tag angestossen und gemütlich zusammengesessen werden.

Nieren:

Gruppendiskussionen im Plenum: Je grösser die Gruppe war, desto mühsamer wurde die Koordination bei Diskussionen. Wer nicht reinreden wollte, musste geduldig warten, bis der andere wirklich zu Ende geredet hatte. Dies nahm den Diskussionen jegliche Dynamik.

Gespräche beim Mittagessen / in den Pausen: Kurz mal jemanden mit Jemandem paar persönliche Sätze reden, zusammen Mittagessen und so die Mitstudenten noch etwas besser kennen lernen: All das fiel bei Zoom weg. Da wir keine AI-gesteuerten Roboter sind, fehlte das Zwischenmenschliche schmerzlich.

Ablenkung: Natürlich kann man auch im Präsenzunterricht andere Dinge tun, als dem Unterricht zu folgen. Im Onlineunterricht ist die Verlockung jedoch noch einiges grösser, mal das Browser-Fenster zu wechseln, wenn der Unterricht gerade etwas zäh vor sich hin trottet.

Mit dem Ende der ausserordentlichen Lage am 19. Juni 2020 wurde auch unser Zoom-Unterricht eingestellt. So konnten wir unsere letzten zwei Kurstage mit Schutzkonzept wieder in der HWZ abhalten. Zum ersten Mal kam dabei im Klassenzimmer auch ein Roboter zum Einsatz. Ein Mitstudent, der wegen Corona nicht ins Klassenzimmer zurückkehren konnte, wurde auf einem fahrenden Screen in den Unterricht zugeschaltet. Von zu Hause aus konnte er den Roboter durch Klassenzimmer steuern. Das Ganze erinnerte stark an eine Episode der Netflix-Serie Black Mirror. Die Verschmelzung von Roboter und Mensch im Klassenzimmer dürfte für die nächste Digital-Ethics-Klasse genügend Stoff für eine digital-ethische Auseinandersetzung bieten. Dann hoffentlich wieder zusammen im Klassenzimmer. Als Menschen, nicht als Roboter.

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