Big Data Ethics – Ethik im Zeitalter der Digitalisierung
Mai 24, 2017
Aus dem Unterricht des CAS Digital Risk Management mit Andreas von Gunten berichtet Anja Pavlovic:
Andreas von Gunten, Unternehmer mit zahlreichen verschiedenen Positionen bei verschiedenen Unternehmen, bringt der Klasse CAS-DRM-17 am 19. Mai 2017 das ethische Verständnis im Kontext zur Digitalisierug näher und gliedert den Unterrichtstag folgendermassen:
1. Was ist Ethik?
In der Ethik geht es im Allgemeinen um gesellschaftliche Normen, moralisches Handeln, Prinzipien und Werten. Die Ethik ist die “Wissenschaft von Moral”.
Sie beschäftigt sich mit der Herkunft von Werten, deren zu Stande kommen und Aushandeln innerhalb einer Gesellschaft. Es sind die inneren Überzeugungen und Werte, nach denen man sich verhalten soll und die von der Gesellschaft beeinflusst werden. Menschen sollen sich integer, d.h. den eigenen Werten und Normen entsprechend Verhalten und sich in einer Gesellschaft so positionieren, wie sie es für richtig halten. Dabei passt man sich auch ein stückweit der Gesellschaft an. In einer vielschichtigen Gesellschaft mit verschiedenen Glaubensrichtungen ist es sehr wichtig, seinen eigenen inneren Wertkompass zu entwickeln. Dabei ist es unumgänglich, sich mit seinem Wertkompass auseinanderzusetzen und auch begründen zu können, warum man gewisse Wertvorstellungen hat.
Das ist möglich indem…
Andreas von Gunten ist der Meinung, das nur mit einer Begründung und klaren Vertretung der eigenen Meinung und des eigenen Denkens Ethik funktioniert. Menschen tendieren dazu, ihre eigenen moralischen Vorstellungen als richtig anzusehen ohne Begründung! Menschen müssen über gewisse Dinge reden und immer wieder neu begründen, warum man was denkt. Ethik funktioniert nur mit Begründung, nur so kommt eine Gesellschaft weiter und zu einem gemeinsamen Verständnis.
Grundlage von “richtig” und “falsch” sind die eigenen inneren Vorstellungen, die immer wieder neu ausgehandelt werden müssen, die durch die Gesellschaft beeinflusst werden und – ganz wichtig – kontextabhängig sind.
2. Ethik und Bezug zu Big Data
Welche Rolle spielt Ethik nun im Zeitalter des technologischen Wandels und der Digitalisierung? Die Digitalisierung von heute heisst nicht nur, dass wir ein bisschen mehr Informationstechnologie haben, nein, die Menschheit befindet sich aktuell in einem gravierenden technologischen Umbruch. Gemäss A. von Gunten wird den Menschen das Fundament weggezogen und alles muss neu ausgehandelt und in Frage gestellt werden.
Die ethischen Fragen ändern sich mit dem Wandel und auch der Kontext verändert sich:
Solche Fragestellungen müssen miteinander diskutiert, abgewogen und in gemeinsamen Gesprächen beantwortet werden – d. h. ethische Vorstellungen und Moral müssen neu ausgehandelt werden.
3. Ethical Blindness
Von “Ethical Blindness” ist die Rede, wenn man zu voreiligen Schlüssen und Urteilen kommt ohne den gesamten Kontext betrachtet zu haben.
Grundsätzlich tendieren die Menschen dazu, für moralisch falsche Handlungen einen Schuldigen zu suchen, ohne sich mit der gesamten Situation auseinandergesetzt zu haben. Z.b. ist es falsch, dass ein erwachsener Mann in ein Haus einbricht und Essen stiehlt. Wenn aber der Gesamtkontext betrachtet wird und der Mann gestohlen hat, um seine Familie vor dem Hunger zu bewahren kann etwas falsches plötzlich legitim wirken.
Das Konzept der “Ethical Blindness” sagt, dass es nicht immer einfach ist zu sagen, wer die Schuld an schlechten Ereignissen trägt. Moralische Urteile sind immer kontextabhängig und müssen mit Argumenten begründet werden.
Das Paper von Palazzo, Krings und Hoffrage über Ethical Blindness verlässt die Welt der rationalen Entscheidungen. Es sei eine Illusion, alle Entscheidungen vernünftig durchzudenken und dann zu entscheiden zu können, da die Menschen immer durch Emotionen, Vorstellungen und Situationen beeinflusst werden. Ein Richter bespielsweise geht nicht strikt nach dem Gesetz sondern berücksichtigt im Einzelfall alle Aspekte, die mit der Tat zusammenhangen und entscheidet erst dann über richtig oder falsch. Deswegen räumen uns unsere Gesetze auch so viel Handlungsspielraum ein.
Framing
Egal was wir beurteilen, wir sind immer in einem Frame drin. Je enger der Frame ist, desto mehr besteht die Gefahr, dass moralische Aspekte nicht beachtet werden. Was kann man dagegen tun?
In einer Organisation oder einem Team ist es wichtig, die Gruppe zu stärken ohne dabei einen zu engen Frame zu bauen. Die eigene Meinung darf in der Gruppe nicht untergehen. Da besteht jedoch die Gefahr, dass man seine Meinung nicht äussert, wenn man als einziger aus der Reihe tanzt. Jeder muss für sich selber überlegen, was für ihn richtig und falsch ist und muss dies ganz klar kommunizieren, um die Gruppenstruktur zu begünstigen.
Da es für eine Gesellschaft schwierig ist, etablierte Meinungen und Vorstellungen zu brechen ist es wichtig, immer seine eigene Meinung zu halten, diese zu begründen und zu verteidigen. Nur so kommt eine Gesellschaft weiter.
4. Fünf Beispiele von Big-Data-Anwendungen
Big Data wird als die Analyse von grossen Datenmengen definiert, deren Auswertung zweckgebunden und zielgerichtet genutzt werden kann. Big Data hat neue Dinge ermöglicht, die vorher unvorstellbar gewesen sind und damit stellen sich auch schwierige ethische Fragen wie Aspekte der Privatsphäre, des Datenschutzes und der Selbstbestimmung der eigenen Daten.
Wie kann Big Data in Unternehmen verwendet werden?
Zusammengefasst: Mit Big Data ist vieles möglich! Vieles muss aber auch ethisch und moralisch angeschaut werden.
5. Ethische Aspekte
Von den Möglichkeiten für Unternehmen mit Big Data kommen wir nun zu den ethischen Aspekten:
6. Handlungsoptionen
Vielen Dank, Andreas von Gunten, für den interessanten Unterrichtstag!
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