Von Ecosystems & Plattformen…
Von Manuela Hänggi, September 14, 2022
Tust Du dich schwer mit der Definition oder der Auseinanderhaltung der Begriffe „Business Ecosystem“, „Plattform“ oder „plattformbasiertes Ecosystem“? Der nachfolgende Artikel klärt über die wichtigsten Unterschiede auf.
Nehmen wir uns als erstes dem Begriff Ecosystem an. Das Wort stammt ursprünglich aus dem Altgriechischen und setzt sich aus den beiden Worten „Eco“ (Haus) und „systema“ (das Zusammengestellte, Verbundene) zusammen. Ähnlich wie die wissenschaftliche Bezeichnung von Ökosystem als eine Lebensgemeinschaft von mehreren Organismen begriffen wird, kann die Parallele zu einem Business Ecosystem gemacht werden.
Auch bei einem Business Ecosystem bilden meist mehrere Unternehmen einen Verbund, die von einem Orchestrator gesteuert und auf eine gemeinsame Wertschöpfung hin ausgerichtet sind.
Ein gemeinschaftliches Ziel bzw. eine gemeinsame Wertschöpfung aller am Ecosystem beteiligten Teilnehmer spielt also eine zentrale Rolle; ein Ecosystem kann als Gemeinschaft mehr Kundennutzen generieren, als ein einzelnes Unternehmen im Alleingang in der Lage wäre.
Beispiele von Ecosystemen im Verbraucherbereich sind „Wohnen“, „Gesundheit“ oder „Mobilität“. Diese ermöglichen den Nutzern, eine Vielzahl von Kundenbedürfnissen durchgängig zu befriedigen. Ein Ecosystem im Bereich „Wohnen“ könnte bedeuten, dass sich ein potenzieller Käufer einer Immobilie zuerst auf einem Immobilienportal zwecks Informationsbeschaffung umsieht, bei Interesse bereits konkrete Suchanfragen bei Immobilienportalen wie Homegate oder Immoscout absetzt, sich von einer Immobilienbewertungsfirma bezüglich des Objekts beraten lässt und eine Finanzierung bei verschiedenen Banken anfragt. Ist das Objekt einmal gekauft, kommen weitere Bedürfnisse wie Versicherungsdienstleistungen, Smart-Home Elemente, oder ganz allgemein Themen rund um die Modernisierung der Immobilie hinzu. All diese Bedürfnisse kann er bestenfalls zentral an einem Ort abdecken.
«The Web is more of an ecosystem than a platform.
No-one can own an ecosystem. »
Dion Almaer
Wie eingangs beschrieben, sind verschiedene Teilnehmer an einem Ecosystem beteiligt, ein Ecosystem kann nie einem einzigen Unternehmen gehören, wie bereits auch schon 2018 Dion Almaer, damaliger Director Engineering von Google, getwittert hat.
Ein zentraler Bestandteil zur Orchestrierung des Austauschs von Ressourcen und Leistungen innerhalb eines Ecosystems ist die Plattform. Eine Plattform allein ist aber noch lange kein Ecosystem, auch wenn in der Praxis die beiden Begriffe oft synonym verwendet werden.
Im Zusammenhang mit Business Ecosystems, die ihre Dienstleistungen digital erbringen, könnte auch das Wort „Digitale Plattform“ verwendet werden.
Digitale Plattformen ermöglichen die Interaktion zwischen den verschiedenen Teilnehmern im Ecosystem. Nebst der Abdeckung der eigentlichen Kernleistung der Plattform umfasst sie auch weitere unterstützende Prozesse, wie beispielsweise die Abwicklung der Zahlung für die erbrachte Dienstleistung.
Da in einem Business Ecosystem meist die digitale Plattform als wichtiger Aspekt des Systems betrachtet wird, ist oft von einem plattformbasierten Ecosystem die Rede. Plattformbasierte Ecosystems ermöglichen beispielsweise die Nutzung von Dienstleistungen zwischen verschiedenen Teilnehmern, die Teil des Systems sind.
Das Unternehmen „airbnb“, welche weltweit Unterkünfte vermittelt, ist ein plattformbasiertes Ecosystem. Die Kunden werden über die Plattform direkt mit den Anbietern von Unterkünften verbunden, dabei werden Zwischenhändler wie Hotels, Agenturen oder Reisebüros ausgeschaltet.
Ein weiteres Beispiel ist das Dienstleistungsunternehmen „uber“, welches Fahrdienste (Taxifahrten) vermittelt, und so ebenfalls Zwischenhändler, wie Hotel-Rezeptionen oder die klassische Taxizentrale eliminiert hat. Ketzerisch gesagt verfügt „uber“ über die grösste Fahrzeugflotte weltweit, ohne selbst eigene Fahrzeuge zu besitzen.
Amazon eignet sich ebenfalls, um ein plattformbasiertes Ecosystem zu illustrieren. Nehmen wir an, dass eine Person eine Trekking-Reise unternehmen möchte. Von der Reiseplanung, über die Beschaffung der erforderlichen Ausrüstung, dem Kauf und Versand der bestellten Ware, sowie abschliessende Aktivitäten wie die Verfassung eines Reiseberichts oder Fotoalbums, kann der Kunde alles im Ecosystem von Amazon beziehen. Verschiedene Teilnehmer aus dem Ecosystem verknüpfen hier also ihre Dienstleistungen, um das Kundenbedürfnis „Trekking“ von der Planung bis zum Reisebericht durchgängig zu erfüllen.
Ein typisches Kriterium von plattformbasierten Ecosystems sind die damit erzeugten Netzwerkeffekte. Um das nochmals am Beispiel von „uber“ aufzuzeigen, generieren mehrere Taxifahrer eine potenziell höhere geographische Abdeckung, was wiederum in eine schnellere Abholung der Kunden, kürzere Wartezeiten der Fahrer, und somit zu tieferen Preisen führt. Zusätzlich resultieren aufgrund der erhöhten Nachfrage geringere Skalierungskosten, sprich das Hinzufügen von weiteren Fahrern führt nur zu geringfügigem Aufwand und Kosten.
Abschliessend kann also gesagt werden: Ein Business Ecosystem ist eine dynamische Gemeinschaft von verschiedenen Teilnehmern, die alle einen gemeinsamen Wertezweck bzw. gemeinschaftliche Wertschöpfung verfolgen und über abgestimmte Technologien mit definierten Normen und Regeln interagieren.
Die Plattform ist ein wichtiger Bestandteil zur Orchestrierung der verschiedenen Akteure innerhalb des Ecosystems. Sie bietet dabei die (technische) Grundlage, damit Angebot und Nachfrage möglichst einfach aufeinandertreffen und die Interaktionen mit kleinstmöglichem Aufwand zum besten Kundennutzen führen.
Ein zentrales Element für plattformbasierte Ecosysteme ist die Plattform selbst, welche ihre Wirkung erst in einem umgebenden Ecosystem entfaltet.
Dieser Fachbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Mobile Business & Ecosystems verfasst und wurde redaktionell aufgearbeitet.
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